Das Wetter wird extrem – doch keiner weiss wo

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ETH-Studie zeigtDas Wetter wird extrem – doch keiner weiss wo

Es wird heisser und nasser. ETH-Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es in Zukunft mehr Hitzetage und starke Niederschläge geben wird. Nur wo genau, weiss man nicht.

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Wie geht es mit unserem Klima weiter? Dieser Frage haben sich ETH-Wissenschaftler gestellt und sind auf eine zunächst ernüchternde Antwort gestossen: In ihrer kürzlich veröffentlichten Studie kommen sie zum Schluss, dass sich das Wetter der Zukunft nicht präzise vorhersehen lässt. Wenn also die Verantwortlichen der Gemeinde Andermatt wissen wollen, ob ihnen in den nächsten Jahren eine Überschwemmung droht und sie deshalb einen Hochwasserschutz bauen sollten, kann ihnen niemand Auskunft geben.

Reto Knutti, ETH-Professor am Institut für Atmosphäre und Klima, erklärt: «Extreme Wettereignisse sind selten, man spricht nicht umsonst von einem Jahrhundertregen.» Aus diesem Grund sei es fast unmöglich, eine Prognose zu stellen, wann und vor allem wo genau die nächste Überschwemmung droht. Er und sein Team konnten dieses Problem jedoch umgehen, indem sie grössere Regionen in ihre Studie miteinbezogen. «So haben wir mehr Ereignisse: beispielsweise eine Hitzewelle in der Schweiz, in Russland und in Kanada», sagt Knutti. Ihre Resultate zeigen, dass es in den nächsten 30 bis 40 Jahren weltweit mehr heisse Tage und mehr starke Niederschläge geben wird.

Mehr Hitzeperioden und Starkniederschläge

Etwas konkreter werden sie für einzelne Grossregionen wie Europa, die USA, China oder Australien: Hier sagen die Klimamodelle eine Zunahme der Stärke von Hitzeperioden in den nächsten 30 Jahren und von Starkniederschlägen in den nächsten 50 Jahren voraus, wie die ETH in einer Medienmitteilung bekannt gibt. Die Konsequenz daraus ist laut Knutti, dass man das Klima an einem einzelnen Ort nicht voraussagen kann und es wohl auch nie können wird. «Das Chaos des Wetters ist nicht vorhersehbar.»

Es gebe unzählige vergleichbare Beispiele, sagt Knutti - so auch im Strassenverkehr: Wenn Geschwindigkeitsbegrenzungen erhöht werden, lässt sich voraussagen, dass es mehr Verkehrsunfälle gibt. Wo genau der nächste Unfall stattfinden wird, lässt sich hingegen nicht vorhersagen. Dies bedeute aber nicht, dass die Erkenntnisse aus der Studie nutzlos seien. «Diese Informationen sind vielleicht für einen Bauern, dessen Anbau- und Erntestrategien vom Wetter abhängen, nicht interessant.»

«Institutionen mit globalem Fokus wie beispielsweise Rückversicherer und Nahrungsmittelmultis wollen nicht unbedingt wissen, wo etwas geschieht, sondern nur dass es passiert.» Grundsätzlich müssten sich die Menschen einfach überall so einrichten, dass sie nicht verwundbar seien. «Wir wissen, dass es in der Schweiz immer wieder Felsstürze gibt. Wo der nächste passiert, wissen wir nicht, deswegen müssen sich alle dagegen rüsten.»

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