Flughafen Zürich«Der Pistenausbau ist eine Mogelpackung»
Der Flughafen will seine Pisten verlängern. Heute lancieren die Gegnerinnen und Gegner ihre Abstimmungskampagne gegen das Vorhaben.
Darum gehts
Der Flughafen und der Regierungsrat wollen zwei Pisten am Flughafen Zürich verlängern.
Die Verlängerungen sollen Sicherheit und Stabilität des Flugbetriebs erhöhen.
Das Vorhaben würde 250 Millionen Franken kosten.
Die Gegnerinnen und Gegner lancieren am Dienstag ihre Nein-Kampagne.
Der geplante Ausbau sei eine Mogelpackung. Man wolle vor allem den Flugverkehr erhöhen.
Am Zürcher Flughafen soll erstmals seit dem Bau der dritten Piste 1976 das Pistensystem erweitert werden. Auf Piste 28 sind 400 zusätzliche Meter geplant, auf Piste 32 deren 280. Die Erweiterung der zwei von drei Pisten soll 250 Millionen Franken kosten. Das Ziel: einfachere An- und Abflüge und somit eine höhere Sicherheit im Flugverkehr.
Im Moment ist die Vorlage bei der Kommission für Energie, Verkehr und Umwelt (KEVU) hängig. Danach fällt der Kantonsrat einen Grundsatzentscheid. Sollte er sich gegen den Ausbau aussprechen, könnte die Vorlage dem Volk vorgelegt werden. Denn laut des Flughafengesetzes können Pistenausbauten auch nach einer Ablehnung durch den Kantonsrat anhand einer Unterschriftensammlung am Ende bei den Stimmberechtigten landen.
Für diesen Fall will der Verein «Fair in the Air» gewappnet sein: Heute startete er eine Nein-Kampagne zur Vorlage. Mit dem «Nein zum Pistenausbau» sollen die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger frühzeitig auf die Nachteile der Pistenerweiterung aufmerksam gemacht werden, heisst es vom Verein.
«Eine Mogelpackung»
In erster Linie gehen die Gegnerinnen und Gegner davon aus, dass die Beteuerung des Flughafens, lediglich den Betrieb durch die Verlängerungen sicherer machen zu wollen, nicht der ganzen Wahrheit entspricht. «Die Pistenverlängerung ist eine Mogelpackung. In Tat und Wahrheit soll der Flugverkehr am Flughafen Zürich erweitert werden», sagt Urs Dietschi, Vizepräsident von «Fair in the Air».
Mit dem Flughafen hat der Kanton laut den Gegnern trotz der dichten Besiedlung einen ausgebauten, hochfrequentierten internationalen Flughafen – zusätzliche Flugbewegungen seien unnötig. «Das heutige Pistensystem reicht bestens aus. Und wenn es nicht sicher wäre, würden auch keine Flugzeuge dort landen», so Dietschi.
Keine Erhöhung der Flugkapazitäten
Das Unternehmen Flughafen Zürich sieht dies anders. Es spricht von technischen und sicherheitsbedingten Vorteilen bei einer Pistenverlängerung. «Die Pistenverlängerungen können keine Erhöhung der Flugkapazität bewirken», sagt Bettina Kunz vom Flughafen Zürich.
Die längeren Pisten erhöhten die Sicherheitsmarge bei der Landung und bei einem Startabbruch dank mehr Bremsweg. Die Verlängerungen wurden im Bericht «Sicherheitsüberprüfung Flughafen Zürich» 2012 als wesentliche Sicherheitsmassnahme identifiziert. «Ausserdem bewirken sie eine Reduktion von Kreuzungspunkten am Boden und in der Luft», so Kunz weiter.
Dies hat, so der Flughafen, gar positive Auswirkungen auf die Flugbewegungen. Denn durch die Pistenverlängerungen werden Verspätungen am Abend reduziert, was zu weniger Flugbewegungen nach 23 Uhr führen werde.
Auch laut dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) ist eine Erweiterung des Flugverkehrs beim Zürcher Flughafen nicht ohne weiteres möglich. Denn für den Flughafen sind maximal 346’000 Flugbewegungen pro Jahr zulässig. «Eine Kapazitätssteigerung zur Deckung der über das Jahr 2030 hinaus zu erwartenden Verkehrsnachfrage ist mit den heute geltenden Rechtsgrundlagen nicht möglich», sagt Christian Schubert vom BAZL.
Gegner bleiben beim Nein
Wenn es also ausgeschlossen ist, dass die Verlängerung zweier Piste zu einer Erweiterung des Flugverkehrs führt, würde Dietschi und der Verein «Fair in the Air» dem Ausbau zustimmen? «Nein», so Dietschi.
Laut des Vizepräsidenten brauche es schlicht keine Verlängerungen der beiden Pisten. Denn auch wenn es keine Erhöhung des Flugverkehrs zur Folge habe, seien nur Nachteile auszumachen. «Schwere Flugzeuge verursachen mehr Lärm. Im Unterland würde man dies extrem spüren beziehungsweise hören.»
Das Vertrauen gegenüber dem Flughafen habe in den letzten Jahren extrem gelitten. «Immer und immer wieder wurden wir nicht mit der Wahrheit bedient. Auch hier: Man muss sich mit dem Projekt genau auseinandersetzen», sagt Dietschi. Es sei wichtig, hier einen Riegel vorzuschieben.
Glaubst du, die Pistenverlängerungen führen zu einem Ausbau des Flugverkehrs?
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