«Die Gesellschaft hat keine Geduld mehr und wird nörgelig»

Aktualisiert

Ostschweizer Entsorgungsstellen«Die Gesellschaft hat keine Geduld mehr und wird nörgelig»

Bei Entsorgungsstellen in der Ostschweiz herrscht zum Teil ein grosses Chaos. Einige Leute halten sich nicht an die Regeln und machen, was sie wollen. Die Leidtragenden sind die Angestellten.

In Zeiten von Corona haben die Leute Zeit, ihr Zuhause zu entrümpeln. Die Entsorgungsstellen in der Ostschweiz haben mit Falschentsorgungen und Beschimpfungen zu kämpfen.
Der Entsorgungshof Huber in Amriswil ist mit der Situation komplett überfordert.
Als der Abnehmer des Entsorgungshofs in Amriswil, die Kartonfirma Model in Weinfelden, fünf Gasflaschen im Karton entdeckte, hatte das fatale Folgen.
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In Zeiten von Corona haben die Leute Zeit, ihr Zuhause zu entrümpeln. Die Entsorgungsstellen in der Ostschweiz haben mit Falschentsorgungen und Beschimpfungen zu kämpfen.

TVO online

Darum gehts

  • Die Entsorgungsstellen in der Ostschweiz haben mit Falschentsorgungen und Beleidigungen zu kämpfen.
  • Sogar Gasflaschen werden im Karton entsorgt.
  • Falschparkierer verhindern teils das Tagesgeschäft der Firmen.
  • Nicht überall ist die Lage gleich angespannt.

Der Entsorgungshof Huber in Amriswil hat momentan mit einem Riesenchaos zu kämpfen. Weil die Leute in Zeiten von Corona genügend Zeit haben, das Zuhause zu entrümpeln, befinden sich tagtäglich grosse Mengen an Leuten auf dem Entsorgungsplatz, «TVO» berichtete. Abfälle werden falsch entsorgt, Autos werden an unerlaubten Orten parkiert und Mitarbeiter werden beschimpft.

Die Entsorgungsstelle ist mit der Situation komplett überfordert. Als der Abnehmer des Entsorgungshofs, die Kartonfirma Model in Weinfelden, fünf Gasflaschen im Karton entdeckte, hatte das fatale Folgen. Maschinen nahmen Schäden und es kam zu Ausfällen. Das sei mit hohen Kosten verbunden gewesen für sie, sagt Corina Huber, Mitinhaberin der Huber-Industrie. Deshalb appelliert sie an die Besucher, die Abfälle richtig zu entsorgen.

Was falsches Entsorgen für Folgen haben kann

Weil eine Person beim Entsorgungshof Huber in Amriswil fünf Gasflaschen im Karton entsorgt hatte, führte das beim Abnehmer, der Model AG in Weinfelden, zu einem Maschinenversagen und Ausfällen. Die Gasflaschen verursachten bei einer Maschine, die eigentlich rund um die Uhr laufen müsste, einen Totalausfall, wie «TVO» berichtete. Die Kosten für die Reparatur muss der Entsorgungshof in Amriswil übernehmen. Solch ein Verhalten löst bei den Verantwortlichen des Entsorgungshofs Kopfschütteln aus. Bei einem weiteren Lockdown müsse sich die Entsorgungsstelle gut überlegen, ob eine Schliessung nicht sinnvoller wäre.


Leute scheren sich nicht um die Regeln

Auch bei anderen Entsorgungsstellen in der Ostschweiz sieht die Situation nicht anders aus. «So läuft es momentan überall. Jeden Tag kommen 150 bis 200 Personen, um ihre Abfälle zu entsorgen», sagt Martin Riedener, Abteilungsleiter Entsorgung der Max-Müller AG. Mittlerweile gehörten solche Situationen zum Alltag, auch wenn die Entsorgungsstellen am Anschlag seien. Allgemein hätten Entsorgungen extrem zugenommen. Doch in Corona-Zeiten komme die Entsorgungsstelle in St. Gallen an ihre Grenzen. «Das Hauptproblem ist derjenige, der auf den Platz fährt und seinen Abfall falsch entsorgt», meint Riedener. Obwohl alles genau angeschrieben sei, scherten sich die Leute nicht darum, ihre Abfälle korrekt zu entsorgen.

Zudem ergäben sich auch durch die Parkiersituation einige Schwierigkeiten, denn momentan dürfe die Max-Müller AG nur maximal 15 Autos auf einmal reinlassen, damit die Abstandsregelung des Bundesamtes für Gesundheit eingehalten werden kann. «Wenn Autos die Ein- und Ausfahrten unserer Lastwagen versperren, können wir nicht richtig arbeiten, da die Zufahrtswege blockiert werden», sagt Riedener. Doch wirkliche etwas dagegen unternehmen könnten sie nicht.

Die Nerven zu behalten, sei in solchen Situationen besonders wichtig. Das fällt jedoch nicht immer leicht, denn auch mit Beleidigungen müssen sich die Mitarbeiter herumschlagen. Die Leute würden sich darüber aufregen, wenn man sie darauf hinweise, dass sie den Abfall nicht richtig entsorgen oder besser allein kommen würden, sagt Riedener.

«Gesellschaft wird nörgelig»

Beim EFM Entsorgungsfachmarkt in St. Gallen-Winkeln ist der Ansturm noch überschaubar. Man habe die Situation noch im Griff. Sie würden auf die Abstandsregeln drängen, auch wenn das bei einigen auf Unverständnis stosse. Verwaltungspräsident Christoph Solenthaler sagt, man beuge einem Chaos aber auch vor: «Die Gesellschaft hat keine Geduld mehr und wird teilweise nörgelig. Aus diesem Grund haben wir unser Entsorgungsunternehmen seit Wochen jeweils am Samstag geschlossen, weil dann die meisten ihre Wertstoffe entsorgen wollen und die Situation dann nicht mehr beherrschbar ist.»

Überfordert seien die Mitarbeiter des Entsorgungsmarktes nicht – oder noch nicht. Und sonst greife man durch. «Wer sich nicht korrekt verhält und sich nicht an unsere Regeln hält, wird vom Platz gewiesen», sagt Solenthaler. Doch auch das komme nur sehr selten vor und die Leute würden sich mehrheitlich an die Vorschriften halten.

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