Neue ErkenntnisseDer «Dünenkiller» betrachtete gerne Fotos der Angehörigen seiner Opfer
Rex Heuermann (59) soll mindestens vier Frauen umgebracht und in den Dünen von Long Island vergraben haben. Jetzt ist klar, wie die Polizei ihm auf die Schliche kam.
Darum gehts
Der Architekt Rex Heuermann (59) soll mindestens vier Frauen umgebracht haben.
Neue Indizien sollen auf weitere Opfer hindeuten.
Die Suche nach dem «Dünenmörder von Long Island» erhielt erst 2022 richtig Auftrieb.
Eine neue Taskforce ging den Fall anders an.
Das ist geschehen
In einsamen Dünenabschnitten von Long Island wurden zwischen 2010 und 2011 elf Tote entdeckt: neun Frauen, ein Mann und ein zweijähriges Kind. Sieben Frauen wurden später identifiziert. Als Sexarbeiterinnen hatten sie alle ihre Dienste im Internet angeboten. Die mysteriöse Mordserie machte international Schlagzeilen. Bücher, ein Podcast und der Netflix-Film «Lost Girls» folgten.
Der Durchbruch der Ermittler erregte mit der Festnahme von Rex Heuermann (59) entsprechend viel Aufsehen. Der Architekt aus Long Island wird vorgeworfen, mindestens vier der neun Frauen umgebracht und im Unterholz des Dünenvorsprungs Gilgo Beach verscharrt zu haben.
Neue Indizien gefunden
Mitte Juli wurde Heuermann unweit des Empire State Building in Manhattan verhaftet, als er zu Feierabend sein Büro verliess. Zuvor hatte Heuermann wieder Kontakt zu einer Sexarbeiterin aufgenommen, und die Ermittler wollten einen weiteren Mord verhindern, wie der «Spiegel» schreibt.
Seither wurden Haus und Leben von Heuermann auf den Kopf gestellt – mit Erfolg: Neue Indizien sollen auf weitere Opfer hindeuten.
US-Medienberichten zufolge gehen die Ermittler mittlerweile davon aus, dass Heuermann seine Opfer zu sich nach Hause bestellte und dort tötete. Polizisten fanden demnach einen schallisolierten Raum in Heuermanns Keller. Dort gaben Leichenspürhunde an.
200 Google-Suchen und Online-Stalking
Lange blieben die Ermittlungen der Polizei wenig ruhmreich. Tote Sexarbeiterinnen hatten nicht die höchste Priorität. Das änderte sich mit der 2022 eingesetzten Taskforce aus allen zuständigen Ermittlungsbehörden.
Sie wollte anders vorgehen – und wenig öffentlichkeitswirksam: «Wir wussten, dass die Person, die die Morde begangen hatte, uns beobachtet», sagte Bezirksstaatsanwalt Ray Tierney.
Tatsächlich informierte sich Heuermann mit über 200 Google-Suchen über den Stand der Ermittlungen. Etwa: «Warum konnten die Strafverfolgungsbehörden die Anrufe des Serienmörders von Long Island nicht zurückverfolgen» und «Warum wurde der Serienmörder von Long Island nicht gefasst».
Wie bekannt wurde, suchte Heuermann auch regelmässig nach Fotos der Angehörigen der Mordopfer sowie nach Pornografie und Foltervideos.
Wegwerfhandys – für jeden Mord eins
Ein geheimes Geschworenengericht wurde eingesetzt, das über 300 Durchsuchungen und Vorladungen beschloss. Alte Akten wurden hervorgenommen, Ressourcen des FBI genutzt und vor allem ein Augenzeuge gefunden, der den letzten Freier eines der Opfer gesehen hatte.
Er beschrieb einen grossen, stämmigen Mann mit dunklem Haar und Brille in einem dunkelgrünen Chevrolet Avalanche. Rex Heuermann ist stämmig, fast zwei Meter gross und Brillenträger. Eine Datenbanksuche führte die Ermittler schon im März 2022 zum Besitzer des Wagens.
Es kamen sieben Handys dazu, die im Umfeld der Morde aktiv gewesen waren. «Für jeden Mord beschaffte er sich ein Wegwerf-Handy, vorbezahlt und anonym, und nutzte es, um mit den Opfern zu kommunizieren», sagte Staatsanwalt Tierney gemäss «Spiegel».
11 Flaschen und Pizza aus dem Abfall
Dank neuer DNA-Technologie wurden an vier Frauenleichen zuvor unzugeordnete Haare getestet. Um an Vergleichsproben zu kommen, wühlten die Ermittler im Januar diesen Jahres heimlich in Heuermanns Abfall. Sie stellten elf Flaschen und einen Pizzarand mit DNA sicher.
Das Testergebnis: Ein auf der Leiche von Megan Waterman (22) gefundenes Haar war zu 99,96 Prozent mit der DNA von Heuermann identisch. Die anderen stammten ebenfalls zu über 99 Prozent von seiner Ehefrau, sie waren offenbar passiv übertragen worden.
Unter Selbstmordbeobachtung
Heuermanns Familie, die während der Morde jeweils nachweislich ausser Haus war, sei «schockiert» über das mutmassliche Doppelleben des Architekten, ihr «Leben sei auf den Kopf gestellt». Seine Frau reichte diese Woche nach 27 Ehejahren die Scheidung ein.
Rex Heuermann bestreitet, die Frauen getötet zu haben. Er steht laut einem Sprecher des Sheriff-Büros seit seiner Festnahme in der Justizvollzugsanstalt des Suffolk County unter Selbstmordbeobachtung.
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