Waffen-Deal – Deutsche Raketen für die Ukraine taugen offenbar nichts

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Waffen-DealDeutsche Raketen für die Ukraine taugen offenbar nichts

Schimmelbefall, fehlende Teile und erhebliche Sicherheitsbedenken: Viele der 2700 versprochenen «Strela»-Raketen, die die deutsche Bundeswehr in die Ukraine schicken will, weisen gemäss einem internen Bericht erhebliche Mängel auf. 

Bei der «Strela» handelt es sich um eine sogenannte Fliegerfaustwaffe, die von einem oder mehreren Soldaten mobil aus dem Gelände abgeschossen werden kann.
Die Waffen kamen auch in den Jugoslawien-Kriegen zum Einsatz und wurden unter anderem von den Truppen der bosnischen Serben verwendet.
Die «Strela» war in Zeiten des Kalten Krieges das sowjetische Pendant zu den US-amerikanischen «Stinger»-Raketen (hier im Bild).
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Bei der «Strela» handelt es sich um eine sogenannte Fliegerfaustwaffe, die von einem oder mehreren Soldaten mobil aus dem Gelände abgeschossen werden kann.

Bundeswehr/Mandt (Creative Commons)

Darum gehts

Sie stammen noch aus Zeiten der DDR und sollten die Ukraine vor der russischen Invasion schützen. Doch viele der 2700 versprochenen «Strela»-Raketen weisen gemäss einem internen Bericht erhebliche Mängel auf, wie der «Spiegel» berichtet. So würden die Geräte nicht mehr richtig funktionieren, die Lagerung mangelhaft und Ersatzteile verschwunden sein.

Bekannt geworden sind die Probleme mit den «Strela»-Raketen im Rahmen eines Gutachtens, das das deutsche Verteidigungsministerium unter der Führung von Christine Lambrecht (SPD) im Herbst 2021 in Auftrag gegeben hatte. Wörtlich hiess es darin: «Aufgrund der Überalterung des Raketenmotors ist der Flugkörper ‹Strela› nicht mehr handhabungssicher, kann also nicht mehr verschossen werden.»

Gemäss der Bundeswehr ist Grossteil der Waffen einsatzfähig

Berlin hatte am Donnerstag bekannt gegeben, 2700 der Waffen an die Ukraine liefern zu wollen, nachdem Kiew um zusätzliche Verteidigungsmittel gebeten hatte. Die Lieferung ist Teil eines strategischen Umdenkens hin zu mehr Militärausgaben in der deutschen Regierung. Bundeskanzler Olaf Scholz verkündete in einer viel beachteten Rede, dass das Land künftig zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung investieren wolle.

Bei der «Strela»-Flugabwehrrakete handelt es sich um leicht zu handhabende Lenkflugkörper, die von einem oder mehreren Soldaten abgefeuert werden können. Die Waffen sind mit einem Wärmesensor ausgerüstet und steuern automatisch auf ihr Ziel. Sie waren in den 1980er-Jahren von der Sowjetunion als Antwort auf die US-amerikanischen «Stinger»-Raketen entworfen worden. 2014 wurden sie von der deutschen Bundeswehr aus dem Betrieb genommen.

Handteile fehlen

Die Lagerung der Waffen soll so mangelhaft gewesen sein, dass Räume, in denen sich die Kisten mit den Waffen befunden hätten, nur noch mit Schutzanzügen betreten werden durften. 2014 hätten sie eigentlich vernichtet werden sollen, doch die Verhandlungen mit einem damit beauftragten Spezialunternehmen scheiterten.

Wie der Bericht und die darin aufgeführten Mängel von der regierenden Ampel-Koalition in Berlin übersehen werden konnten, ist unklar. Bei dem für die Lieferung zuständigen Verteidigungsministerium erklärt man jedoch – sollte es zu einem endgültigen Lieferentscheid kommen – nur funktionstüchtige Ware zu liefern. «Alles, was die Bundeswehr abgibt, ist geprüft», erklärt ein Sprecher der Bundeswehr gegenüber der Zeitschrift.

Ausserdem läge eine weitere Untersuchung vor, die belegen würde, dass 2000 der Waffen in Ordnung seien. Unbestritten ist, dass Handteile fehlen, die für den Abschuss notwendig seien. Gemäss dem «Spiegel» «hofften» die Verantwortlichen, dass man in der Ukraine Ersatzteile auf Lager hat.

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