«Der dritte Akt der Krise»

Aktualisiert

Prof. Fredmund Malik«Der dritte Akt der Krise»

Während der IWF Wachstum voraussagt und die Rezession langsam aus den Köpfen verschwindet, malt ein Wirtschafswissenschaftler rabenschwarz: Der dritte Akt der Weltkrise habe begonnen.

von
Sandro Spaeth
Professor Fredmund Malik sieht den Dow Jones auf 1000 Zähler fallen

Professor Fredmund Malik sieht den Dow Jones auf 1000 Zähler fallen

Er ist der König der Untergangspropheten: Wirtschaftswissenschaftler Fredmund Malik. König trifft beim österreichischen Professor tatsächlich zu, denn das arabisch-persische Wort Malik bedeutet König. Und auch der Untergang ist nicht von der Hand zu weisen, denn Gutes hat der Professor nicht zu verkünden: Der Dow Jones Industrial werde unter 1000 fallen, so seine Prophezeiung.

Malik, der an der Universität St. Gallen lehrte und heute in derselben Stadt das Management-Zentrum leitet, schreibt in seinem aktuellen Journal vom dritten Akt der Weltkrise, der am 26. April 2010 begonnen habe. Damals, vor etwas mehr als zwei Monaten, erreichte der Dow Jones Industrial mit über 11200 Punkten seinen Höchststand seit dem Beginn der Erholung im März 2009. Seither zeigt der Trend nach unten.

Finanzzyklus ist eine Dimension grösser

Diese Situation – der Ablauf der einzelnen Akte – entspricht in Maliks Augen genau dem Muster der letzten grossen Krise zwischen dem Börsencrash nach dem «Black Friday» im Herbst 1929 bis April 1930. Laut dem Wirtschaftsexperten dauern die einzelnen Phasen nun einfach länger, weil der aktuell ablaufende Finanzzyklus um mindestens eine Dimension grösser ist als jener in den Dreissigerjahren.

Für den dritten Akt der Krise sagt der Wirtschaftswissenschaftler einen Fall des Dow Jones Industrial in die Gegend von 3000 Zähler und dann wahrscheinlich sogar auf 1000 Punkte voraus. Dies käme einer gewaltigen Wertevernichtung gleich, denn aktuell liegt das US-Aktienbarometer auf 10120 Punkten. Malik sieht wegen der fallenden Börsenkurse eine Deflation auf uns zukommen – dies ebenfalls eine Parallele zur Depression in den Dreissigern. Eine Deflation hätte schlimme Auswirkungen: Die Konsumenten würden stets weiter sinkende Preise erwarten und ihre Käufe aufschieben – so würde sich konjunkturelle Erholung immer weiter verzögern.

Zeit- und Geldverschwendung

In seinem aktuellsten Newsletter schreibt der Professor auch von der grossen Transformation, die in vollem Gange und nicht aufzuhalten sei. Massnahmen, die die Strukturen der Alten Welt aufrechterhalten wollen, sind laut dem Wirtschafswissenschaftler Zeit- und Geldverschwendung. Für ihn macht dieser Wandel ein neues Weltbild nötig und er fordert deswegen ein komplett anderes Management als jenes des 20. Jahrhunderts.

Der Ruf nach einem neuen Management passt eigentlich zu Maliks Kernthema. Er hat bereits mehrere Bücher zum Thema Managementtheorie verfasst und schreibt derzeit an seinem neusten. So auch heute, denn Maliks Assistentin muss die Interviewanfrage von 20 Minuten Online ablehnen. Begründung: Der Professor schreibe an seinem neuen Buch und wolle nicht gestört werden. Wahrscheinlich will der das Buch noch auf den Markt werfen, bevor die Leser wegen einer Deflation nichts mehr kaufen.

Das Schweigejahr?

Professor Malik gibt sich bei öffentlichen Reden gerne populistisch und glänzt mit scharfzüngigen Sprüchen. So äusserte er bereits Sätze wie «Schmeissen sie sofort Ihre Unternehmensberater raus» oder «Lassen sie alle MBA-Leute brainwaschen: Sie haben nur Unfug gelernt». Und auch diese Botschaft stammt von Malik: «Wie wäre es mit einem Schweigejahr für alle Wirtschafsinstitute mit ihren konstant falschen Prognosen?» Stellt sich bei dieser Forderung die Frage, ob der Professor mit seiner eigenen richtig liegt oder bald auch selber zum Schweigen verdammt ist.

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