Der knutschende Dozent muss sein Pult räumen

Aktualisiert

Kunstschule Siders VSDer knutschende Dozent muss sein Pult räumen

Zwei Jahre in Folge kam ein Kunstdozent am Weihnachtsfest Studentinnen zu nahe. Nun muss er Ende Semester einen neuen Job suchen.

von
ced
Eine Lehrperson der École cantonale d'art du Valais kam den Auszubildenden zu nahe.

Eine Lehrperson der École cantonale d'art du Valais kam den Auszubildenden zu nahe.

Zwischen einem Kunstdozenten der École cantonale d'art du Valais und einer 20-jährigen Studentin ist es an der Weihnachtsfeier 2013 der Schule zu Intimitäten gekommen. Trotz einer Verwarnung gab es im Folgejahr an der gleichen Party wieder Zärtlichkeiten – dieses Mal gleich mit mehreren Beteiligten. «Die im Vorfall von 2014 involvierten Studentinnen waren 17 und 18 Jahre alt. Sie haben ausgesagt, dass man zu dritt getanzt habe», so die Schuldirektorin Sibylle Omlin.

Vermutet wurde aber, dass es bei den Vorfällen nicht nur zum Tanz gekommen sei. Omlin nennt Zeugenaussagen: «Ein ebenfalls anwesender Dozent hat an der Feier beobachtet, wie die drei die Köpfe zusammensteckten.» Ein Augenzeuge verweist gegenüber 20 Minutes auf ein Gespräch mit dem fehlbaren Dozenten: «Er hat gesagt, dass er darauf stehe, wenn die ‹Tussis› so freizügig seien– das solle seiner Meinung nach öfter so sein.» Er habe alle Grenzen überschritten.

Ende Semester ist Schluss

Aufgrund der Zwischenfälle hat die Schulleitung eine Befragung angeordnet. Deren Resultate sind am Freitag eingetroffen. «Die Zeugenaussagen waren nicht übereinstimmend. Da wir uns im Zweifelsfall für den Angeklagten entscheiden müssen, sehen wir von einer sofortigen Entlassung ab», so Omlin.

Der Dozent werde seine Arbeit wieder aufnehmen, allerdings nur bis Ende Semester. Dann werde man den auslaufenden Arbeitsvertrag nicht mehr erneuern. Zudem sei die Bildungsdirektion informiert worden. Deren Vorsteher, Oskar Freysinger (SVP), spricht von einem «sehr taktlosen Verhalten».

Berüchtigte «Weihnachtsorgie»

Dass es an der Weihnachtsfeier wild zu- und hergeht, ist laut Studenten nichts Neues. Bei ihnen sei die besagte Party deshalb auch eher als «Weihnachtsorgie» bekannt. Der Alkohol fliesse in Strömen und die Beteiligten würden sich sehr ungezwungen verhalten. Da oft auch Dozenten anwesend seien, komme es hin und wieder zu heiklen Situationen.

Sybille Omlin beharrt jedoch darauf, dass der professionelle Abstand zu den Studenten an der Schule stets gewahrt werde. Ein 20-jähriger Student widerspricht dem: «Die Lehrer treffen sich regelmässig zum Apéro. Meistens sind auch Studenten dabei. Man duzt sich und die Lehrpersonen zahlen die Getränke. Ist das nicht eine Bevorteilung einzelner Studenten?»

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