Der Berg, der für Hollywood steht

Aktualisiert

100 Jahre Paramount:Der Berg, der für Hollywood steht

Hollywood ohne Paramount Pictures wäre wohl wie Star ohne Trek. Jetzt feiert die Produktionsfirma bereits ihr 100-jähriges Bestehen. Grund genug, das Phänomen zu erklären.

von
los

Vor 100 Jahren, an einem nicht näher bekannten Datum, hat ein ungarischer Immigrant das Unternehmen gegründet, aus dem die Traumfabrik der Paramount-Studios hervorgehen sollte. Nicht immer stand das Filmstudio mit dem Berg im Logo so fest wie ein Fels.

Die 100 Jahre seit der Gründung überlebte das Unternehmen nur, weil es sich dem Markt anzupassen wusste. Diesen Sommer profitiert Paramount wieder davon, was es in 100 Kinojahren gelernt hat. Das Studio schickt gängige leichte Sommerkomödien ins Rennen.

CEO Brad Grey stellt die Neugierde des Publikums mit einträglichen Serien wie «Transformers» oder «Kung Fu Panda» auch sonst nicht unnötig auf die Probe. Daneben hat er jedoch für die künstlerische Qualität Regisseure wie Scorsese oder die Coen-Brüder an der Hand.

Damit beweist Grey dasselbe Gespür für die Kinokasse wie Adolph Zukor, der vor 100 Jahren den Grundstein des globalen Unternehmens legte: Der war nicht in erster Linie Filme-, sondern Geldmacher.

Wertschöpfungskette geschlossen

Als der ungarische Immigrant Adolph Zukor im Alter von 15 Jahren in den USA landete, begann er als Besenkehrer. Doch der ehrgeizige Bursche hatte mehr vor. Schicksalshaft sollte die Begegnung mit dem Pelzhändler Marcus Loew werden. Beide glaubten an Ertragsmöglichkeiten im neuen Medium der laufenden Bilder.

Filme gab es damals für einen Penny im Nickelodeon zu sehen. 1903 eröffneten Loew und Zukor eine «Penny Arcade», die man auch als frühes Multiplex-Kino bezeichnen könnte. So wurde aus dem ungarischen Pelzhändler ein amerikanischer Showman.

1912 kontrollierte Zukor bereits eine Kette dieser frühen Kinos; doch das war ihm nicht genug. Er wollte sich von Produzenten unabhängig machen, das Produkt selbst herstellen. Als Unternehmer schloss er so lediglich seine Wertschöpfungskette.

Einer Eingebung folgend, sicherte er sich die Rechte an einem abgefilmten Bühnenstück mit Sarah Bernhardt. Zukor hatte erkannt, was den Film zum Massenmedium machen konnte: die damals berühmteste Aktrice der Welt konnte auf ihrer US-Tournee immer nur auf einer Bühne auftreten, er aber brachte zahlreiche Kopien in Umlauf.

In einem Ort namens Hollywood

Mit diesen Einspielergebnissen gründete Zukor just vor 100 Jahren die «Famous Players». Aus ihr ging zwei Jahre später die Paramount hervor. Damit war er seiner Konkurrenz eine Nasenlänge voraus: Erst 1918 errichteten die Warner-Brüder ihr Studio, 1915 legte die Metro ihren Grundstein, im selben Jahr Fox (später 20th Century Fox).

Es war auch ein Paramount-Mitarbeiter, der Hollywood entdeckte: Cecil B. DeMille hätte für Zukor «The Squaw Man» eigentlich an der Ostküste drehen sollen. Der Regisseur wollte aber lieber in Arizona echte Indianer filmen. Als er dort auf Anhieb nicht fündig wurde, kabelte er Zukor: «Fahre weiter nach Kalifornien. Will Scheune an einem Ort namens Hollywood mieten für 75 Dollar im Monat.» Diese Scheune lag an der Vine Street, im Herzen des heutigen Hollywood. Sie wurde zum ersten Studio und der «Squaw Man» (1914) zum ersten Hollywood-Film.

Zukor hatte seinen ersten Blockbuster; der Indianerfilm war ein Kassenknüller. Erfolg mass er kommerziell, nicht künstlerisch: «Das Publikum hat nie Unrecht», wurde sein Leitspruch.

Turbulentes Jahrhundert überdauert

Auch während der Depression blieb der Firmengründer ein wendiger Geschäftsmann: 1932 erklärte er Bankrott, nur um die Firma reorganisiert als Paramount Pictures, Inc. wiederauferstehen zu lassen. 1966 wurde die Firma geschluckt; unter dem Paramount-Berg stand neu Gulf and Western Industries.

Doch Zukor (1873-1976) blieb bis zu seinem Tod im Alter von 103 Jahren in der Geschäftsführung sitzen. Seit 1994 gehört das Unternehmen zum Medienkonzern Viacom. Der Paramount-Berg, um den Sterne kreisen, hat ein turbulentes Jahrhundert überdauert. Und steht als Hollywood-Symbol weiterhin für einen Berg von Geld.

(los/sda)

Deine Meinung zählt