«Die Durchsagen liefen weiter, das Terminal war aber leer»

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Katastrophale Bilanz«Die Durchsagen liefen weiter, das Terminal war aber leer»

Das Coronavirus brachte den Betrieb am Basler Euro-Airport im Frühling fast vollständig zum Erliegen. Dafür konnte das Frachtgeschäft von der Pandemie profitieren.

Cancelled. So sah der Flugplan des Euro-Airports aus, nachdem Europa im Frühling in den Corona-Lockdown ging.
Die automatischen Durchsagen liefen weiter, aber der Terminal blieb leer.
Zeitweise wurden Patienten die praktisch letzten Passagiere. Das Elsass wurde von der ersten Welle hart getroffen. Weil die Spitäler überlastet waren, mussten Covid-Patienten mit Sanitätsflügen auf ganz Frankreich verteilt werden.
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Cancelled. So sah der Flugplan des Euro-Airports aus, nachdem Europa im Frühling in den Corona-Lockdown ging.

Euro-Airport

Darum gehts

  • Corona hat dem Basler Euro-Airport das schlimmste Jahr seiner Geschichte beschert.

  • Das Passagiervolumen ist im Frühling um bis zu 97 Prozent eingebrochen.

  • Krisensicher ist dafür das Frachtgeschäft, das während der Pandemie sogar zugelegt hat.

Um 71 Prozent auf noch 2,6 Millionen ist der Passagierverkehr vergangenes Jahr am Basler Euro-Airport zurückgegangen. Corona hat dem Flughafen die schlechteste Bilanz aller Zeiten beschert, nachdem er über Jahre solide gewachsen war. Und ein Ende der Krise ist noch nicht in Sicht. Im besten Fall wird der Flughafen im laufenden Jahr fünf Millionen Passagiere befördern. 2019 waren es praktisch doppelt so viele.

«Corona ist etwas, das der Flughafen noch nie erlebt hat», sagt Direktor Matthias Suhr. Der Lockdown im Frühling 2020 brachte den Betrieb fast gänzlich zum Erliegen. «Die Durchsagen liefen weiter, aber das Terminal war eigentlich leer», erzählt Suhr. In den Monaten April bis Juni brach der Passagierverkehr um 97 Prozent ein. Zweitweise waren Covid-Patienten auf Sanitätsflügen praktisch die letzten Passagiere. Diese wurden aus dem Elsass, das in der ersten Welle hart getroffen wurde, auf Spitäler im ganzen Land verteilt.

Im Sommer kurbelten dann Verwandtschaftsbesuche das Geschäft wieder an. Die Top-Destinationen des Pandemiejahres waren Pristina und Istanbul. Die aktuell wieder verschärften Reisebeschränkungen haben aber wieder zu einem starken Rückgang des Passagiervolumens geführt. Wie rasch sich der Reiseverkehr wieder erholen wird, hänge von der Geschwindigkeit der nationalen Impfkampagnen ab. Der Flughafen geht davon aus, dass es mehrere Jahre dauern wird, bis das Passagieraufkommen von 2019 wieder erreicht werden wird.

Fracht rettet Bilanz

Vom Virus praktisch nicht tangiert war indes das Frachtgeschäft, das am Euro-Airport traditionell stark ist. Dieser Bereich profitierte gar von Corona und legte um 2,3 Prozent auf 108’500 Tonnen zu. «Wir sind ein Export-Hub für die Pharmaindustrie», erklärt Suhr. Täglich wurden Blutproben per Expressfracht umgeschlagen und aus China wurde im grossen Stil Schutzmaterial eingeflogen. Der Expressdienst TNT hat sogar 60 Mitarbeitende nach Basel verlegt.

Das ist allerdings eine Ausnahme. Insgesamt sind 2020 am EAP rund 500 Jobs verloren gegangen, wie eine Erhebung im Dezember zeigte. So sind aktuell noch rund 6000 Personen am Flughafen beschäftigt. Die Betreibergesellschaft selbst konnte einen Stellenabbau bislang dank Einstellungsstopp und Kurzarbeit verhindern. Auch im laufenden Jahr wolle man an dieser Strategie festhalten und keine Jobs streichen.

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Hier findest du Hilfe:

BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00

BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92

Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona

Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige

Pro Juventute, Tel. 147

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