Die wichtigsten Antworten zur Corona-Impfstrategie des Bundes

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400-Millionen-BudgetDie wichtigsten Antworten zur Corona-Impfstrategie des Bundes

Der Bund hat weitere 100 Millionen Franken für einen Impfstoff gesprochen, nachdem am Montag die Nachricht über einen neuen Impfstoff-Kandidaten um die Welt ging. Die wichtigsten Antworten.

Die Schweiz verhandelt mit Biontech über Impfdosen.
Die Gespräche sollen sich auf der Zielgerade befinden. BAG-Chef Stefan Kuster wollte sich am Dienstag dazu nicht äussern.
Bundesrat Alain Berset hat am Mittwoch verkündet, dass weiter 100 Millionen Franken für den Kauf von Impfdosen zur Verfügung gestellt werden.
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Die Schweiz verhandelt mit Biontech über Impfdosen.

Keystone

Darum gehts

  • Der Bundesrat hat weitere 100 Millionen Franken für die Besorgung eines Impfstoffs reserviert.

  • Dazu wurde auch ein Reservationsvertrag mit den Pharmaunternehmen Pfizer und Biontech geschlossen.

  • Erste Impfungen sollen in der Schweiz wohl im ersten Halbjahr 2021 gemacht werden können.

Wann werden die ersten Impfungen durchgeführt?

In den USA wollen die Hersteller noch diesen Monat eine Zulassung beantragen. Bis die ersten Impfdosen verabreicht werden können, dauert es gemäss Experten sicher noch bis Ende Jahr. Noch dieses Jahr sollen 50 Millionen Impfdosen hergestellt werden. Das würde reichen, um 25 Millionen Menschen zu impfen. Für das nächste Jahr ist die Produktion von 1,3 Milliarden Impfdosen vorgesehen. In der Schweiz wird damit gerechnet, dass im ersten Halbjahr 2021 erste Impfungen erhältlich sind.

Wie viele Impfdosen wird die Schweiz bekommen?

Der Bundesrat hat am Mittwoch an einer Pressekonferenz bekanntgegeben, dass er den Kredit für die Beschaffung eines Impfstoffs um 100 Millionen auf 400 Millionen Franken erhöht hat. Bei der Firma Moderna hat sich der Bund bereits 4,5 Millionen Impfdosen gesichert, dazu kommen 5,3 Millionen Dosen von einem britischen Pharmaunternehmen.

Im Idealfall werden die Dosen laut Gesundheitsminister Alain Berset (SP) über die Beteiligung am globalen Einkaufsprogramm Covax um weitere 3,2 Millionen Dosen erweitert. Auch mit den Herstellern des neuesten Impfstoffs gibt es gemäss Gesundheitsminister Berset bereits eine «bindende Vereinbarung», dass die Schweiz Zugang zum Impfstoff erhält, rund drei Millionen Dosen sollen reserviert worden sein. Die definitive Vertragsunterzeichnung steht noch aus.

Was kostet der Impfstoff?

Der neue Impfstoff soll in den USA 40 Franken pro Person kosten – je 20 Franken für zwei nötige Spritzen. Die Kosten für die verschiedenen Impfstoffe variieren, laut Berset von wenigen Franken bis hin zum Zehnfachen pro Dosis. Insgesamt hat der Bund mittlerweile 400 Millionen Franken für die Beschaffung von Impfstoffen zur Verfügung gestellt. Diese sollen für den Kauf des Impfstoffs verwendet werden. Doch auch das Impfen selber wird Kosten verursachen. Wie teuer eine einzelne Impfung am Schluss sein wird und welcher Teil dieser Kosten auf die Bürger abgewälzt werden soll, ist laut Berset noch nicht klar und hängt auch davon ab, welche Impfstoffe am Schluss tatsächlich verwendet werden.

Wie wird er verteilt, wer erhält ihn zuerst?

Wie der Impfstoff unter der Schweizer Bevölkerung verteilt werden soll, ist noch unklar. Laut Stefan Kuster, Leiter der Sektion übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit, erarbeite die Schweiz derzeit eine Impfstrategie. Der Fokus soll in einem ersten Schritt auf Risikopatienten und dem Gesundheitspersonal liegen. Laut Kuster spielt für die Verteilung auch eine Rolle, welcher Impfstoff am Schluss angewendet wird. Berset betonte am Mittwoch erneut, dass niemand sich werde impfen lassen müssen.

Ist die Krise vorbei, sobald ein Impfstoff da ist?

Der Impfstoff kann einen wichtigen Beitrag zur Immunisierung der Bevölkerung leisten. Der neuste Wirkstoff verspricht gemäss Herstellerangaben einen Wirkungsgrad von 90 Prozent. Ob er tatsächlich absolut gegen das Virus schützt, oder nur teilweise, müssen weitere Studien zeigen. Dank breitflächigem Impfen mit einem wirksamen Impfstoff könnte das Leben in vielen Bereichen wieder zu einer gewissen Normalität zurückkehren.

Insbesondere das Gesundheitspersonal, das sich bei der täglichen Arbeit stark dem Risiko einer Infektion aussetzt, würde zuerst profitieren, ausserdem Risikopatienten, die vor einer Erkrankung mit schwerem Verlauf geschützt werden könnten. Sobald mehr Impfdosen vorhanden sind und sich ein Grossteil der Bevölkerung impfen lässt – Experten gehen davon aus, dass 60 Prozent der Bevölkerung geimpft werden müssen –, kann eine Herdenimmunität erreicht werden, die die Ausbreitung des Virus stoppen kann.

Welche Nebenwirkungen sind bekannt?

Der Hersteller berichtet von Kopfschmerzen und Fieber. Selten litten einige jüngere Testpersonen nach den Impfungen an Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schüttelfrost oder Muskel- und Gelenkschmerzen. Gravierende Nebenwirkungen sind bislang nicht bekannt. Die Untersuchungen laufen aber noch, die sogenannten Sicherheitsdaten für den neuen Impfstoff werden voraussichtlich nächste Woche bei der Arzneimittelzulassungsbehörde der USA deponiert. Der Bundesrat hat stets betont, dass die Sicherheit eines Impfstoffs zentral sei für eine Zulassung in der Schweiz.

Können andere Länder möglicherweise vor der Schweiz impfen?

Das ist möglich. Wen die Hersteller zuerst beliefern, wird in den Verträgen festgehalten. Dabei spielen auch die Grösse und die Kaufkraft der Länder eine Rolle. Der Bundesrat ist laut Berset aber bestrebt, im nächsten Jahr so schnell als möglich einen sicheren, breit verfügbaren Impfstoff zur Verfügung stellen zu können.

Impfstoff von Biontech

Das Mainzer Unternehmen Biontech und der Pharmakonzern Pfizer gaben am Montag bekannt, dass ihr Impfstoff einen bis zu 90-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19 biete. Sie wollen in diesem Jahr 50 Millionen und 2021 rund 1,3 Milliarden Impfdosen zur Verfügung stellen – weltweit. Jede Person muss zwei Mal geimpft werden. (SDA)

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