Formel-1-Krimi in Abu DhabiVerstappen holt WM-Titel in letzter Runde – beide Mercedes-Proteste abgelehnt
Der Formel-1-Weltmeister 2021 heisst Max Verstappen. In einem dramatischen letzten Rennen der Saison überholt der Niederländer seinen Rivalen Lewis Hamilton in der allerletzten Runde und holt den Sieg.
Max Verstappen überholt in der letzten Runde Lewis Hamilton und ist dadurch Weltmeister. (Video: SRF)
Max Verstappen ist neuer Formel-1-Weltmeister. Der 24 Jahre alte Niederländer sicherte sich am Sonntag in der letzten Runde des Saisonfinals in Abu Dhabi den Titel. Verstappen gewann den 22. und letzten Saisonlauf mit einem Überholmanöver auf den letzten Kilometern vor Lewis Hamilton. Der 36 Jahre alte Mercedes-Pilot aus Grossbritannien bleibt nach WM-Triumphen damit weiterhin gleichauf mit Michael Schumacher, beide gewannen sieben Mal den Titel.
Am Start war Hamilton noch an Verstappen vorbeigezogen und sah bis kurz vor Schluss wie der sichere Weltmeister aus. Dann aber musste das Safety-Car ausrücken, Verstappen schloss zu seinem Rivalen auf – und zog doch noch vorbei.
Nach dem Rennen gehen die Emotionen bei Red Bull und besonders Max Verstappen hoch: «Seit ich ein kleiner Junge war, habe ich davon geträumt, Formel-1-Fahrer zu werden. Du hoffst, dass irgendwann deine Hymne ertönt und dir jemand sagt, dass du Weltmeister seist. Es ist ein unglaublicher Moment», sagt der frisch gebackene Weltmeister nach dem Rennen.
Zwei Mercedes-Proteste abgelehnt
Anders sieht es bei Mercedes aus. «Gratulation an Max und sein Team. Die haben einen richtig guten Job gemacht», sagt Rivale Lewis Hamilton nach dem Rennen. Hinter den Kulissen brodelt es allerdings gewaltig. Mercedes hat mehrere Proteste eingelegt. Die Silberpfeile vermuten gleich zwei Regelbrüche im letzten Grand Prix des Jahres am Sonntag. Ein Protest bezieht sich auf einen vermeintlichen Verstoss von Max Verstappen im Red Bull in der letzten Safety-Car-Phase, als er regelwidrig überholt haben soll.
Ein zweiter Einspruch wurde gegen die Wertung am Ende des Rennens eingelegt. Nach Mercedes-Ansicht wurde das Protokoll nicht regelkonform befolgt. Sowohl die Verantwortlichen von Mercedes, wie auch die von Red Bull müssen nun bei den Rennverantwortlichen antraben. Mercedes-Boss Toto Wolff hat sämtliche Interviews nach dem Rennen abgeblasen, sein Fahrer Lewis Hamilton ist nicht zur Pressekonferenz der Fahrer aufgetaucht.
Kurz nach 20 Uhr Schweizer Zeit herrscht dann endgültig Gewissheit: Max Verstappens Titel wird nicht am Grünen Tisch aberkannt, beide Mercedes-Proteste wurden von der Rennleitung abgewiesen.
«Nicht überholt – Artikel 48.13 hat Vorrang»
Bereits gegen 19. 30 Uhr wurde von der FIA ein erstes Urteil kommuniziert: Verstappen hätte während der Safety-Car-Phase nicht überholt. Die Stewards kommen zum Schluss, dass Verstappen zu einem Zeitpunkt kurz vor Hamilton gewesen sei, allerdings aufgrund eines Bremsspiels der beiden Rivalen. Die Begründung der zweiten Szene:
Die Begründung zur zweiten Szene: Auch wenn Artikel 48.12 des «FIA International Sporting Code», das massgebende Regelwerk der Formel 1, nicht vollständig angewendet worden sei, habe Artikel 48.13 Vorrang. Was das heisst: Artikel 48.13 schreibt vor, dass bei der Wiederaufnahme des Rennens nach einer Safety-Car-Phase die Autos erst ab der Safety-Car-Linie überholen dürften. Nach 48.12 dürften überrundete Boliden nicht mehr überholt werden, wonach Hamilton das Rennen gewonnen hätte. Mercedes hatte die FIA angeklagt, sie hätte gegen diesen Artikel 48.12 verstossen. Die Stewards kamen ausserdem zum Schluss: Die Forderung von Mercedes, nachträglich das Klassement von Runde 57 wieder einzusetzen, und die damit rückwirkende Verkürzung des Rennens, sei nicht zulässig. Mercedes hat nun 48 Stunden Zeit, um allenfalls in Berufung zu gehen.
Kimi beendet Karriere mit Crash
Kimi Räikkönens Abschied aus der Formel 1 verlief derweil leiser als gedacht. Der 42 Jahre alte Finne zog die Handschuhe aus und wischte sich den Schweiss von der Stirn. Das war’s. Nach einem Fahrfehler und einer leichten Bandenberührung musste Räikkönen am Sonntag beim Grossen Preis von Abu Dhabi nach nicht mal der Hälfte der Renndistanz seinen Alfa Romeo abstellen.
Die Stimmen zum irren Formel-1-Final findest du unten im Ticker:
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«Plötzlich passieren Wunder»
Max Verstappen sagt im Siegerinterview mit F1-Legende Jenson Button: «Seit ich ein kleiner Junge war, habe ich davon geträumt, Formel-1-Fahrer zu werden. Du hoffst, dass irgendwann deine Hymne ertönt und dir jemand sagt, dass du Weltmeister seist. Es ist ein unglaublicher Moment. Auch für meinen Vater, für meine Familie, für mein Team: Die lange Reise hierhin, auf der sie mich immer unterstützt haben. Und dann stimmt auf der letzten Runde alles zusammen. Am Ende hängt alles davon ab, wer Erster und wer Zweiter wird, und plötzlich passieren Wunder. Lewis ist ein grossartiger Fahrer, ein grossartiger Konkurrent. Natürlich hatten die beiden Rennställe in dieser Saison ihre Momente. Ich gehe davon aus, dass der Zweikampf in der kommenden Saison weitergeht.»
Papa und Sohn nach dem Weltmeister-Titel

Das sagt Hamilton nach seiner Niederlage
«Gratulation an Max und sein Team. Die haben einen richtig guten Job gemacht. Ich bin aber auch stolz auf mein Team, wir haben das ganze Jahr so gut gearbeitet und alles gegeben. Ich habe mich in den letzten Monaten eigentlich sehr wohl gefühlt in meinem Auto. Doch am Ende muss einer gewinnen. Frohe Weihnachten, bleibt gesund.»
Das sagt Verstappen nach dem grandiosen Last-Minute-Sieg
«Es ist unglaublich. Ich habe ständig weitergekämpft und dann ergibt sich diese Chance in der Runde. Ich weiss nicht, was ich sagen soll. Ich hab einen Krampf im Bein. Klar, hatte ich zum Schluss etwas Glück. Ich liebe dieses Team – ich will für immer bei Red Bull bleiben!»
Verstappen ist Weltmeister!
Runde 58/58. Das wars, was für ein verrücktes Ende! Verstappen lässt sich nicht mehr aufholen und holt sich den Weltmeister-Titel! «Oh mein Gott!», funkt Verstappen. «Wir sind so stolz auf dich», feiert ihn sein Rennstall. Verstappen ist der erste Niederländer, der in der Formel 1 den Titel holt. Und das nach einem unglaublichen Saisonfinal. «Unglaublich! Können wir das zusammen für die nächsten 15 Jahre tun?», schreit der 24-Jährige ins Funkgerät.
Verstappen vorbei
Runde 58/58. Tatsächlich! Verstappen ist vorbei! Kurz nach Wiederaufnahme des Rennens holt er Hamilton auf. Hamilton greift in Kurve 9 noch einmal an, doch Verstappen zieht davon.
Beendet Safety Car die Saison?
Runde 57/58. Race Control gibt zunächst bekannt: «Überrundete Autos dürfen nicht überholt werden.» Das hätte die Entscheidung bedeutet. Es hätte aber nicht dem Reglement entsprochen. Dann die Wende: Es gibt noch eine Runde. Verstappens Rückstand wird ihm geschenkt. Heisst: Verstappen muss mit den schnelleren Reifen nun nur noch an Hamilton vorbeikommen. Fliegender Neustart. Und das auf der finalen Runde. Die niederländischen Fans jubeln.
Safety Car!
Runde 54/58. Safety Car in Runde 53. Weil Latifi (Williams) crasht, wird das Rennen unterbrochen. Die zwölf Sekunden Rückstand auf Hamilton, also immerhin elf davon, würden Verstappen geschenkt. Allerdings nur, wenn das Rennen noch einmal aufgenommen würde. Der Niederländer geht gleich noch einmal zur Box. Hamilton flucht: «That's unbelievable!», «das ist unglaublich!». Das ganze Rennen könnte noch einmal auf den Kopf gestellt werden. Hitchcock in Abu Dhabi.
Red Bull braucht «Wunder»
Runde 51/58. Christian Horner, Teamchef bei Red Bull, gegenüber «Sky»: «Die Mercedes-Pace ist heute einfach zu stark. Wir brauchen jetzt ein Wunder, um den Titel noch zu gewinnen.»
Noch zehn Runden
Die letzten Runden
Runde 49/58. Hamilton ist auf bestem Weg zu seinem achten Weltmeister-Titel. Allerdings geht beim Engländer die Angst um. Es ist klar: Ein Boxenstopp (kostet rund 21 Sekunden) kann er sich nicht mehr leisten. Nulltoleranz für technische Probleme also. Verstappen gibt weiter Gas.
Hamilton weiter mit viel Vorsprung
Runde 47/58. Immer noch über 13 Sekunden Vorsprung für Hamilton vor Verstappen. Es wird ganz schwierig für Verstappen, hier noch etwas zu richten. Solange Hamiltons Reifen, der nicht mehr gewechselt hat, nicht komplett einbrechen. Allerdings: Verstappen ist momentan sehr schnell unterwegs.
Noch 100 Kilometer
Runde 40/58. Die legendärste F1-Saison der letzten Jahre dauert noch ca. 100 Kilometer. Und nach wie vor ist nichts entschieden. Hamilton führt mit noch ca. 14,8 Sekunden Vorsprung vor Verstappen, 42 vor Pérez und 58 vor Sainz. Aber Achtung: Verstappen ist momentan einiges schneller unterwegs. Hintendran: Norris, Bottas, Tsunoda, Alonso, Gasly und Ocon. Die beiden Alfa-Sauber sind bereits ausgeschieden.
YES, YES, YES! ES KOMMT ZUM KRIMI!
Verstappen schneller
Runde 39/58. Rund acht Hundertstel müsste Verstappen nun für den Rest des Rennens schneller als Hamilton sein, um den Engländer noch aufzuholen. Momentan ist er mit den neuen Reifen rund sieben Hundertstel schneller. Heisst: Es könnte noch einmal richtig spannend werden. «Ich kann dieses Tempo nicht ewig durchhalten», funkt zwar Verstappen. Mercedes ist durch den versuchten Reifen-Coup von Red Bull dennoch verunsichert: «War das nicht ein Risiko, dass ihr mich draussengelassen habt», fragt Hamilton seinen Rennstall. Die Antwort von Mercedes: «Wir konnten deine Position nicht gefährden.» Die Spannung steigt.
Neue Reifen für Verstappen
Runde 37/58. Irgendetwas muss Red Bull ja unternehmen. Max Verstappen nutzt den Virtual Safety Car und holt sich neue, weisse Reifen. Heisst: Verstappen kann nun voll angreifen. Hamilton verzichtet auf den Stopp, wird aber wohl nochmals an die Box gehen müssen.
Auch Giovinazzi out
Runde 35/58. Dann scheidet in der 35. Umrundung auch der zweite Alfa-Sauber aus. Antonio Giovinazzi hat ein Problem mit der Schaltung. Doppel-Ausfall Sauber und Virtual Safety Car.
Hamilton baut Führung aus
Runde 33/58. Bei diesem Tempo von Hamilton wird es schwierig für Verstappen. Der Engländer liegt bereits wieder rund fünf Sekunden vor dem Niederländer. Tendenz: steigend.
Rennhälfte erreicht
Runde 29/58. Halbzeit! Verstappen liegt 3,6 Sekunden hinter Hamilton. Beide auf Weiss. Was plant Red Bull?

Kein Happy-End für Kimi
Kimi fliegt ab
Runde 27/58. Das ist ganz bitter für Kimi Räikkönen. Im letzten Rennen seiner Karriere fliegt der Alfa-Sauber-Pilot in der Kurve ab, schlittert in die Auslaufzone und touchiert die Mauer. Zunächst fährt er weiter, aber nur bis zur Box. Da heisst es: Es geht nicht mehr weiter. Sein letztes Rennen ist nach 27 Runden zu Ende. Auch Russell (Williams) gibt auf. Er hatte offenbar Probleme mit dem Getriebe.
Bald Rennhälfte
Runde 23/58. Bald ist Halbzeit. Verstappen nur noch zwei Sekunden hinter dem Führenden Hamilton. Dies, weil Teamkollege Pérez Hamilton über längere Zeit ausbremsen kann. So mit reduzierte sich der Rückstand von Verstappen von 8,2 Sekunden auf zwei. Allerdings: Hamilton ist schneller unterwegs, holt pro Runde beinahe eine halbe Sekunde raus.
Das Netz feiert Perez für sein Battle mit Hamilton
Intermezzo vorbei, Rennen wieder offen
Runde 22/58. Dann meldet sich Pérez ab, lässt Hamilton vorbeiziehen. Der Engländer übernimmt wieder die Führung. Trotzdem: Dank dem Mexikaner ist Verstappen wieder dran. Nun sind es weniger als zwei Sekunden Rückstand.
