«Der hat sich ein einziges Lügenparadies aufgebaut»

Aktualisiert

Betrugsopfer klagen an«Der hat sich ein einziges Lügenparadies aufgebaut»

Der Hobby-Rennfahrer und angebliche Sportmanager A. G.* (37) soll Anleger um Millionen erleichtert haben. Nun sitzt der Ostschweizer in U-Haft.

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taw
A. G. (37) nahm bis Anfang 2015 am Porsche GT3 Cup teil.
Eine Rennklasse für Männer,...
...die es sich leisten können.
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A. G. (37) nahm bis Anfang 2015 am Porsche GT3 Cup teil.

gt3me.com

In Imagefilmen inszeniert sich A. G. als Jetsetter, Rennfahrer und erfolgreicher Geschäftsmann. Er lässt sich als Spielervermittler feiern, der vielversprechende Talente in der italienischen Fussballliga managt und scoutet. Bis Anfang 2015 nahm er am Porsche GT3 Cup teil, einer Rennklasse für Männer, die es sich leisten können: Eine Saison kostet über eine halbe Million Euro. Via Youtube grüsste er seine angeblich zahlreichen Fans aus Dubai oder Bahrain. Als Dienstwagen fuhr er einen Maserati. Zudem gab er vor, Kontakte bis in die höchsten Kreise in den Emiraten zu haben.

Wie SpiegelTV nun publik macht, war das alles wohl mehr Schein als Sein. Die Inszenierung diente einzig dazu, Werbung für seine Firma Macom mit Niederlassungen in England, Italien und der Schweiz zu machen, Kontakte zu knüpfen und Investoren anzulocken. Mittlerweile sitzt der in Altstätten wohnhafte Schweizer nämlich in Untersuchungshaft: Er steht im Verdacht, Anleger um Millionen betrogen zu haben. «A. G. wurde am 14. Dezember 2015 im Raum Buchs SG verhaftet», bestätigt Roman Dobler, Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Gallen. Dies wegen Verdunkelungs- und Fluchtgefahr. «Wie viele Geschädigte es insgesamt gibt und wie hoch die Deliktssumme ist, ist Gegenstand der Untersuchung», so Dobler. Bis G. verurteilt ist, gilt die Unschuldsvermutung.

Lügenstory hatte Erfolg

Ein Opfer, bei dem die Masche funktioniert hat, ist Martin R. «Sein Lebensstil kostete ja richtig viel Geld, was bei mir den Eindruck hinterlassen hat, dass er schon sehr erfolgreich ist», so R. zu SpiegelTV. Er hat G. 300'000 Euro anvertraut. Der Deal klang verlockend: Interbankenhandel mit bis zu 36 Prozent Rendite pro Halbjahr plus Rückzahlungsgarantie.

Kurz nach dem Investment kamen R. allerdings Zweifel, da die Renditezahlungen ausblieben. Da bekam er von einem angeblichen Mitarbeiter der Barclays Bank, auf die er das Geld überwiesen hatte, eine Einladung zum persönlichen Gespräch um die Bedenken auszuräumen. Später stellte sich heraus: Dieser Mitarbeiter ist bei der Bank nicht registriert, das ganze Treffen in London war ein Schurkenstück. Für R. ist klar: «G. darf einfach nie mehr in der Öffentlichkeit Kunden werben.»

Auch der Liechtensteiner Ingenieur Christian Goritschnig ist G. auf den Leim gegangen: «Der hat sich ein einziges Lügenparadies aufgebaut. In dem fühlt er sich scheinbar wohl», sagt er. Der Ingenieur besass ein erfolgreiches Start-Up, das sich G. mit buchhalterischem Geschick unter den Nagel riss. «Unser ganzes Vermögen ging in die Firma und am Schluss war alles umsonst. Zehn Jahre Arbeit haben sich einfach in Luft aufgelöst», so Goritschnig. Er erstattete Strafanzeige wegen schweren Betrugs und Bilanzfälschung.

Auch ein Blick auf den Betreibungsregisterauszug von G. lässt nichts Gutes hoffen. Er hat nicht nur Schulden bei Geschäftspartnern, sondern etwa auch offene Strom- und Internetrechnungen. Die betrogenen Anleger werden ihr Geld wohl nie wieder sehen.

*Name der Redaktion bekannt

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