Deepfakes: Zürcherin kämpft gegen Nacktbilder im Netz

Publiziert

DeepfakePorno-Opfer: «Ich bringe das Zeug nicht mehr aus dem Netz»

Eine Zürcherin (39) kämpft dagegen, dass jemand Bilder von ihrem Insta geklaut und damit ein Porno-Profil erstellt hat. Die Polizei könne wenig tun, wurde ihr gesagt. Trotz Anzeige sind die Bilder öffentlich für jedermann zu finden – mit einer einfachen Google-Suche.

In den USA schockieren Deepfake-Pornos, die mit geklauten Instagram-Bildern erstellt wurden – auch in der Schweiz gab es schon Fälle. (Symbolbild)
Mit einem Klick zum Deepfake: KI-Pornos alarmieren Experten.
Auch in Spanien sind Fälle bekannt, in welchen KI-Nacktfotos von Mädchen im Alter von elf bis 17 erstellt wurden.
1 / 4

In den USA schockieren Deepfake-Pornos, die mit geklauten Instagram-Bildern erstellt wurden – auch in der Schweiz gab es schon Fälle. (Symbolbild)

Pexels

Darum gehts

  • Eine Frau aus Zürich entdeckt gestohlene und manipulierte Bilder von sich auf einer Pornoseite.

  • Die Polizei ist machtlos, da die Seite im Ausland gehostet wird und der Täter anonym bleibt.

  • Deepfake-Technologie wird genutzt, um realistisch aussehende Bilder zu erstellen.

  • Das Opfer hat Anzeige erstattet, aber die rechtlichen Schritte sind begrenzt.

Deepfake-Pornos sind mit Fotos fremder Menschen mit wenigen Klicks ganz einfach zu erstellen – auch Schweizerinnen sind betroffen. 20 Minuten enthüllte, dass im Kanton Zürich schon mehrere Anzeigen eingegangen sind.

Eines der Opfer ist Anja*. Die 39-Jährige hat ein Instagram-Profil mit 3300 Followern. Ein Unbekannter klaute ihre Fotos und erstellte damit auf einer internationalen Pornoseite ein öffentliches Profil, auf denen man Anja nun mit entblössten Brüsten sieht.

Die Pornowebseite hat die Endung .to und stammt aus dem Inselstaat Tonga.

Die Pornowebseite hat die Endung .to und stammt aus dem Inselstaat Tonga.

Google Maps

Ein Teil der Bilder ist gefälscht und von künstlicher Intelligenz erstellt, einige sind jedoch auch echt. Sie hat sie privat gegen Bezahlung verschickt, aber die Bilder wurden wohl auf technischem Weg gestohlen. «Jene Fotos, die künstlich gemacht wurden, sind jedoch sehr realistisch. Es sieht aus wie mein Körper, auch mit allen Tattoos, teilweise auch solchen, die ich mittlerweile entfernen liess.»

Per Google-Suche findet man ihre Nacktbilder

Ihr Gesicht sei auf einen generierten Körper gestellt worden, «aber es sieht wirklich aus wie ich», sagt Anja. Andere Bilder seien aber auch ganz einfach geklaut.

Das Hauptproblem von Anja ist, dass die Bilder ohne Registrierung, ohne Alterskontrolle und ohne sonstige Hürde für jedermann öffentlich zugänglich sind. Man braucht nur ihren Nicknamen zu kennen und findet die Fotos mit einer kurzen Google-Suche. «Was ist, wenn meine Söhne sie finden? Oder meine Nachbarn, andere Bekannte – einfach jeder kann sie sehen!» Sie wurde überhaupt erst auf die Pornoseite aufmerksam, weil jemand sie darauf hingewiesen hat, dass er sie auf der Seite entdeckt habe. «Ich kannte die Seite vorher nicht einmal.»

Polizei sagt, sie müsse damit leben

Als sich das Opfer an die Rechtsschutzversicherung sowie an die Polizei wandte, wurde ihr gesagt, dass man «nicht viel tun» könne. Sie müsse wohl fortan damit leben, dass die Fotos – sowohl die echten wie auch die gefälschten – wahrscheinlich öffentlich zugänglich bleiben werden.

Anzeige hat sie erstattet, aber laut Kantonspolizei könne gegen den User, der die Fotos hinaufgeladen hat, nur vorgegangen werden, wenn es ein Schweizer oder ein Deutscher sei.

Bilder von Insta geklaut – Thurgauerin landet ungewollt auf Onlyfans.

20min/Thomas Sennhauser

«Ich bringe dieses Zeug einfach nicht mehr aus dem Netz», klagt sie. Zwar habe sie sich auf der Seite auch registriert und verfolge das Treiben des Users, der die Bilder hochgeladen hat – aber sie könne nichts dagegen unternehmen. «Er hat auf der Seite sogar einen Gold-Status und ich denke, er verdient damit sogar Geld.»

Fedpol geht von Persönlichkeitsverletzung aus

Laut Anfrage beim Bundesamt für Polizei (Fedpol) verstossen Deepfakes nicht per se gegen das Gesetz und dienen nicht ausschliesslich der kriminellen Anwendung. «Allerdings können Deepfake-Darstellungen je nach Einzelfall strafbare Handlungen gegen das Vermögen, gegen die Ehre und den Geheim- oder Privatbereich, Verbrechen und Vergehen gegen die Freiheit oder gegen die sexuelle Integrität darstellen», sagt Berina Repesa, Mediensprecherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD), zu 20 Minuten.

«Er hat auf der Seite einen Gold-Status und ich denke, er verdient damit sogar Geld.»

Porno-Opfer Anja* (39)

Zusätzlich sei bei diesem Fall sowie ähnlich gelagerten Fällen naheliegend, dass unter anderem zivilrechtliche Persönlichkeitsverletzungen sowie Verstösse gegen das Urheberrecht vorliegen könnten. Berina Repesa: «Grundsätzlich ist die Strafverfolgung der genannten Straftatbestände in kantonaler Zuständigkeit.»

Polizei kann nur etwas gegen Schweizer Seiten tun

Gegenüber 20 Minuten wollte jedoch weder die Kantonspolizei Zürich noch die Oberstaatsanwaltschaft mit der gemeinsamen Fachstelle für Cyberkriminalität Angaben dazu machen, wie schwer es für solche Opfer ist, Nacktbilder von sich selber – egal, ob echt oder gefakt – wieder aus dem Netz zu entfernen.

Das Fedpol sagt dazu lediglich, dass eine rechtliche Handhabe nur bezüglich Schweizer Webseiten bestehe, die verbotene pornografische Inhalte verbreiten. Den ausländischen Seitenbetreiber zu zwingen, solche Inhalte zu löschen, den User zu blockieren und die Identität des Users oder dessen IP-Adresse bekanntzugeben, dürfte schwierig werden: Die Seite, auf der die Fotos von Anja verbreitet wurden, wurde im Inselstaat Tonga registriert.

*Name geändert.

Darum wurde das Kommentarfeld deaktiviert

  • Wir wissen, wie wichtig es ist, eure Meinung zu teilen. Leider müssen wir die Kommentarspalte bei diesem Artikel geschlossen lassen. Es gibt Themen, bei denen wir wiederholt Hasskommentare und Beleidigungen erhalten. Trotz intensivem Aufwand findet in diesen Kommentarspalten kein konstruktiver Austausch statt. Das bedauern wir sehr. Bei Storys rund um Todesfälle, Verbrechen und Unglücke verzichten wir ebenfalls auf die Kommentarfunktion.

  • Uns ist der Austausch mit euch enorm wichtig – er ist ein zentraler Bestandteil unserer Plattform und ein wesentlicher Baustein einer lebendigen Demokratie. Deshalb versuchen wir die Kommentarspalten so oft wie möglich offenzuhalten.

  • Ihr habt es selbst in der Hand: Mit respektvollen, konstruktiven und freundlichen Kommentaren tragt ihr dazu bei, dass der Dialog offen und wertschätzend bleibt. Wir freuen uns auf einen spannenden Austausch in der nächsten Kommentarspalte!

Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?

Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.

Deine Meinung zählt