Der Hype um den neuen Zurbriggen

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Pirmins SohnDer Hype um den neuen Zurbriggen

Er ist dem Vater fast wie aus dem Gesicht geschnitten: Elia Zurbriggen. Vor seinem ersten Weltcup-Auftritt in Adelboden stürzen sich die Journalisten auf den 22-Jährigen.

von
Reto Fehr

Interview mit Elia Zurbriggen vor seinem Weltcup-Debüt in Adelboden.

Er hat noch kein Weltcuprennen bestritten und trotzdem steht er im Mittelpunkt des Interesses: Elia Zurbriggen. Der 22-Jährige wird im Riesenslalom in Adelboden erstmals mit den Weltbesten mitfahren. Grund für den Hype ist seine Herkunft: Elia ist der älteste Sohn von Skilegende Pirmin. Dieser gewann viermal den Gesamtweltcup, wurde Weltmeister und Olympiasieger. Elia ist dem Papa fast wie aus dem Gesicht geschnitten, selbst die Frisur passt.

In Krisenzeiten wie die Schweizer Skifahrer sie erleben, wächst die Hoffnung nach einem Erlöser. Auch wenn allen bewusst ist, dass Zurbriggen diese Rolle in Adelboden nicht übernehmen kann und muss: Der Name lässt träumen. Selbst die österreichischen Medien berichteten bei Bekanntgabe des Aufgebots: Kriselnde Schweizer haben neuen Zurbriggen.

«Die Karriere meines Vaters war einmalig»

Dass der Fahrer des Skiclubs Zermatt überhaupt in Adelboden startet, verdankt er seinem guten Ergebnis im Europa-Cup-Rennen in St. Moritz. Am 19. Dezember stürmte er mit Startnummer 71 auf Rang 18, Männerchef Osi Inglin gab ihm daraufhin die Chance im Berner Oberland.

Als sein Vater in Elias Alter war, holte er zum ersten Mal die grosse Kristallkugel, der Sohn steht jetzt «erst» vor der Weltcup-Premiere. Belastet das? «Nein, die Karriere meines Vaters war einmalig. Ich muss meinen eigenen Weg finden. Es ist heute auch nicht mehr so, dass viele sehr jung schon ganz vorne mithalten.» Elia war lange ein kleiner Bub. «In den ersten FIS-Jahren war das nicht immer ganz einfach für mich.» Aber mit 19 Jahren schoss Zurbriggen in die Höhe und misst heute fast 1,90m. Dass Skifahren schon immer zu seinem Leben gehört, liegt eigentlich auf der Hand. «An mein erstes Mal auf Skiern kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber wir waren viel auf der Skipiste. Nicht nur mit meinem Vater, sondern auch mit der Mutter.» Pirmin sei allerdings vor allem in jungen Jahren sein Trainer gewesen. Und ja, das «Tüfteln» - eine Spezialität seines Vaters - gefällt ihm auch. «Ich kann nicht sagen, dass ich kein Tüftler bin, aber mein Vater war da schon noch eine Stufe drüber», sagt er lachend.

Swiss-Ski musste diverse Termine absagen

Es ist beeindruckend, wie sich der Weltcup-Neuling durch die Fragen der Journalisten kämpft. Etwas schüchtern mit den Händen meist im Hosensack, aber Französisch sowie Deutsch fliessend und ziemlich abgeklärt. «Wir haben ihn vorbereitet, dass der Ansturm gross sein wird», erklärt Mediensprecher Lorenz Liechti. «Zurbriggen hätte diese Tage diverse Termine wahrnehmen können, doch wir blockten alles ab und sagten: Heute ist er höchstens eine Stunde hier. Mehr gibts nicht.» Die Stunde wird fast ausgekostet.

Während die anderen Jungen wie Gino Caviezel oder Thomas Tumler fast verlassen an ihren Tischchen sitzen, drängt sich alles um den Walliser. «So extrem hätte ich das nicht erwartet. Die ganzen Mikrofone sind schon speziell. Momentan macht es noch Spass, aber mal schauen wie das weiter geht», sagt er lachend.

«Nichts versuchen, was ich sonst auch nicht machen würde»

Die Freude auf das Rennen ist riesig bei ihm. Letztes Jahr durfte er als erster Vorfahrer das Chuenisbärgli bezwingen. Damals merkten wohl nur die wenigsten, wer hier mit der Startnummer A den Berg runter kommt. Am Samstag wird das anders sein. Einen Tipp gab ihm der Vater, der hier vor 30 Jahren ein erstes Mal gewinnen konnte (total drei Siege in Adelboden): «Ich soll zeigen, was ich kann und nichts versuchen, was ich sonst auch nicht machen würde.» Einen konkreten Rang setzt er sich verständlicherweise nicht zum Ziel. Das wäre auch nicht angebracht. Den Ehrgeiz und den Willen immer alles noch besser zu machen, hat er allerdings vom Vater geerbt. Darum ist klar: Egal wie das Rennen endet, Zurbriggen wird alles daran setzen das Resultat bald zu übertreffen.

Perfekte Piste

In der Nacht auf Freitag gab es am Start des Chuenisbärgli rund einen halben Meter Neuschnee, im Zielgelände deren 25 Zentimeter. Am Freitag zwischen 3 und 7 Uhr, sowie ab 13 Uhr räumen rund 80 Helfer den Schnee aus der Piste. Die Helfer werden auch die Nacht durcharbeiten, der Schneefall soll ab ca. 20 Uhr aufhören. Rennleiter Hans Pieren bezeichnet die Bedingungen als "sehr gut" und spricht von einer "perfekten Piste". Auch das Wetter dürfte mitspielen. Am Samstag dürfte die Sonne scheinen, am Sonntag wird es dann eher bewölkt sein.

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