Der Rubel fällt und fällt

Aktualisiert

Sinkender ÖlpreisDer Rubel fällt und fällt

Die russische Währung reisst symbolische Marken. Am Montag ist der Rubel-Kurs weiter gefallen, für einen Dollar waren im Tausch erstmals mehr als 63 Rubel nötig.

Eine Leuchttafel zeigt den Rubelkurs in einer Wechselstube in Moskau an.

Eine Leuchttafel zeigt den Rubelkurs in einer Wechselstube in Moskau an.

Die Furcht vor einer Verschärfung der westlichen Sanktionen gegen Russland hat die Talfahrt des Rubel am Montag beschleunigt. Der Kurs sackte um knapp acht Prozent ab. Ein Dollar kostete erstmals mehr als 63 Rubel, ein Euro erstmals mehr als 78 Rubel.

Damit verpufften die von Händlern vermuteten Stützungskäufe der russischen Zentralbank. Seit Jahresbeginn verlor der Rubel gegenüber dem Dollar 48 Prozent seines Wertes, 42 Prozent gegenüber dem Euro.

Der Rubel-Verfall hinterliess am Markt für Unternehmensanleihen Spuren. Die Kurse der Dollar-Bonds von Firmen wie Lukoil und Rossneft gerieten deutlich unter Druck. Investoren fürchten, dass die Unternehmen ihre Schulden nicht zurückzahlen können.

Börse taucht erneut

Angesichts dieser Nachrichten flohen auch Aktienanleger in Scharen: Der russische Leitindex stürzte um bis zu 9 Prozent ab, das war der tiefste Stand seit April 2009.

Die Zentralbank hat den Moskauer Börsenbetreiber dazu angehalten, den Handel mit speziellen Finanzmarktinstrumenten zu stoppen. So sollen mögliche Manipulationen im Future-Markt verhindert werden.

Den Leitzins hatte die Zentralbank erst am Donnerstag erneut angehoben, und zwar von 9,5 auf 10,5 Prozent. Damit wollte sie der Entwertung des Rubel und den steigenden Preisen im Land entgegenwirken. Doch noch am Donnerstag fiel der Kurs des Rubel weiter.

Neue Sanktionen

Grund dafür sind vor allem der fallende Ölpreis sowie die Sanktionen des Westens wegen Moskaus Rolle im Ukraine-Konflikt. Nach den Plänen des US-Kongresses sollen neue Sanktionen russische Rüstungsunternehmen und ausländische Investoren in der russischen Ölindustrie treffen. Der Gesetzentwurf liegt bei US-Präsident Barack Obama, der ihn mit seiner Unterschrift noch in Kraft setzen muss.

Obama hatte sich am Donnerstag vor Wirtschaftsvertretern allerdings zurückhaltend zu neuen Sanktionen geäussert. Russland kündigte am Wochenende Gegenmassnahmen für den Fall an, dass die USA ihre Sanktionen wegen der Ukraine-Krise verschärfen sollten.

Der fallende Ölpreis hat ein Loch in den Haushalt des rohstoffreichen Landes gerissen. Die russische Wirtschaft könnte der Zentralbank zufolge im kommenden Jahr um rund 4,5 Prozent schrumpfen, sollte sich der Ölpreis bei 60 Dollar je Fass einpendeln.

Hohe Teuerung

Durch den Währungsverfall sind die Preise für russische Konsumenten erheblich gestiegen, sodass die Zentralbank für das Jahresende eine Inflationsrate von rund zehn Prozent annimmt.

Regierungschef Dmitri Medwedew hatte die Bevölkerung vergangene Woche zur Geduld aufgerufen. Der Kurs des Rubel werde auch wieder steigen – wie in den Krisen der Vergangenheit.

Die Zeitung «Nesawissimaja Gaseta» dagegen schrieb am Montag, vor dem Hintergrund der westlichen Sanktionen gegen Russland sei es «schwer, Geduld zu üben» und darauf zu hoffen, dass sich der Aufschwung wie nach der Finanzkrise 2008 wiederholen werde. Die Lage habe sich «radikal geändert». (sda)

Deine Meinung zählt