Deltenre verlässt Schweizer Fernsehen

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KarriereDeltenre verlässt Schweizer Fernsehen

Fernsehdirektorin Ingrid Deltenre verlässt Ende Jahr das Schweizer Fernsehen (SF). Sie wird Anfang 2010 Generaldirektorin der European Broadcasting Union (EBU) in Genf. Wer ihre Nachfolge übernimmt, ist offen.

Der EBU-Exekutivrat hat die 48-Jährige am Freitag ins hohe Amt gewählt, wie SF mitteilte. Die EBU ist eine Vereinigung von 75 öffentlich-rechtlichen Rundfunkunternehmen aus 56 Ländern in Europa. Ihren Sitz hat sie in Genf. Sie beschäftigt weltweit rund 300 Mitarbeitende.

Nach sechs Jahren sei für sie «der Moment gekommen, etwas Neues anzufangen», wird Deltenre in der Mitteilung zitiert. Gereizt habe sie vor allem die internationale Ausrichtung der EBU und die «breite, attraktive Aufgabenpalette».

Deltenre ist seit dem 1. Januar 2004 SF-Direktorin. Zuvor war sie Geschäftsführerin der publisuisse. Über ihre Nachfolge werde der Verwaltungsrat der SRG SSR idée suisse Deutschschweiz in den nächsten Tagen beraten, heisst es in der Mitteilung. Es gelte, die SF-Führung bis zum Abschluss des Projekts Medienkonvergenz, bis zur Zusammenlegung mit Schweizer Radio DRS Anfang 2011, sicherzustellen.

Zwischen Bedauern und Freude

Deltenres Chef, SRG-Generaldirektor Armin Walpen, bedauert ihren Weggang. «Die SRG verliert eine führungsstarke Frau und eine gute Direktorin», sagte er. Sie habe das SF in allen Belangen auf eine gute Ebene gebracht und es ins digitale Zeitalter geführt. Innerhalb des Unternehmens sei sie anerkannt gewesen, die Mitarbeitenden hätten Vertrauen gehabt zu ihr.

Er freue sich aber natürlich auch für sie, dass sie den Posten als EBU-Generaldirektorin bekommen habe, sagte Walpen, der selber im Verwaltungsrat der EBU sitzt.

Der SRG-Generaldirektor glaubt nicht, dass der Wechsel der Fernsehdirektorin etwas mit dem Projekt Medienkonvergenz zu tun hat, das nur noch einen Direktoren-Posten für Radio und Fernsehen vorsieht.

«Ingrid Deltenre war überzeugt, dass die Konvergenz der richtige Weg ist», sagte der Generaldirektor. Seiner Meinung nach sei für Deltenres Entscheid ausschlaggebend gewesen, dass sie für sich einen wichtigen Schritt machen konnte.

SSM: Gegenwind war zu stark

Anders sieht das die Mediengewerkschaft SSM. «Ingrid Deltenre hat wohl gemerkt, dass sie ziemlich viel Gegenwind hat und dass dieser Gegenwind auch in einem Jahr noch da sein wird, wenn es um die definitive Besetzung des Postens des Gesamt-Direktors oder der Gesamt-Direktorin geht», sagte Ernst Gräub, Sekretär SSM-Gruppe Fernsehen.

Er sei «nicht unzufrieden», dass Deltenre das SF verlasse. Sie habe zwar Gutes in der Ausbildung bewirkt, im Gegenzug seien ihr aber «relativ viele Flops» passiert. «Sie hatte programmlich nicht das Gspüri, das man in einem solchen Posten haben sollte.»

Vom Nachfolger oder von der Nachfolgerin Deltenres wünscht sich der Gewerkschafter denn auch eine stärkere Gewichtung der Qualität und des Service public.

Job auf Zeit

Auch Armin Walpen hat eine klare Vorstellung von seinem neuen Fernsehdirektor oder seiner neuen Fernsehdirektorin. Offen, flexibel, aber vor allem risikobereit sollte die Person sein. «Denn es ist ein Job auf Zeit, nur solange, wie die beiden Unternehmen noch nebeneinander bestehen.»

In 12 bis 16 Monaten gebe es ein neues Unternehmen, das vielleicht von einem der beiden Direktoren geführt werde, sagte der Generaldirektor weiter. «Vielleicht kommt aber auch jemand Neues.» (sda)

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