Matchwinner«Den Hunziker kann man ja nicht brauchen»
Ausgerechnet ein Ex-Hopper vermiest GC den Sieg in Thun. Für Stürmer Nicolas Hunziker sind die beiden Tore eine Art Genugtuung.
GC-Goalie Heinz Lindner und Thun-Stürmer Dejan Sorgic nach dem 2:1 für Thun in der 33. Runde. (Video: 20 Minuten)
Thorsten Fink wollte «nach oben schauen und nach unten treten». Doch seit Sonntag tummelt sich im Tabellenkeller nebst Lausanne, Sion, Lugano auch wieder GC. Mit einem Sieg im Berner Oberland hätten sich die Hoppers den Ligaerhalt sichern können. Hätte, wäre – nach dem 1:2 beträgt das Polster auf Schlusslicht Lausanne noch sechs Punkte, bei drei ausstehenden Runden.
Sorgen macht man sich bei GC deshalb nicht. «Es sind noch sechs Punkte, zudem haben wir bis zum 1:0 gut gespielt», so Goalie Heinz Linder, «ich sehe darin keine Tragödie.»
Erster Treffer seit August 2017
Dabei passte der Plan, den sich Thorsten Fink für das Duell gegen Thun zurechtgelegt hatte. Marco Djuricin (49.) brachte sein Team in Führung und feierte seinen vierten Saisontreffer mit dem Baby-Jubel. GC schien alles im Griff und die drei Punkte im Sack zu haben. Doch in der 65. Minute wechselte Thun-Trainer Marc Schneider Nicolas Hunziker ein.
Nur acht Minuten später schoss der 22-jährige Basler das 1:1. Es war sein erster Treffer seit August 2017. Die rund 6500 Zuschauer hatten sich kaum beruhigt, als Hunziker wiederum erfolgreich war. Diesmal traf er mit dem Kopf zum 2:1. Ausgerechnet er, der im Sommer bei GC aussortiert worden war.
Nicolas Hunziker drehte mit einer Doublette gegen GC das Spiel und sichert Thun schon fast den Ligaerhalt. (Video: 20 Minuten)
Hunziker sichert Thun schon fast den Ligaerhalt. (Video: 20 Minuten)
Gerber und die Ungeduld eines Fans
Nach drei Kurzeinsätzen mit dem FCB in der Super League, lieh Basel sein Eigengewächs vergangene Saison an GC aus, wo er 14 Einsätze absolvierte und dabei ein Tor erzielte. Im Sommer wurde er in Zürich nicht mehr gebraucht, und nach Gesprächen mit FCB-Sportchef Streller war klar: Auch der FCB hatte keinen Bedarf. Hunziker löste seinen Vertrag auf und wechselte für drei Jahre zum FC Thun.
Aber auch da lief es dem Stürmer, dem Knipserpotenzial nachgesagt wurde, nicht nach Wunsch. Am Samstag nach dem Training konfrontierte gar ein Fan Sportchef Andres Gerber. Er verfolgte die Einheit vom Spielfeldrand und fragte: «Wieso der Hunziker? Den kann man ja nicht brauchen», erzählte Gerber. Die Antwort des Sportchefs: «Warten Sie nur...» Der Fan musste nicht lange warten.
Zu sehr verwaltet, zu wenig gespielt
«Ich mag ihm die Tore von Herzen gönnen, nachdem er auch bei uns fest unten durch musste», sagt Marc Schneider. GC indes muss sich den Vorwurf gefallen lassen, nach dem 1:0 durch Djuricin nur noch verwaltet zu haben. Trainer Thorsten Fink: «Wir haben nach dem Tor zu destruktiv gespielt. Wir müssen lernen, weiter Fussball zu spielen.»
Bis Mittwoch, denn dann geht es mit dem nächsten Spiel im Kampf gegen den Abstieg weiter. GC empfängt zu Hause Sion. Fink will sein Team bis zum Duell gegen die Wundertüte aus dem Wallis wieder aufrichten. «Jetzt schauen wir halt nach unten. Aber wir haben die Qualität, den Ligaerhalt zu schaffen. Die Mannschaft muss nur daran glauben», sagte ein überzeugter Fink.
Im Letzigrund kann GC dann auch wieder auf Unterstützung der eigenen Anhänger hoffen. Die Niederlage in der Stockhorn-Arena haben sich gerade einmal rund 100 GC-Anhänger live vor Ort angeschaut. Die SBB stellte keinen Extrazug zur Verfügung, nachdem vor einer Woche während der Fahrt von Lausanne nach Zürich SBB-Personal angegriffen worden war. Die Fans mussten privat nach Thun reisen.