«Unschuld der Muslime»Der Prophet als Kinderschänder
Die tödliche Gewalt vor den US-Botschaften in Kairo und Bengasi ist von islamistischen Fanatikern angezettelt worden. Auslöser war indes ein westlicher Film, der ganz bewusst provoziert.
Die Wut war gross – und sie kostete Amerikaner in Bengasi und Kairo das Leben (20 Minuten Online berichtete). Der Auslöser der Unruhen war ein Film über den islamischen Propheten Muhammad, der gedreht wurde, um Muslime zu beleidigen.
Autor, Regisseur und Produzent des Machwerks ist Sam Bacile. Der in Israel lebende US-Bürger ist Immobilienmakler und hat nach eigenen Angaben von 100 Israelis fünf Millionen Dollar für die Produktion gesammelt. So konnte der 52-Jährige 60 Schauspieler und 45 Helfer 2011 drei Monate beschäftigen und in Kalifornien den zweistündigen Streifen drehen, der bereits seit Anfang Juli 2012 auf YouTube zu sehen war.
Bacile macht aus seinem Hass auf die Religion Muhammads keinen Hehl. «Der Islam ist ein Krebsgeschwür», sagte er dem «Wall Street Journal». Und: «Der Film ist politisch, nicht religiös.» Schützenhilfe bekam der Provokateur vom christlichen Eiferer Terry Jones, der international für Schlagzeilen sorgte, als er Koran-Verbrennungen ankündigte und so den US-Soldaten im Irak das Leben schwermachte (siehe Artikel).
Promotion vom christlichen Eiferer Terry Jones
Terry Jones kündigte an, einen 13-minütigen, englischsprachigen Filmausschnitt in seiner Kirche in Florida vorführen zu wollen. «Es ist eine amerikanische Produktion, die nicht gemacht wurde, um Muslime anzugreifen, sondern um die destruktive Ideologie des Islam aufzuzeigen. Der Streifen enthüllt ausserdem auf satirische Art das Leben Mohammeds.»
Was regt die Gläubigen an «Unschuld der Muslime» auf? Das ägyptische TV zeigte Ausschnitte, in denen ein Esel als «erstes islamisches Tier» bezeichnet wird. Muslime seien «Kinder-Liebhaber», unmoralisch und gewalttätig. Der Prophet Mohammed wird mit einer Ziege verglichen. Das Bild, das gezeichnet wird: Der Prophet wie auch andere Personen seiner Religionsgeschichte seien homosexuelle Kinderschänder.
«Gewalt beweist, dass alles im Film der Wahrheit entspricht»
Als in Kairo bekannt wurde, dass koptische Christen in den USA Werbung für den Film gemacht haben, hat die Lunte endgültig gebrannt. Morris Sadek von der «National American Coptic Assenbly» goss zusätzlich Öl ins Feuer: «Die Gewalt, die der Film in Kairo verursacht hat, zeigt, wie gewalttätig die Religion und die Leute sind. Und sie beweist, dass alles im Film der Wahrheit entspricht.»
Die koptische Kirche in Ägypten bemühte sich laut «The Atlantic» wie die US-Botschaft eiligst um Schadensbegrenzung, doch die Aufrührer im Orient und Okzident hatten zu diesem Zeitpunkt bereits ihr Ziel erreicht. «Die Botschaft der Vereinigten Staaten verurteilt die anhaltenden Bemühungen fehlgeleiteter Individuen, die religiösen Gefühle der Muslime zu verletzen», lautete eine Erklärung, die ungehört verhallte.
«Die USA können nicht jeden Fanatiker kontrollieren»
Es hätte auch nichts genützt: Das Weisse Haus liess später verlauten, dass die Aussage nicht abgesprochen war. Eine mögliche Erklärung für den Widerspruch lieferte ein Experte der National Defense Univerity: «Die USA können nicht jeden Fanatiker kontrollieren, der seinen oder ihren Ärger und Ignoranz ansondert. Leider können solche bigotten Projekte durch das Internet für viele Gefahren und Wut sorgen», sagte Paul Sullivan gegenüber «The Daily Beast».
Dabei darf getrost bezweifelt werden, dass der wütende Mob in der ägyptischen Hauptstadt den Film auch nur in Auszügen gesehen hat. In der Regel reicht die Hetze eines eifernden Gelehrten, um den Zorn der Armen gegen Ausländer zu lenken. Das hat schon bei den berüchtigten Mohammed-Karikaturen der Zeitung «Jyllands Posten» gut funktioniert: 2005 konnte beispielsweise das heute wankende syrische Regime so den Unmut seiner Bürger kanalisieren und liess sie die dänische Botschaft angreifen.
Reine Provokation. Vermeintliche Ägypter (mit starkem New Yorker Akzent) nennen den Propheten in «Innocence of the Muslims» einen Bastard. Quelle: YouTube/marsadislami
Diskussion im ägyptischen TV: Ab Minute 1.48 werden Ausschnitte aus dem umstrittenen Film gezeigt. Quelle: YouTube/elmokhalestv7