Gefährlicher VersandDer neue Amazon-Tablet spielt mit dem Feuer
Amazons Android-Tablet wird als ernsthafter iPad-Herausforderer gehandelt. Doch bei der Auslieferung des Kindle Fire werden einfachste Sicherheitsregeln missachtet.
Der weltgrösse Online-Händler Amazon fordert mit dem Kindle Fire den Tablet-König Apple heraus. Mit dem tiefen Preis (199 Dollar) und dem riesigen Angebot an Inhalten dürfte das Android-Tablet tatsächlich dem iPad Konkurrenz machen. Seit Dienstag wird das Gerät in den USA ausgeliefert. Nun hat aber der auf Android-News spezialisierte Blog «Android Central» eine äusserst beunruhigende Entdeckung gemacht. Offenbar wird der Kindle Fire mit vorinstalliertem Benutzernamen und Passwort an die Kunden verschickt. Das bedeutet: Sollte das Gerät während der Auslieferung verloren gehen oder in falsche Hände geraten, wäre dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet. Wer auch immer Zugang zum Amazon-Tablet hat, kann nach Herzenslust auf fremde Kosten einkaufen.
Der Vergleich mit der Bankomat-Karte und dem Pin-Code liegt nah: Es käme kein Bankinstitut auf die Idee, beides im gleichen Brief zu verschicken. Bei Amazon ist das anders. Wie Phil Nickinson von Android Central schreibt, hatte er über sein persönliches Amazon-Konto zwei Tablets bestellt. Als er die brandneuen Geräte aus der Schachtel nahm und zum ersten Mal einschaltete, waren auf beiden Geräten seine Login-Informationen (mit Passwort) gespeichert.
«Bombe geplatzt»
Eine solche Sicherheitslücke dürfe einfach nicht vorkommen, findet der Android-Fachmann. Schliesslich seien seine Kreditkarten-Daten mit dem Amazon-Konto verbunden. Natürlich sei es bequem, wenn man nach dem Auspacken des Kindle Fire gleich Musik, Filme und andere Dinge online kaufen könne - ohne sich vorher identifizieren zu müssen. Doch immerhin handle es sich um seinen Benutzernamen und sein Passwort. Er wolle nicht, dass Amazon diese schützenswerten Angaben ohne sein Wissen verwende.
Die Reaktionen auf die beunruhigende Entdeckung sind zum Teil heftig ausgefallen. Einzelne Nutzer sprechen von einer Bombe, die geplatzt sei. Immerhin gibt es eine einfache Lösung. Man sollte beim Online-Kauf des Kindle Fire auf der Amazon-Website die Option «This item is a gift» ankreuzen. Denn sobald das Tablet als Geschenk bestellt werde, verzichtet Amazon auf das Eintragen der sensiblen Nutzerdaten und verschickt einen unregistrierten Kindle Fire.
Doch kein «iPad-Schreck»?
Die Nachfrage nach dem Kindle Fire soll riesig sein in den USA. Ob der Amazon-Tablet allen Erwartungen gerecht werden kann, ist zu bezweifeln. Gizmodo berichtete zwar vom derzeit besten Android-Tablet - endlich habe das iPad einen ernsthaften Herausforderer. Doch die Kritiker monieren, ausser dem tiefen Preis und einem interessanten Browser («Silk») habe das Gerät keine besonderen Eigenschaften zu bieten.
Einig sind sich die Tester, dass der Kindle Fire eine perfekte Verkaufs-Plattform für die Amazon-Inhalte sei. Allerdings gilt dies vorerst nur für die USA. Ob etwa die Streaming-Videothek jemals in der Schweiz abrufbar sein wird, ist offen.
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