Der Sommer macht junge Frauen depressiv

Aktualisiert

Schönheits-WahnDer Sommer macht junge Frauen depressiv

Der Sommer ist für einige Menschen die schwierigste Jahreszeit. Vor allem Mädchen und Frauen geraten in den Sommerblues.

von
num
Einsamkeit und Sorge um die Bikini-Figur äussern sich bei jungen Frauen mit dem Sommerblues.

Einsamkeit und Sorge um die Bikini-Figur äussern sich bei jungen Frauen mit dem Sommerblues.

Gestählte Körper in der Badi – der Vergleich mit anderen äussert sich bei vielen Menschen im Sommer in Traurigkeit und Einsamkeit, auch Sommerblues genannt. Vor allem junge Frauen leiden darunter, wie Klaus Rütschi von der Dargebotenen Hand sagt.

«Die meisten rufen das Sorgentelefon 143 an, weil sie niemanden haben, mit dem sie den Sommer geniessen können.» Fehle dazu noch die Bikini-Figur, verstärke dies die Verstimmung zusätzlich. Vergleiche auf Social Media mit den Freunden schlagen ebenfalls aufs Gemüt. «Viele junge Frauen wollen perfekt sein und setzen sich einem enormen Druck aus», sagt Rütschi.

Ansturm auf Sorgentelefon

Die Zentralschweizer Regionalstelle verzeichnete allein in den letzten drei Monaten 3000 Anrufe, rund 10 Prozent mehr als im Winter. Rütschi: «Wir versuchen, Betroffene zu ermuntern, ihre Kontakte zu pflegen und selbstbewusst rauszugehen. Ihnen klarzumachen, dass sie okay sind, so wie sie sind.»

Thomas Feldmann, psychologischer Leiter der Dargebotenen Hand, rät Menschen, die im Sommer unter Depressionen leiden, nicht in den Urlaub zu gehen, weil sie davon nicht profitieren können. Eine andere Umgebung hebe nicht die Stimmung, weil die Depression mitreist, wird Feldmann in einer Medienmitteilung zitiert. «Am Urlaubsort können sich die Schuldgefühle verstärken, weil man erwartet, dass die erholsame Zeit guttun sollte, sich aber kein Urlaubsgefühl einstellt.»

Druck durch perfekte Selfies

Auch Pro Juventute berät Jugendliche, die sich durch Darstellungen eines vermeintlich perfekten Lebens unter Druck setzen lassen. «Ein Fünftel der Jugendlichen fühlt sich verunsichert durch den Vergleich mit perfekten Selfies und Partyfotos von Gleichaltrigen», sagt Beraterin Gordana Dzelebdzic. Im schlimmsten Fall könne dies zu Angst-, Zwangs- oder Essstörungen führen.

Pro Juventute führte dazu im Herbst 2014 eine Befragung unter 1000 Jugendlichen in der Schweiz durch. Dabei gaben 82 Prozent an, dass es für sie wichtig ist, von anderen positiv wahrgenommen zu werden.

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