Der Hot-Girl-Walk macht langweilige Spaziergänge sexy

Tausende von Fans teilen ihren «Hot Girl Walk» auf den sozialen Medien.

Tausende von Fans teilen ihren «Hot Girl Walk» auf den sozialen Medien. 

Pexels/Madiditler
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Kontroverses WorkoutDer Hot Girl Walk macht langweilige Spaziergänge sexy

Ein achtsamer Spaziergang mit bewusster Selbstliebe: Bei diesem Workout hypen sich Läuferinnen bewusst. Wir verraten, wo Vorteile und Gefahren liegen.

Ein Hasthtag names #hotgirlwalk hat derzeit über 153 Millionen Aufrufe auf Tiktok. Dahinter steckt Erfinderin Mia Lind (aka @exactlyliketheothergirls), die – wie viele andere – während der Lockdowns einen täglichen Spaziergang machte. Im Laufe der Zeit entwickelte die 22-Jährige eine spezielle Version ihres täglichen Ausflugs nach draussen. Sie teilte die Details 2021 auf Tiktok – und siehe da, über ein Jahr später ist es ein weltweites Phänomen.

Worum gehts beim Hot Girl Walk? Die Regeln sind gemäss Mia Lind ganz einfach: Der Spaziergang sollte im Freien stattfinden und mindestens sechs Kilometer lang sein. Während des Spaziergangs hörst du eine motivierende Playlist und fokussierst dein Hirn auf folgende drei Dinge:

  1. Denke darüber nach, wofür du dankbar bist.

  2. Denke über deine Ziele nach und darüber, wie du dich nach dem Erreichen der Ziele fühlen wirst.

  3. Denk darüber nach, wie hot, schön und sexy du bist.

Mit ihrem Trend hat Mia einen Nerv getroffen: Die offizielle Hot-Girl-Walk-Playlist, die sie auf Spotify erstellt hat, hat bereits 90’000 Follower und Followerinnen und jeden Tag laden Fans ihre eigenen Spaziergänge als Tiktoks hoch. 

Es geht nicht darum, Gewicht zu verlieren

Es gibt beim Hot Girl Walk keine körperlichen Ziele, die man am Ende erreichen muss – einzig das Selbstbewusstsein und die Motivation sollen angekurbelt werden. «Viele Leute denken, dass es beim Hot Girl Walk um Gewichtsabnahme geht, aber das stimmt nicht. Die grössten Veränderungen sind die, die im Inneren beginnen», erklärt Mia Lind den Walk.

Trotzdem zeigt sie auf ihrem Profil immer wieder Vorher-Nachher-Bilder, die beweisen, wie viel sie durch die Spaziergänge abgenommen hat. Auch andere Userinnen und User ruft sie dazu auf, Fortschritte und Videos zu teilen, über erreichte Ziele zu sprechen oder hübsche Spaziergang-Outfits zu sharen. 

Kritik an Selbstdarstellung wird laut

So viel gefilmte Fröhlichkeit begeistert nicht alle. Toxische Positivität (also erzwungene Positivität) kann für einige das Gegenteil von Wellness sein. Denn vielleicht will man ja einfach mal weinen beim Spazieren und dazu einen traurigen Song hören?

Toxische Positivität ist ein Extrem, das Menschen positives Denken regelrecht aufzwingt und den Ausdruck negativer Gefühle quasi untersagt – ganz nach dem Motto «Good Vibes Only».

Auch der Aufruf, top gekleidet zu sein bei den Spaziergängen, kann ganz schön Druck aufbauen. Kate Glavan, ebenfalls Tiktokerin, plädiert deshalb für den Fugly-Hag-Spaziergang. Dabei ziehst du dir irgendetwas an, das du im Schrank liegen hast, und hörst genau den Sound, der an dem Tag deine Stimmung widerspiegelt.

In einem Gespräch mit dem Onlinemagazin «Bustle» sagt Glavan, dass sie zwar ursprünglich die Vorteile des Hot Girl Walks verstanden habe, dass aber die «ständig gleichen, polierten Videos», in denen andere dieselbe Routine während ihres Spaziergangs posten, weder für sie noch für andere von Nutzen seien.

«Ich habe ein Problem mit der Art und Weise, wie manche Leute Self-Care zur Schau stellen – das lässt Wellness oft so erscheinen, als sei es nur etwas für weisse, schlanke Mädchen, die hübsche Yoga-Sets tragen und teure Green Juices trinken», sagt sie.

Ob perfekt gestylt oder nicht – in einem sind sich Mia und Kate einig: Spaziergänge und Bewegung sind gut für die Gesundheit. Ob du dich dabei filmst oder nicht, entscheidest du ganz alleine. 

Was denkst du darüber, wenn Menschen ihre sportlichen Aktivitäten auf den sozialen Netzwerken teilen?

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