Public-Eye-ExperimentDer fairste Schuh der Welt kommt aus Bern
Arbeiter in Schuhfabriken schuften oft unter katastrophalen Bedingungen. Die NGO Public Eye will mit einem Schweizer Schuh darauf aufmerksam machen.
Wie der faire Schuh in Bern produziert wurde. (Video Public Eye)
Schuhe sind etwas vom Alltäglichsten überhaupt. Doch werden bei ihrer Herstellung oft Menschenrechte mit Füssen getreten. Laut der entwicklungspolitischen Organisation Public Eye (früher Erklärung von Bern) leiden Arbeitnehmer in Schuhfabriken unter schlechten Arbeitsbedingungen. Dies nicht nur in Asien oder Afrika, sondern auch in Osteuropa.
Dort werden die meisten Schuhe auf unserem Kontinent produziert. «In Albanien verdienen Fabrikarbeiter rund 150 Franken pro Monat. Das ist weniger als in China», sagt Oliver Classen, Sprecher von Public Eye. Aber auch Gerber, die das Leder für die Schuhe liefern, müssten unter schlimmen Bedingungen arbeiten. Laut der Nichtregierungs-Organisation (NGO) verdienen auch sie viel zu wenig und würden dazu ihre Gesundheit gefährden.
Unter diesen Umständen müssen Fabrikarbeiter Schuhe produzieren:
1000 Schuhe im Netz
Mit einer landesweiten Kampagne hat die NGO dieses Jahr auf die schlechten Arbeitsbedingungen von Schuhproduzenten aufmerksam gemacht – und Schweizer gebeten, mitzudenken. Mit dem Shoecreator.ch konnten User einen Schuh digital kreieren. 3660 Modelle wurden designt. Nun hat Public Eye eines dieser Modelle produzieren lassen – und das unter möglichst fairen Bedingungen. Um dies zu erreichen wurden regionale Materialien verwendet und in Bern zusammengefügt.
Ein Wunschschuh aus Bern
So stammt das Leder etwa vom Gerber Jürg Zeller. Der Steffisburger ist der Ansicht, dass Konsumenten Leder wieder mehr schätzen sollten. Er macht der Konsumgesellschaft jedoch keinen Vorwurf: «Auch ich wusste lange nichts von den schlechten Arbeitsbedingungen, unter denen Gerber auch in Europa leiden.»
Geschustert wurde das Gewinnermodell vom Schuhmacher Torben Fuchs in Bern. Die Gesellschaft habe die Wertschätzung für Qualitätsschuhe verloren, meint der Wahl-Berner. Ein Schuh sollte nicht so billig produziert werden, dass Menschen darunter leiden müssten. Auch sei die Ware dann entsprechend kurzlebig: «Dabei wäre es doch viel schöner, einen bereits eingetragenen Schuh wieder auffrischen zu lassen und weiter tragen zu können.»
Tipps von Public Eye
Was kann ich als Konsument tun?
Pflegen und reparieren Sie Ihre Schuhe. Überlegen Sie sich vor jedem Kauf, ob Sie wirklich neue Schuhe brauchen. Sie können auch Schuhe auch aus zweiter Hand kaufen.
Muss ich zwangsläufig auf Nike und Adidas verzichten?
Fragen Sie bei Marken und Herstellern nach, unter welchen Bedingungen die Schuhe produzieren und verleihen Sie Ihrem Wunsch nach fair produzierten Schuhen Ausdruck. Damit nehmen Sie die Produzenten in die Pflicht und setzen sie unter Druck.
Bekomme ich nur beim Schuhmacher faire Ware?
Ein massangefertigtes Einzelexemplar bleibt sicher die Ausnahme. Aber soziale und ökologische Nachhaltigkeit sind keine Frage der Firmengrösse sondern des Geschäftsmodells.