Umstrittener Unternehmer: «Der spinnt doch» – wie verrückt ist Elon Musk?

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Umstrittener Unternehmer«Der spinnt doch» – wie verrückt ist Elon Musk?

Der Unternehmer und Milliardär schiesst Raketen ins All, krempelt mit Tesla die Autoindustrie um und kauft sich jetzt den Nachrichtendienst Twitter. Für viele ist klar: Musk hat nicht alle Tassen im Schrank. Oder doch?

Für viele Menschen ist klar: Elon Musk ist crazy.
Mit seinem Fahrzeugbauer Tesla hat er die ganze Autobranche auf den Kopf gestellt.
Mit SpaceX schiesst er bemannte Raketen ins Weltall, visiert eine Landung auf dem Mars an und träumt von einer «multiplanetaren» Menscheit.
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Für viele Menschen ist klar: Elon Musk ist crazy.

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Darum gehts

Elon Musk fasziniert und eckt an. Mit seinem Fahrzeugbauer Tesla hat er die ganze Autobranche auf den Kopf gestellt. Mit SpaceX schiesst er bemannte Raketen ins Weltall, visiert eine Landung auf dem Mars an und träumt von einer «multiplanetaren» Menscheit.

Und jetzt kauft der US-Unternehmer mit einem geschätzten Vermögen von rund 282 Milliarden Dollar auch noch den Nachrichtendienst Twitter. Kein Wunder, sagen viele nicht erst jetzt: «Der spinnt doch.» Doch hat Elon Musk wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank? Ist er einfach einer, der verrückte Dinge tut, weil er es sich eben leisten kann?

«Musk ist ein Visionär»

Nein, findet Christian Fichter. «Musk ist ein Visionär», sagt der Wirtschaftspsychologe der Kalaidos Fachhochschule. Die berühmte Grenze zwischen Genie und Wahnsinn sei bei ihm sich sehr schmal. «Doch seine Ideen und Erfolge sind nicht einfach heisse Luft.» 

Musk unterscheide sich von vielen anderen Menschen aufgrund seiner ausgeprägten Kreativität und Intelligenz. Zudem sei er offen für Neues und lasse Misserfolge zu. Des Weiteren sei er ein Macher. «Vision oder Ideen zu haben, sind das eine, die Umsetzung ist das andere», so Fichter. Das zeuge von einer hohen Disziplin, Zuverlässigkeit und Leistungsmotivation.

«Entweder Spinner oder Genie»

Musk hat viele Merkmale, die ihn aussergewöhnlichen machen, folgert Fichter. Dadurch hebe er sich vom Durchschnitt ab. Das ist für viele befremdend. «Findet man dann seine Ideen zusätzlich schlecht, nennt man ihn einen Spinner, umgekehrt aber ein Genie.»

Laut Fichter ergeben sich «verrückte» Ideen durch Lernerfahrung. Unkonventionelle und unübliche Dinge resultieren aus dem Scheitern und den Erfolgen. «Wenn man einmal eine Rakete ins Weltall geschossen hat, dann ist das nächste ungewöhnliche Projekt nicht weit weg», so Fichter. 

Es geht um die Zukunft

Auch Nils Müller zählt Musk zu den Visionären. «Die Menschheit braucht diese, weil sie Leader sind und uns in die Zukunft führen», sagt der Zukunftsexperte und Gründer der Trendforschungsfirma Trendone mit Büros in Zürich, Deutschland und Österreich.

Dabei gehe es um starke Geschichten. Das werde bei Tesla oder SpaceX deutlich. Beide Unternehmen seien nicht die wirtschaftlich erfolgreichsten. Tesla sei etwa an der Börse angesichts der tatsächlichen Geschäftszahlen sehr hoch bewertet. «Doch Musk vermittelt uns mit den Firmen ein Narrativ, wie die Zukunft aussehen wird», so Müller.

Spreche man bei Musk von «verrückt», könne das durchaus positiv gewertet werden. «Denn Menschen wie Musk ‹verrücken› Perspektiven. Das schafft eine neue Sicht auf Dinge», sagt der Experte. Dass Musk das gelinge, habe auch mit seinem Umfeld zu tun. «Er ist in einer Zukunftsblase: Alle um ihn herum beschäftigen sich mit dem, was kommen wird.» 

So denke Musk an Dinge, die die Menschheit in vielen Bereichen weiterbringen sollen. «Bei SpaceX und den angestrebten Mars-Reisen geht es Musk nicht einfach um eine Spielerei oder Realitätsflucht», so Müller. Musk wolle Technologien erfinden und Prozesse anschieben. «So wie die Mondmission vor Jahrzehnten die Computertechnologie revolutioniert hat.» 

Angst vor der Zukunft

Laut Müller haben viele Menschen Angst vor der Zukunft. Sie wollten am liebsten in die Vergangenheit zurück, weil früher vermeintlich alles besser gewesen sei.  Daraus resultiert ein Unverständnis für Musk. «Er wird dann einfach als Spinner abgestempelt.»

Letztlich brauche die Welt viel mehr Menschen, die so verrückt sind wie Musk. «Vor allem in Europa haben wir zu wenig Visionäre mit Grossprojekten», sagt Müller. 

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