David Constantin über Tschugger: «Es wird nur noch dümmer»

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David ConstantinÜber das Ende der Serie «Tschugger»: «Es wird nur noch dümmer»

Die Walliser Polizeiserie ist die beste Schweizer TV-Produktion der letzten Jahre. Im Interview erzählt der Regisseur und Hauptdarsteller, warum jetzt trotzdem Schluss ist.

Die vierte und letzte Staffel von «Tschugger» ist laut Regisseur und Hauptdarsteller David Constantin (Mitte) die beste bisher.
David Constantin spielte in der Serie «Tschugger» den Walliser Polizisten Bax, der versucht, die Welt zu retten.
Als Regisseur der TV-Show engagierte er auch Cederic Schild (stehend).
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Die vierte und letzte Staffel von «Tschugger» ist laut Regisseur und Hauptdarsteller David Constantin (Mitte) die beste bisher.

SRF/Dominic Steinmann

Darum gehts

  • Die Walliser Polizeiserie «Tschugger» hat zahlreiche Preise gewonnen und gilt als die beste Schweizer TV-Produktion seit langem.

  • Im Interview erklärt Regisseur und Hauptdarsteller David Constantin, warum die Geschichte mit der vierten Staffel endet.

  • Wegen der Serie sass er auch schon weinend und lachend im Zug. Das sei ein Schlüsselerlebnis für ihn gewesen.

David Constantin, der Trailer zur vierten und letzten Staffel «Tschugger» wirkt mit seinen Actionszenen, als hättet ihr erstmals das Budget gehabt, um all eure Vorstellungen zu verwirklichen. Warum hört ihr jetzt auf?
Wir durften dieses Mal schon sehr viele krasse Sachen machen. Und Ideen für Actionszenen werden uns sicher nie ausgehen. Aber nach der vierten Staffel fühlte es sich an, als ob die Reise unserer Figuren zu Ende geht. Und wir hatten keinen Bock repetitiv zu werden und uns zu wiederholen. Wir waren jetzt vier intensive Jahre lang in dieser «Tschugger»-Welt – jetzt haben wir Lust, etwas anderes zu probieren.

Bei der 2005 gestarteten Ärzte-Serie «Grey's Anatomy» ist gerade die 21. Staffel angelaufen, die nächste ist bereits in Planung. Warum könnt ihr trotz eures Erfolges einfach aufhören?
Bei den grossen US-Produktionen werden die Autoren-Teams regelmässig ausgetauscht, bei «Tschugger» hingegen gibt es nur das Kernteam, ohne das es keinen Sinn macht, die Geschichte weiter zu erzählen. Beim Start wussten wir zwar nicht, ob «Tschugger» ein Erfolg oder ein Flop wird, was wir aber wussten, war: Wir werden nie 22 Staffeln machen. Dafür sind wir viel zu neugierig für Anderes.

Es gibt viele Beispiele von Serien wie «Game of Thrones», die daran scheiterten, ein gutes Ende zu finden. Wolltet ihr diesem Schicksal entgehen?
Unsere Freude am Filme machen ist so gross, dass die Angst vor dem Scheitern eigentlich gar keinen Platz hat. Und auch wenn man scheitert. Ich finde es eher schwierig, dass in unserer Gesellschaft so die Mentalität vorherrscht: «Man muss aufhören, wenns am schönsten ist!» Das finde ich Bullshit! Man darf doch auch mal scheitern oder halt kein schönes Ende finden. Das ist menschlich und ist mir sympathisch. Wir wollten bei Tschugger einfach mal einen Punkt machen.

Vincent Veillon (38), das Aushängeschild beim Welschen SRF, hat dich in einem Interview als grosse Inspiration bezeichnet. Wie ist es, von Menschen aus der Branche bewundert zu werden?
Das ist eine Riesenehre. Auch etwas surreal. Er hat bei «Tschugger» mitgespielt und ich verfolge schon seit Jahren, was er bei RTS macht. Mit seinem Kollegen macht er Sketsches, Filme und Sendungen. Das ist unglaublich, wenn du auf einmal die Möglichkeit kriegst, mit deinen Idolen zusammen zu arbeiten.

Arbeitslose Fussballtrainer hospitieren häufig bei erfolgreichen Kollegen, schauen etwa Pep Guardiola (53) über die Schultern. Planst du nun Ähnliches und besuchst Quentin Tarantino (61)?
Um einfach vorbeizuschauen nicht, aber wenn er mich casten will, wäre ich sofort dabei – auch als Statist! Ich habe bisher wenig mit anderen Regisseurinnen und Regisseuren zusammengearbeitet, das wäre ein grosser Traum von mir.

Wärst du gerne Statist oder Statistin in einem Tarantino-Film?

Vincent sagte im Interview auch, dass im Schweizer Show-Geschäft viele Angst vor Erfolg hätten – siehst du das auch so?
Ich hatte ehrlich gesagt eher Schiss vor negativer Kritik und davor, dass mir die Leute auf der Strasse fiese Sachen sagen. Die Unsicherheit war gross. Mein Ziel war, danach weitere Projekte machen zu können und von meiner Passion leben zu können.

Hast du jetzt bei der vierten Staffel immer noch Angst vor einem Flop?
Nein, ich habe im Gegenteil das Gefühl: Die neue Staffel wird super ankommen. Das ist die beste bis jetzt. Die Handlung ist so verrückt, die Figuren sind bekannt und es wird nur noch dümmer. Im Schnitt hat es so geflutscht und Spass gemacht. Normalerweise denke ich da: «Oh, mein Gott, was haben wir da gemacht? Wie biegen wir das zurecht?»

Und jetzt hört ihr auf, anstatt die Welle weiterzureiten!?
Ja, denn es ist Gift für die Kreativität, wenn alles zu gut eingespielt ist, alles zum Selbstläufer wird. Ich denke, viele Serien leiden darunter.

In einem Interview hast du gesagt, dass du dank «Tschugger» zum ersten Mal in deinem Leben richtig stolz auf dich warst. Warum musstest du für dieses Gefühl 40 Jahre alt werden?
Das ist etwas reisserisch. Ich hatte schon viele Momente, in denen ich stolz war und mir auf die Schulter klopfte. Beim Rohschnitt der vierten Staffel gab es einen Moment, da sass ich im Zug und musste richtig lachen. Ich kam mir so dumm vor. Mir liefen die Tränen runter. Ich fühlte mich befreit und hatte die Erkenntnis: Es hat sich alles gelohnt, für diesen Moment.

Wie geht es für dich weiter?
Ich habe gerade angefangen, Tennis zu spielen und Skateboard zu fahren. Für solche Sachen hatte ich die letzten Jahre nicht viel Zeit. Sonst habe ich ein paar Projekte im Film- oder Serienbereich in der Schublade, an denen wir arbeiten werden – da ist aber noch nichts spruchreif. Vielleicht mache ich mal was mit Tieren. So ganz ohne Dialoge.

Welches Tier würde dich reizen?
Giraffen! Ich fände es lustig, weil es ein Tier ist, dass mit seiner Grösse überhaupt nicht dafür gemacht ist, gefilmt zu werden: Du hast immer entweder den Kopf, den Hals oder die Beine im Bild, aber nie alles aufs Mal.

Die gesamte vierte Staffel der Serie «Tschugger» ist ab dem 10. Oktober als exklusive Kinofassung in den Schweizer Kinos zusehen. SRF1 zeigt die einzelnen Episoden ab dem 24. November.

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