Die Frau mit der Fahne

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Schwing- und ÄlplerfestDie Frau mit der Fahne

Erna Fischbacher ist eine von nur zwei Fahnenschwingern in der Schweiz. Das Eidg. Schwing- und Älplerfest beschert ihr viel Aufmerksamkeit.

Fahnenschwingerin Erna Fischbacher schwingt die Schweizer Fahne.

Fahnenschwingerin Erna Fischbacher schwingt die Schweizer Fahne.

Als am vergangenen Freitag der Gabentempel für die Schwinger in Frauenfeld öffentlich präsentiert wurde, schwang die Krankenpflegerin Erna Fischbacher dazu die Schweizer Fahne. Das ist nicht selbstverständlich, dürfen doch Frauen überhaupt erst seit 2006 Mitglied in Fahnenschwingerverbänden sein.

Erst seit 2009 ist das Problem der passenden Wettkampfkleidung gelöst. Seither schwingt Erna Fischbacher die Fahne im schwarzen Sennenchutteli zu schwarzen Hosen. «Vorher bin ich einfach in Hosen und T-Shirt angetreten», erzählt die Mittvierzigerin.

Chutteli als Ersatztracht

Das aber gab Probleme, denn die Wettkampfordnung schreibt den Auftritt in der Tracht vor. Für Frauen war das unmöglich. Nicht nur kann man eine Fahne schlecht zwischen Beinen durchschwingen, die in einem Trachtenrock stecken - auch das Oberteil einer Frauentracht ist für weitausholende Bewegungen nicht geeignet.

Im Chutteli hat Erna Fischbacher 2009 in Naters VS ein Stück Fahnenschwingergeschichte geschrieben, wie es der Walliser Obmann der Fahnenschwinger, Hansrüedi Zbinden, ausdrückte: Sie wurde darin als erste Frau an einem Jodlerfest wettkampfmässig bewertet.

2011 erstmals eine Fähnlerin am Jodlerfest

Sie erreichte 25,5 von 30 möglichen Punkten - das ergab die Note 2. Diese erzielte Fischbacher dieses Jahr auch am Jodlerfest in Schaffhausen und qualifizierte sich damit als erste Frau für den Fähnler-Wettkampf an einem Eidg. Jodlerfest. 2011 tritt sie dort gegen lauter Männer an.

Erna Fischbacher findet ihre Bewertung in Ordnung: In ihrem dreiminütigen Wettkampfvortrag habe es leichte Schwächen gehabt. Die Hochwürfe seien nicht so gut gewesen. Bei diesen muss die Fahne zwischen 6 und 8 Meter hoch fliegen.

Dass sie nicht so kräftig ist wie die männlichen Fähnler - so nennen sich die Fahnenschwinger - sei dabei nicht ausschlaggebend, meint sie. Wichtiger seien Konzentration, Schwung und Beweglichkeit, und die könne man trainieren.

Am besten mit Helm

Sie selbst tut das seit 2004 einmal pro Woche in Weinfelden. Vor Wettkämpfen oder Festauftritten übe sie schon mal täglich alleine, sagt sie. Am liebsten schwingt sie flache Schwünge über dem Kopf, sogenannte Dächli.

Am Anfang sollte man dafür einen Helm tragen, sagt Fischbacher lachend. «Ich habe den Stecken öfter mal an den Kopf gekriegt.» Man könne bei Dächli-Schwüngen ja nicht seitlich wegspringen, wenn die Fahne nicht so falle wie gewünscht.

Erna Fischbacher hätte gerne noch ein paar Kolleginnen. Aber das Fahnenschwingen sei halt nicht so bekannt und für Frauen noch eine junge Sportart. Aber das Eidg. Schwing- und Älplerfest sei eine gute Gelegenheit, um darauf aufmerksam zu machen. (sda)

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