Twitter zeigt: Das wünschen sich Frauen in der Gynäkologie-Praxis

Dich macht schon der Anblick dieses Fotos nervös? Ein Arzt aus Indiana versucht, es in seiner Praxis künftig besser zu machen – mit Hilfe von Twitter.

Dich macht schon der Anblick dieses Fotos nervös? Ein Arzt aus Indiana versucht, es in seiner Praxis künftig besser zu machen – mit Hilfe von Twitter.

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Viraler TweetDas wünschen sich Frauen in der Gynäkologie-Praxis

Der Besuch beim Gynäkologen oder der Gynäkologin ist für viele ein unangenehmes, aber notwendiges Übel. Ein Arzt versucht nun, das Ganze erträglicher zu machen – und geht mit seiner Anfrage viral.

Ryan Stewart arbeitet als Urogynäkologe in Indiana. Für die Gestaltung seiner Praxis fasst er einen Entscheid: Statt «Profis» und Kollegen fragt er Frauen, was sie sich wünschen, um den Besuch bei ihm zu optimieren.

«Ich habe die Möglichkeit, meine Praxis von Grund auf zu gestalten», schreibt er. «Ich frage euch Frauen: Wie würdet ihr eine Gynäkologie-Praxis gestalten? Probleme, Frustrationen, Lösungen – kein Detail ist zu klein. Wenn ich jemals einen Tweet verfasst habe, der es verdient hätte, viral zu gehen, wäre es dieser hier.»

Liest man sich die Reaktionen auf seinen Aufruf durch, war dieser Schritt längst überfällig.

Nicht nur Frauen brauchen Betreuung

Über 1300 Antworten bekam der Post von Stewart bisher. Einer der meist-gelikten ist die Anmerkung, dass es nicht nur Frauen sind, die gynäkologische Betreuung brauchen.

@Hannahstarflower schreibt «Ich würde nicht nur Frauen fragen. Ich bin keine Frau und gynäkologische Betreuung ist essentiell für meine Gesundheit. Umfassendes Training des Personals ist wichtig für die Sicherheit von BIPOC, queeren oder behinderten Menschen und anderen Minderheiten.»

Der Kommentar bekommt nicht nur viel Zuspruch von anderen. Auch der Arzt selbst geht auf ihn ein und entschuldigt sich für seine Formulierung.

«Ich wurde (richtigerweise) darauf hingewiesen, dass ich (fälschlicherweise) von ‹Frauen› gesprochen habe, als ich ‹Menschen, die gynäkologische Betreuung brauchen› hätte sagen sollen», schreibt der Gynäkologe und bezieht sich dabei auf trans, nonbinäre sowie intergeschlechtliche Menschen.

Tweets für mehr Diversität und Inklusion

Diversität und Inklusion sind allgemein grosse Themen bei den Vorschlägen. Zum Beispiel, wenn es um die Unterrepräsentation von nicht-weissen Personen, etwa auf Plakaten und Prospekten, geht.

«Jedes Bild, jede Zeichnung und jedes Modell orientiert sich an weissen Frauen. Ich bin 53 und habe mich noch nie in einer Praxis repräsentiert gefühlt oder Modelle gesehen, die aussehen wie ich. Zeit, das zu ändern!»

Empathie und Anerkennung

Auch spezielle Betreuung von traumatisierten oder sexuell misshandelten Patientinnen wird gefordert.

User @karabear_1 fasst den Tenor in einem Tweet zusammen: «Es ist wichtig anzuerkennen, dass die Untersuchungen Personen mit traumatischen sexuellen Erfahrungen überfordern. Ich würde mich sicherer fühlen, wenn mir nicht nur gesagt wird, dass alle diese Untersuchungen machen müssen und sie keine grosse Sache sind. Für mich sind sie das.»

Wie wärs andersherum?

Oft gefordert werden ausserdem ganz simple, physische Anpassungen, die in der realen Welt aber häufig nicht der Standard sind. Etwa den Behandlungsstuhl in einem Winkel zu positionieren, von dem aus nicht alle, die zur Tür rein kommen, zwischen die Beine der Patientin schauen können.

«Lasst das Ende des Gynäkologiestuhls nicht in Richtung der Tür zeigen und benutzt einen Vorhang!», schlägt @lunaphoenixAK vor.

Auch häufig gewünscht: Vaginalspekula (das sind die Spreizer, die wie eine Mischung aus Lockenstab und Folterinstrument aussehen) in verschiedenen Grössen und aus einem angenehmeren Material als kaltem Metall. Lichtschalter, die signalisieren, wann man mit dem Umziehen fertig ist. Oder einfach eine Temperatur in den Behandlungsräumen, die über gefühlt 15 Grad liegt.

@HC_Richardson wünscht: «Bitte heizt die Behandlungsräume so auf, dass wir keine Unterkühlung riskieren.»

Twitter als Leitfaden

Kurzum: Leicht zu behebende Probleme, bei denen sich vermutlich viele der Patientinnen schon einmal gefragt haben, wieso sie existieren – bisher aber keine Chance hatten, etwas dagegen zu unternehmen.

Umso schöner daher, dass der Tweet von Dr. Stewart gerade für so viel Aufmerksamkeit sorgt. Übrigens: Er selbst hat (ebenfalls auf Twitter) angekündigt, die Antworten zu seinem Aufruf in ein Handbuch für seine Angestellten aufzunehmen.

Hast du Fragen zu Beziehung, Liebe oder sexueller Gesundheit?

Hier findest du Hilfe:

Lilli.ch, Onlineberatung

Tschau, Onlineberatung

Feel-ok, Informationen für Jugendliche

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Was würdest du ändern, um den Besuch beim Gynäkologen oder der Gynäkologin angenehmer zu machen?

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