Auf NHL-NiveauDer Spengler Cup ist in Kanada ein TV-Hit
Das macht das 1:8 gegen Davos für die Kanadier so bitter: Die ganze Hockey-Nation hat es live gesehen. Der Spengler Cup ist auch in Kanada ein TV-Ereignis.
Der umtriebige ehemalige Nationalverteidiger Doug Honegger (49 Länderspiele) mit Wohnsitz in Montreal hatte 2002 die Idee, den Spengler Cup nach Kanada zu übertragen. Mit Rogers TV, einem kanadischen Kabel-TV-Giganten, fand er schliesslich und endlich eine TV-Station, die in Gottes Namen halt bereit war, die Bilder zu bringen. Aber Geld für eine Direktleitung wollten die Kanadier keinesfalls ausgeben. Es war der damalige Spengler-Cup-General Rolf Bachmann (heute im SCB-Management), der Honeggers TV-Pläne mit 25 000 Franken alimentierte: Honegger eilte mit den Videos der Spiele jeweils in der Nacht von Davos nach Zürich und von dort wurden die Bilder nach Montreal übertragen. So kamen die Spiele zeitverschoben ins Fernsehen.
Quoten wie bei NHL-Spielen
Honeggers Rechnung ist aufgegangen: Die TV-Quoten waren schon nach drei Jahren so gut, dass inzwischen Kanadas Sportsender TSN (The Sports Network) eingestiegen ist. Heute werden die Spengler-Cup-Partien von TSN mit allen Mitteln der TV-Technologie live nach Kanada übertragen: Dieses Jahr ab dem dritten Tag sämtliche Partien (also nicht nur jene des Team Canada). Honegger sagt, die Quoten seien inzwischen ungefähr so hoch wie bei einem durchschnittlichen NHL-Spiel ohne kanadische Beteiligung (eine halbe bis eine ganze Million Zuschauer). «Der Spengler Cup ist auch wegen der ganz besonderen Bilder so beliebt. Es sind nicht die rein hockeytechnischen Bilder wie in Kanada. Das Drumherum mit den Fans fasziniert das Publikum.» Es sind sozusagen Hockey-Bilder aus dem Heidi-Winterwunderland. Bilder aus einem Hockey-Disneyland.
Gewiss, Honegger neigt ein bisschen zur Hochstapelei und gibt sich gerne als Agent von Mark Streit aus, um seine Wichtigkeit herauszukehren. Dabei hat er gar keine NHL-Agentenlizenz und hat mit Streits NHL-Millionenvertrag etwa so viel zu tun wie Ueli Maurer mit dem Abzug der Amerikaner aus dem Irak. Streits Agent heisst Pat Brisson. Aber in Sachen Spengler-Cup-TV ist der kanadisch-schweizerische Doppelbürger glaubwürdig und inzwischen in Kanada Kult. Als Co-Kommentator von Paul Romenuk ist er grosse Klasse.
TV-Sender reissen sich um den Spengler Cup
Mit dem Spengler Cup 2011 läuft der Vertrag mit TSN aus und Rogers möchte das Turnier wieder zurück im Programm haben. Die ausländischen TV-Rechte am Turnier hält der Spengler-Cup-Vermarkter IMG. Eine Chance zur Preistreiberei? «Nein», sagt Honegger. «Geld ist mit diesen Übertragungsrechten nicht zu machen. Diese TV-Bilder sind eine grossartige Werbung für das Turnier und das Schweizer Eishockey. Aber kein Big Business.»