«Deutschland spart sein Schienennetz kaputt»

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Deutsche Bahn«Deutschland spart sein Schienennetz kaputt»

Die Deutsche Bahn wird ihr Pünktlichkeitsziel dieses Jahr wohl verfehlen – rund jeder dritte Fernzug ist verspätet.

Im Juni machten der Deutschen Bahn Extremwetterlagen zu schaffen, im Juli generierte die Fussball-EM eine hohe Nachfrage.
So kommt es bei der Bahn zu vielen Verspätungen.
Nun hat das Unternehmen kommuniziert, dass es sein Pünktlichkeitsziel für 2024 wohl nicht erreichen werde.
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Im Juni machten der Deutschen Bahn Extremwetterlagen zu schaffen, im Juli generierte die Fussball-EM eine hohe Nachfrage.

IMAGO/Björn Trotzki

Deutsche Bahn: Darum gehts

  • Im ersten Halbjahr 2024 kamen der Deutschen Bahn zufolge nur 62,7 Prozent der Fernzüge ohne grössere Verzögerung am Ziel an.

  • Gründe dafür seien Streiks, das bundesweite Baugeschehen und die Extremwettereignisse im ersten Halbjahr, sagt die Bahn.

  • Zuletzt gab es im vergangenen November so schlechte Pünktlichkeitswerte.

Auf der Schiene in Deutschland liegt einiges im Argen, das war für Millionen Fahrgäste schon vor der Fussball-Europameisterschaft offensichtlich. Allein während der ersten Turnierhälfte im Juni war fast jeder zweite Fernzug mit Verspätung unterwegs, wie die Bahn mitteilt. Zuletzt hatte es im vergangenen November einen so schlechten Pünktlichkeitswert gegeben, davor viele Jahre nicht.

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Mehr als jeder dritte Fernzug ist verspätet

Ihr Pünktlichkeitsziel für das laufende Jahr kassiert die Bahn deshalb laut der Agentur DPA schon jetzt. Ursprünglich sollten 2024 mehr als 70 Prozent der Züge pünktlich kommen. Es zeichne sich ab, dass die Jahrespünktlichkeit deutlich unter diesem Zielwert liegen werde.

Die Deutsche Bahn will, dass mindestens 70 Prozent der Züge pünktlich ankommen, hat das Ziel aber verfehlt.

Die Deutsche Bahn will, dass mindestens 70 Prozent der Züge pünktlich ankommen, hat das Ziel aber verfehlt.

IMAGO/Gottfried Czepluch

Im ersten Halbjahr 2024 kamen der Bahn zufolge nur 62,7 Prozent der Fernzüge ohne grössere Verzögerung am Ziel an. Das waren fast sechs Prozentpunkte weniger als im Vorjahreszeitraum.

Viele Reisende kommen zu spät an

Die sogenannte Reisendenpünktlichkeit sah im ersten Halbjahr mit 66,8 Prozent nicht viel besser aus. Die Zahl zeigt, wie gross der Anteil der Reisenden war, die ihr Ziel ohne grössere Verzögerungen erreicht haben. Als verspätet gilt ein Fahrgast ab einer Verzögerung von 15 Minuten.

Als verspätet gilt ein Fahrgast bei der Deutschen Bahn ab einer Verzögerung von 15 Minuten.

Als verspätet gilt ein Fahrgast bei der Deutschen Bahn ab einer Verzögerung von 15 Minuten.

IMAGO/Björn Trotzki

Die Streiks, das bundesweite Baugeschehen und die Extremwettereignisse im ersten Halbjahr hätten die Zahl nach unten gedrückt, sagt die Bahn.

Hangrutsche, Überflutungen und Dammschäden

Die Extremwetterlagen machten Bahn und Fahrgästen vor allem im Juni schwer zu schaffen. Mit durchschnittlich über 400 Zügen pro Tag waren laut der Bahn mehr als doppelt so viele Fernzüge von externen Einflüssen wie Hangrutschen, Überflutungen und Dammschäden betroffen als normal. «Damit lag diese Zahl sogar 33 Prozent über den bisherigen Spitzenmonaten während der Flutkatastrophe im Sommer 2021.» So viele unwetterbedingte Verspätungen habe es bei der Bahn noch nie gegeben.

Extremwetterlagen machten Bahn und Fahrgästen vor allem im Juni schwer zu schaffen.

Extremwetterlagen machten Bahn und Fahrgästen vor allem im Juni schwer zu schaffen.

IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Fussball-EM sorgte für zusätzliche Verspätungen

Zu Beginn des EM-Turniers strandeten zeitweise Hunderte österreichische Fans in Bayern, weil eine Baustelle länger als geplant in Betrieb war. Und Turnierchef Philipp Lahm verpasste in der Gruppenphase wegen Bahn-Problemen den Anpfiff einer Partie. Die Bahn räumte mehrmals Probleme ein und bat die Fahrgäste um Entschuldigung.

Die Fussball-EM brachte die Deutsche Bahn an ihre Grenzen.

Die Fussball-EM brachte die Deutsche Bahn an ihre Grenzen.

IMAGO/Beautiful Sports

«Deutschland spart sein Schienennetz kaputt»

Kritik an der sinkenden Qualität und Kapazität des Schienennetzes werde seit Jahren «weggewischt», sagt Peter Westenberger, Hauptgeschäftsführer des Wettbewerberverbands Die Güterbahnen – Deutschland spare sein Schienennetz noch immer kaputt.

Ein ICE fährt bei Regen in den Kölner Hauptbahnhof ein.

Ein ICE fährt bei Regen in den Kölner Hauptbahnhof ein.

IMAGO/Panama Pictures

Nun will der Bund die Bahn laut DPA «mit bisher nicht gekannten Milliardensummen» modernisieren. Seit dieser Woche laufe etwa die Rundum-Sanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Bis 2031 soll die Bahn weitere 40 stark frequentierte Streckenabschnitte ausbauen und so auch widerstandsfähiger gegen Extremwetter werden.

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