Baar ZG: «Dem Piloten könnte eine Anklage blühen»

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Baar ZG«Dem Piloten könnte eine Anklage blühen»

In Baar ZG ist ein Teil eines Patrouille-Suisse-Jets auf ein Firmengelände gestürzt. Zwei Experten erklären, wie es zu so einem Zwischenfall kommen kann. 

Videoaufnahmen zeigen, wie sich zwei Flieger der Patrouille Suisse am Donnerstagmittag beim Training touchierten.

20min/News-Scout

Darum gehts

  • Bei einem Training der Patrouille Suisse bei Baar ZG touchierten sich am Donnerstag zwei Flugzeuge.

  • Laut der Armee konnten beide Flugzeuge sicher landen, die Piloten sind unverletzt.

  • Ein Teil einer Maschine fiel aber auf ein Firmengelände. Beim Aufprall zersprangen die Scheiben des Hauses, durch die Glassplitter wurde eine Person leicht verletzt.

  • Zwei Experten ordnen ein. 

Wie kann es dazu kommen? 

«Solche Vorfälle sind leider keine Seltenheit. Alle bekannten Flugzeugstaffeln haben irgendwann einen Unfall», sagt Aviatik-Experte Max Ungricht. Davon sei die Patrouille Suisse nicht ausgenommen. Laut Hansjörg Egger, Militärluftfahrtexperte und ehemaliger Angehöriger der Luftwaffe, der verschiedentlich mit der Patrouille Suisse mitgeflogen ist, sieht man im Video, wie der obere Flieger den unteren an der Nase touchiert. Grundsätzlich kommen Berührungen praktisch nie vor. «Die Sicherheitsabstände zwischen den Fliegern sind klar definiert und müssen von den Piloten eingehalten werden.» Zudem flögen die Flugzeuge immer auf unterschiedlichen Höhen, so Egger. Wie er erklärt, kann ein Flugzeug problemlos ohne Nase fliegen. «Sie ist bloss die Verkleidung des Radars und hat keine fliegerische Funktion.»

Wessen Fehler könnte es sein?

Gemäss Aviatik-Experte Max Ungricht geschehen solche Unfälle in den meisten Fällen aufgrund von menschlichen Fehlern. «Ich gehe nicht davon aus, dass die Situation in Baar durch technisches Versagen herbeigeführt wurde. Was jedoch genau passiert ist, wird eine Untersuchung der Militärjustiz zeigen.» Egger hält es für möglich, dass eine Turbulenz für den Unfall oder allenfalls ein technisches Problem verantwortlich war: «Das obere Flugzeug bewegt sich ganz plötzlich nach unten.» Der Pilot des unteren Fliegers habe gut reagiert: «Im Video sieht man, wie er versucht auszuweichen.»

In Baar ZG lag ein Stück des Patrouille-Suisse-Jets.
Auch ein Fallschirm. 
Laut der Armee konnten beide Flugzeuge sicher landen. 
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In Baar ZG lag ein Stück des Patrouille-Suisse-Jets.

20 Minuten/News-Scout

Ist es gefährlich, über bewohntem Gebiet zu trainieren?

Gemäss Ungricht fliegt die Patrouille Suisse meistens über Flughäfen oder dünn besiedelten Gebieten: «Der Grund dafür ist, dass so das Risiko minimiert werden kann, sollte etwas passieren. Wenn sich in der Luft ein Unfall ereignet, können die Teile weit fliegen.» Wenn die Aufführung jedoch in einem besiedelten Gebiet stattfinde, müsse man auch dort trainieren, so Egger. «Die Piloten müssen das Gebiet vor der Show gut kennen.» Bei der Routenplanung lasse man allfällige Unfälle nicht ausser Acht. «Man plant die Route so, dass im Ernstfall kein Flieger ins Publikum stürzt.» 

Was bedeutet der Vorfall für die Piloten?

«Sollte sich herausstellen, dass der Vorfall in Baar ein Pilotenfehler war, könnte dem Piloten eine Anklage der Militärjustiz blühen», sagt Egger. So könne ihm unter anderem Sachbeschädigung oder eine Verletzung der Sorgfaltspflicht vorgeworfen werden. Bei einem technischen Problem hat das Touchieren für den Piloten natürlich keine Konsequenzen.

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