
Die 16 wichtigsten Fragen zu Champagner
Dan Roznov ist Champagner-Experte und gehört zu den weltweit 50 wichtigsten Influencern des noblen Getränks. Für uns klärt der Champagne Spy die wichtigsten Punkte zum Kultgetränk.

Von Champagner keinen Schimmer? Dan Roznov aka Champagne Spy weiss Rat!
1. Was ist der perfekte Moment für Champagner?
«Das Schöne an Champagner ist, man kann ihn zu jeder Tageszeit und jeder Mahlzeit geniessen. Er passt sogar zum Frühstück – das kann kein anderer Wein. Ich finde, die beste Zeit für eine Flasche Champagner ist nicht der Aperitif sondern das Essen, beziehungsweise der Hauptgang.»
2. Wie finde ich den idealen Champagner?
«Indem du mir auf Instagram folgst (lacht)! Nein, im Ernst – zuerst frage ich: Zu welchem Anlass soll es sein? Für einen Aperitif und nur zum Anstossen tut es eine Flasche (ohne Jahrgang) aus dem Supermarkt. Die gängigen Marken von dort sind leicht süsslich und somit gefälliger. Willst du ihn zum Essen servieren, empfehle ich Jahrgangs-Champagner, die sind komplexer. Oder Produkte von Kleinwinzern, die sind oft trockener und weiniger.»
3. Hast du sonst noch einen Tipp?
«Variety is the Spice of Life: Seid mutiger und probiert auch mal neue Marken aus! Gerade bei Kleinwinzern gibt es viele Trouvaillen. Schweizerinnen benehmen sich bei der Weinwahl wie im chinesischen Restaurant: trotz vielen leckeren Gerichten auf der Karte bestellen sie immer das gleiche, langweilige Poulet Süss-Sauer (lacht).»
4. Gibt es überhaupt schlechten Champagner?
«Nein. Denn die Champagne ist die am wohl strengsten regulierteste Weinbauregion der Welt – wo also Champagner drauf steht, ist sicher ein Qualitätsprodukt drin, egal in welcher Preisklasse. Das ist ja zum Beispiel in Bordeaux gar nicht so.»
5. Warum sollte man Champagner einem Prosecco vorziehen?
«Weil er besser schmeckt (lacht). Am Ende des Tages ist es eine Geschmacks- und Budgetfrage. Ich finde es falsch, sie zu vergleichen nur weil beide Bubbles haben. Die zwei Regionen haben andere Böden, Trauben und Macharten. Beim Champagner findet die zweite Gärung in der Flasche statt, beim Prosecco nur im Stahltank.»
6. Wann greife ich zum Rosé-Champagner?
«Rosé ist ein fantastischer Essensbegleiter bei dem es sich lohnt, etwas mehr Geld auszugeben. Ich finde das Preis-Leistungsverhältnis von 75 bis 90 Franken extrem gut. Grosse Rosé Champagner gibt es ab 150 Franken und die haben oft den Wow-Faktor.»
7. Ist Jahrgangs-Champagner sein Geld wert?
«Ja! Weil dieser ausschliesslich in wirklich guten Jahren produziert wird. Es gibt zwei Arten: normale Jahrgangs-Champagner wie zum Beispiel von Taittinger, Charles Heidsieck, Pol Roger oder Moët & Chandon – für einen kleinen Aufpreis zur Einstiegsflasche erhält man da ein viel besseres Produkt. Dann gibt es noch die sogenannten Prestige Cuvées, wie Louis Roederer Cristal, Bollinger R.D. oder Krug – das ist die Crème de la Crème.»

Eine Flasche, beispielsweise Louis Roederer Vintage 2008 Rosé, kann man wunderbar und sehr lange lagern. «Wir trinken Champagner eh viel zu jung», findet Dan Roznov.
Louis Roederer8. Hat die Flaschengrösse einen Einfluss auf die Qualität?
«Champagner aus der Magnum (1.5 Liter) schmeckt stets frischer und komplexer als aus der normalen Flasche, weil sie im Verhältnis weniger Luft drin hat. Mein Tipp: kauft für die Festtage anstatt zwei Flaschen lieber eine Magnum – schmeckt besser und sieht erst noch feierlicher aus.»
9. Wie lagere ich meine Flaschen?
«Champagner stehend zu lagern ist kein Problem, weil die Bläschen dafür sorgen, dass der Korken nicht austrocknet. Bitte Flaschen nicht monatelang im Kühlschrank stehen lassen, das macht ihn bitter. Einfach dunkel im Keller lagern und bevor man ihn trinkt, im Eisfach für maximal 40 Minuten runterkühlen.»
10. Was kann man beim Trinken falsch machen?
«Wir trinken Champagner meist zu kalt, zu schnell und aus den falschen Gläsern.»
11. Was ist die perfekte Temperatur?
«Ich empfehle, Champagner bei 8 bis 9 Grad einzuschenken und bei 10 Grad zu trinken. Grosse Champagner kann man getrost etwas wärmer geniessen, so kommen deren komplexe Aromen mehr zur Geltung.»
12. Was meinst du mit «wir trinken ihn zu schnell»?
«Viele sehen ihn nur als kurzes Vorspiel zum Wein und erlauben es ihm nicht, sich zu entfalten. Ich öffne den Champagner immer 30 bis 60 Minuten vor dem Trinken und lasse ihn in der Flasche atmen. Und wie jeder gute Wein, entwickelt er sich im Glas dann noch weiter. Heute wird Champagner als Wein ernst genommen, der durch ganze Menüs begleitet.»
13. Welche Gläser empfiehlst du?
«Solche mit leicht bauchiger Tulpenform, wie beispielsweise das Riedel Veritas Champagne, welches ich persönlich am Liebsten mag. Wenn du kein solches zur Hand hast, reicht auch ein normales Weissweinglas. Einfach bitte keine Flûte oder Coupe.»
14. Warum nicht?
«Ein zu schmales Glas wie die Flûte betont die Säure zu sehr und macht ihn weniger körperreich, weniger weinig. Ein zu breites Glas wie die Coupe nimmt ihm Frische und die für Champagner typische Eleganz, plus das schöne Bouquet geht flöten.»
15. Korken knallen lassen – ist das okay?
«Grundsätzlich ist das ein Faux-Pas, aber hey, manchmal macht es Spass. Was gar nicht okay ist, Champagner herumzuspritzen als wäre es Raumerfrischer. Mon Dieu! Mein Tipp zum Öffnen: drehe die Flasche und nicht den Korken!»
So gehts!
So nicht!
16. Stimmt es, dass man von Champagner keinen schlimmen Kater bekommt?
«Ich bin kein Arzt, darum kann ich das so nicht bestätigen. Was ich aber aus eigener Erfahrung weiss: Bubbles halten dich den ganzen Abend lang munter und beschwingt. Falls man doch einen Kater hat, einfach am morgen eine Flasche öffnen. Schliesslich passt er hervorragend zum Frühstück im Bett mit deinem Schatz.»
Lesetipps vom Champagne Spy
«Christie's Encyclopedia of Champagne and Sparkling Wine» von Essi Avellan MW und Tom Stevenson. www.essiavellan.com
«Champagne – The Essential Guide to the Wines, Producers, and Terroirs of the Iconic Region» von Peter Liem (ideal als Weihnachtsgeschenk). champagneguide.net
Blog champagneclub.com von Richard Juhlin, dem weltberühmtesten Verkoster.
Und natürlich champagnespy.com
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