EU-Währungskommissar Paolo Gentiloni«Die Covid-Rezession droht die Euro-Zone zu zerreissen»
EU-Währungskommissar Paolo Gentiloni macht sich Sorgen um die Euro-Zone: Die neue EU-Konjunkturprognose zeige, dass die Coronavirus-Krise die wirtschaftlichen Unterschiede schneller verstärke als gedacht.
Darum gehts
- EU-Währungskommissar Paolo Gentiloni zeichnet aufgrund der Coronakrise ein düsteres Bild.
- Er ruft die EU-Regierungschefs auf, sich schnell auf einen Plan zum Wiederaufbau zu einigen.
- «Die Länder im Euro-Raum entwickeln sich wirtschaftlich noch stärker auseinander als noch im Frühjahr prognostiziert.»
Der EU-Währungskommissar Paolo Gentiloni hat die Staats- und Regierungschefs der EU aufgerufen, sich schnell auf einen Plan zum Wiederaufbau nach der Coronavirus-Krise zu einigen. Dies nahm der Italiener in einem Interview mit der Zeitung «Welt» vom Samstag vor.
«Wovor wir immer gewarnt haben, bestätigt sich jetzt: Die Covid-Rezession droht die Euro-Zone zu zerreissen», sagte er. Die neue EU-Konjunkturprognose zeige, dass die Coronavirus-Krise die wirtschaftlichen Unterschiede schneller verstärke als gedacht.
«Die Rezession wird tiefer als erwartet und die Länder im Euro-Raum entwickeln sich wirtschaftlich noch stärker auseinander als noch im Frühjahr prognostiziert», warnte Gentiloni. Doch falls die amtierende EU-Ratspräsidentin und deutsche Kanzlerin Angela Merkel einen Kompromiss vorantreibe, «können wir noch in diesem Monat eine Einigung erzielen».
Grosses Interesse sieht Gentiloni am Hilfsprogramm SURE, mit dem die Kommission den EU-Staaten 100 Milliarden Euro Kredite zur Finanzierung von Kurzarbeitsprogrammen bereitstellt. Frankreich, Deutschland und die Niederlande würden wohl keine Anträge einreichen. Doch es gebe Hinweise, dass zwei Drittel der Mitgliedstaaten dieses Programm nutzen wollten. «Wir haben für die Verteilung der Mittel keinen Schlüssel festgelegt, aber die 100 Milliarden sollten ausreichen», sagte Gentiloni.