Der Bundesrat badet in der Menge

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BundesratsreisliDer Bundesrat badet in der Menge

Am zweiten Tag des Bundesratsreisli besuchte die Regierung Sarnen und Emmenbrücke. Aus der Verkehrszentrale schickte der Bundesrat Grüsse an die Autofahrer im Tessin.

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Heimspiel: Bundespräsidentin Doris Leuthard begegnet der Bevölkerung in Lenzburg. (6. Juli 2017)
Bundesrätin Simonetta Sommaruga im Small Talk.
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Keystone

Am zweiten Tag seiner Schulreise hat der Bundesrat Sarnen besucht. Über 200 Personen liessen es sich nicht nehmen, bei einem Apéro auf dem Dorfplatz die Mitglieder der Landesregierung aus der Nähe zu sehen, ihnen die Hände zu schütteln und Fotos zu schiessen.

Nachdem sich der Bundesrat am Donnerstag im Kanton Aargau, der Heimat von Bundespräsidentin Doris Leuthard, aufgehalten hatte, reiste er am Freitag via Luzern in den Kanton Obwalden. Leuthard hat über ihren Ehemann auch das Sarner Bürgerrecht.

Am Freitagmorgen besuchte der Gesamtbundesrat in Emmenbrücke LU die Verkehrsmanagementzentrale des Bundesamtes für Strassen, von wo aus der Autobahnverkehr überwacht wird. Während des Besuchs schickte der Bundesrat Grüsse an die Autofahrer im Tessin.

Dann fuhr die Landesregierung auf dem Katamaran MS Cirrus von Luzern in den Obwaldner Zipfel des Vierwaldstättersees in Alpnachstad. Begleitet wurde sie auf der Schifffahrt vom Luzerner Regierungsrat.

Mit Jodel empfangen

Kurz nach 14 Uhr traf die Landesregierung – nun allerdings ohne Ueli Maurer, der wegen des G20-Gipfels nach Hamburg reiste – auf dem Dorfplatz in Sarnen ein. Der Jodlerchor Echo vom Glaubenberg und der Applaus von über 200 Personen begrüssten Doris Leuthard, Simonetta Sommaruga, Johann Schneider-Ammann, Didier Burkhalter, Alain Berset und Guy Parmelin.

Sie freue sich, dass so viele zum «Bad in der Menge» erschienen seien, sagte Bundespräsidentin Leuthard, von einem bescheidenen, durch einen Sonnenschirm geschützten Redeplatz aus. Sie hätten eine Wanderung der Sarneraa und dem Wichelsee entlang hinter sich. «Wir sind verschwitzt, kommen sie uns nicht zu nahe». Die direkte Art der Bundespräsidentin kam bei der Bevölkerung gut an. Nur auf ihre Bemerkung, Obwalden habe noch nie einen Bundesrat gehabt, muckte das Volk auf. Mit dem Sachsler Ludwig von Moos war Obwalden von 1959 bis 1971 in der Landesregierung vertreten.

Begrüsst worden waren die sechs Bundesratsmitglieder zuvor von der Obwaldner Frau Landammann, Maya Büchi-Kaiser. Der geografische Mittelpunkt der Schweiz liege auf der Obwaldner Älggialp, sagte sie. Zudem hob sie die Obwaldner Steuerstrategie hervor, dank der Obwalden im Nationalen Finanzausgleich nicht mehr zu den Nehmerkantonen gehöre, und der Nationalheilige Bruder Klaus, dessen 600. Geburtstag dieses Jahr gefeiert werde.

Gutgelaunte und volksnahe Magistraten

Viele Obwaldner liessen es sich beim Apéro nicht nehmen, mit einem der Bundesratsmitglieder ein paar Worte zu wechseln. Die Magistraten präsentierten sich für einmal im Freizeit-Look - Leuthard etwa trug eine leichte, dunkelblaue Bluse, Berset hatte das Veston locker über den Arm gelegte, Parmelin schützte seinen Kopf mit einem Strohhut vor der Sonne. Gutgelaunt posierten die Mitglieder der Landesregierung auch für Erinnerungsfotos.

Viele Obwaldner begnügten sich aber auch mit der Rolle des Schaulustigen. Nachdem das Buffet eröffnet war, erhielten neben den Mitgliedern des Bundesrates auch die dort aufgetischten Käse- und Wurstspezialitäten, der Weisswein, der Organgensaft und das Mineralwasser grosse Aufmerksamkeit.

Am Dienstabend in Lenzburg

Mit einem Bad in der Menge hat der Bundesrat am Donnerstag den ersten Tag der traditionellen «Schulreise» im Heimatkanton von Bundespräsidentin Doris Leuthard abgeschlossen. Die Bevölkerung bereitete der Landesregierung in Lenzburg einen herzlichen Empfang.

Mehrere hundert Personen fanden sich in der herausgeputzten Altstadt ein, um mit den Bundesratsmitgliedern gemeinsam zu essen. Auf der Speisekarte stand bodenständige Kost, die von den Landfrauen zubereitet wurde. Zum Dessert durfte natürlich die obligate «Aargauer Rüeblitorte» nicht fehlen.

Selfies und Gruppenbilder

Viele der Besucher liessen sich die Chance nicht entgehen, mit den sieben Mitgliedern der Landesregierung ins Gespräch zu kommen. Die Magistraten kamen kaum nach, die vielen Hände zu schütteln. Vor allem aber gefragt waren Selfies und Gruppenbilder mit dem hohen Besuch aus Bern.

Die sieben Bundesratsmitglieder präsentierten sich dem Volk in Strohhüten und in betont lockerer Stimmung. Bekommen hatten sie die Hüte im Freiamt, in der engeren Heimat der Bundespräsidentin. Diese hatte am Nachmittag einen Workshop in einem Strohhut-Betrieb organisiert.

Leuthard hatte ein ambitioniertes Programm zusammengestellt. Zum Auftakt führten die beiden Bundesrätinnen und fünf Bundesräte in Zofingen Gespräche mit Lehrpersonen über den «heutigen Unterricht und den Einbezug der Digitalisierung».

Bundesrat Johann Schneider-Ammann, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung, zeigte sich vor allem beeindruckt vom anschliessenden Besuch im Hightech Zentrum Aargau in Brugg-Windisch. Der Bundesrat liess sich dort über verschiedene Projekte der Nanotechnologie und 3D-Drucker informieren.

Sie wolle ihren Amtskollegen zeigen, wie facettenreich der Aargau sei. Der Kanton werde immer wieder unterschätzt, sagte Leuthard am Mittag im Gespräch mit Journalisten auf der Linden-Terrasse auf Schloss Wildegg.

Auf der Wildegg nahm der Bundesrat zusammen mit dem Aargauer Regierungsrat auch das Mittagessen ein. Das Schloss habe für den Aargau Symbolwert, sagte Leuthard. Der Bund hatte die Schlossanlage in Möriken 2011 für einen Franken dem Kanton «verkauft». «Mega stolz» ist Doris Leuthard auch, dass auf der Wildegg die nach ihr benannte Rose gezüchtet wird.

Maurer muss früher gehen

Seit 1957 führt die Bundesratsreise in den jeweiligen Heimatkanton der amtierenden Bundespräsidentin oder des amtierenden Bundespräsidenten. Bereits im ersten Präsidialjahr 2010 hatte Doris Leuthard ihre Kolleginnen und Kollegen in den Aargau geführt.

Diesmal wird die Landesregierung auf Wunsch der Bundespräsidentin am zweiten Tag auch dem Kanton Obwalden ihre Aufwartung machen. Geplant ist am Freitag eine Begegnung mit der Bevölkerung auf dem Dorfplatz von Sarnen.

Beim zweiten Mal könne man als Bundespräsidentin etwas flexibler sein, meinte Leuthard. Der Besuch in Obwalden hat aber noch einen anderen Hintergrund: Durch ihren Ehemann Roland Hausin ist Doris Leuthard Doppelbürgerin von Meerenschwand AG und Sarnen.

Nicht das ganze Programm mitmachen kann Bundesrat Ueli Maurer. Er werde die Gesellschaft am Freitag um 11 Uhr verlassen, sagte der Finanzminister gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Maurer fliegt anschliessend nach Hamburg an den G-20-Gipfel. (chi/fal/sda)

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