Die jungen Masken-Millionäre sind SVPler

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Corona-GeschäfteDie jungen Masken-Millionäre sind SVPler

Bis im März sassen die Masken-Millionäre im Vorstand der Zürcher Jungen SVP. Die Parteikollegen gratulieren den «schlauen Geschäftsleuten».

Hier posieren die beiden Jungunternehmer mit der Zürcher JSVP-Präsidentin Camille Lothe und Christoph Blocher im Jahr 2017.
Die beiden Jungunternehmer machten in der Corona-Krise mit dem Import von Masken Millionen. Diese verkauften sie unter anderem an die Armeeapotheke und das deutsche Gesundheitsministerium. (Symbolbild)
Die beiden sind JSVP-Mitglieder und waren lange im Vorstand der Zürcher Kantonalsektion, wie Präsidentin Camille Lothe bestätigt.
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Hier posieren die beiden Jungunternehmer mit der Zürcher JSVP-Präsidentin Camille Lothe und Christoph Blocher im Jahr 2017.

Darum gehts

  • Zwei Jungunternehmer verdienen sich mit Maskenimporten eine goldene Nase und kaufen sich schnelle Autos.
  • Die beiden sind ehemalige Vorstandsmitglieder der JSVP Kanton Zürich und auch jetzt noch in der Partei.
  • Zum Maskenbusiness will sich Präsidentin Camille Lothe nicht äussern. Das habe nichts mit der Partei zu tun.
  • SVP-Nationalrat Franz Grüter fordert eine Untersuchung: Die Armeeapotheke habe zu viel bezahlt.

Für die meisten Unternehmer bedeutete die Corona-Krise Verluste. Nicht so für zwei Jungunternehmer (22 und 23), die mit ihrer Parallelimport-Firma ins Geschäft mit Schutzmaterialien einstiegen. Die Kumpel, ein Ex-Wirtschaftsgymnasiast und ein Ex-KV-Lehrling, besorgten mit weiteren Partnern über ihre Firma Emix Trading unter anderem Masken für die Schweizer Armeeapotheke und das Bayerische Gesundheitsministerium.

Alleine dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege lieferten die Jungunternehmer 1 Million Schutzmasken für knapp 9 Millionen Euro. Dazu 332’568 Schutzanzüge für rund 6 Millionen Euro. An die Schweizer Armeeapotheke gingen 10 Millionen Hygienemasken und 500’000 FFP2-Masken, wie eine Sprecherin gegenüber «Inside Paradeplatz» sagt.

Mit dem Gewinn sollen die Jungunternehmer laut dem Finanzblog Multimillionäre geworden sein. Sie hätten sich zwei neue Bentley für geschätzte 250’000 Franken pro Wagen sowie einen Ferrari für 2,5 Millionen Franken angeschafft. Den Hauptsitz der Firma haben sie inzwischen vom Zürichberg nach Zug verlegt.

Junge SVP schweigt zum Maskenbusiness

Wer sind die Jungs, die das schnelle Geld gemacht haben? Interviews gaben die Maskenimporteure am Sonntag nicht. Laut Informationen von 20 Minuten sind die beiden Autofans Mitglieder der Jungen SVP. Ein Selfie von 2017 zeigt die beiden mit Christoph Blocher sowie Camille Lothe. Die heutige Präsidentin der Jungen SVP Zürich bestätigt, dass die beiden Jungunternehmer bis im März im Vorstand der Zürcher Sektion engagiert waren. Sie seien weiterhin Parteimitglieder, hätten wegen ihres Import- und Exportgeschäftes aber kürzertreten wollen.

Persönlich gönne sie jedem Jungunternehmer den Erfolg, sagt Lothe. Zum Maskenbusiness oder «anderen geschäftlichen Tätigkeiten von Mitgliedern» will sie sich nicht äussern: «Das ist eine geschäftliche Angelegenheit, die nichts mit der Partei zu tun hat.» In der Partei heisst es, die beiden seien flotte Typen und sehr engagiert gewesen. Eine grössere Spende habe die Partei nach dem Masken-Coup aber noch nicht erreicht, sagt ein Vorstandsmitglied.

Überzogene Margen?

Wenig erfreut über den Erfolg seiner Parteikollegen zeigte sich hingegen SVP-Nationalrat Franz Grüter in der «SonntagsZeitung». Es dürfe nicht sein, dass sich junge Menschen an einer Notlage bereicherten, wurde Grüter zitiert. Gegenüber 20 Minuten relativiert er: «Ich fordere keine Untersuchung gegen die Jungunternehmer. Vielmehr gratuliere ich ihnen, sie sind schlaue Geschäftsleute.»

Verwerflich findet er es nicht, aus der Krise Profit zu schlagen: «Sie haben ein lukratives Geschäft gemacht, und das ist ihr gutes Recht.» Und: «Die schnellen Autos mag ich ihnen gönnen.» Immerhin hätten sie die Wirtschaft angekurbelt.

Hingegen mache er dem Bund einen Vorwurf. «Es ist Aufgabe des Einkäufers, dafür zu sorgen, dass er den bestmöglichsten Preis bekommt.» Aber er sei überzeugt davon, dass der Bund zu teuer eingekauft habe. «Das muss untersucht werden. Es kann nicht sein, dass der Bund mit 1.20 Franken pro Maske rechnet, wenn der Marktpreis bei 30 bis 40 Rappen liegt.»

Zu Marktpreisen eingekauft

Wirtschaftsanwalt Peter Ackermann ist designierter Verwaltungsratspräsident der Emix Trading und Mentor der Jungunternehmer. Er gibt an, der Verkauf von Masken an die Schweizer Armeeapotheke habe nur 1 Prozent des gesamten Umsatzes ausgemacht. Man habe vor allem ins europäische Ausland verkauft. Und das Verteidigungsdepartement lässt gegenüber der «SonntagsZeitung» verlauten: «Die Armeeapotheke hat bei Emix zu Marktpreisen eingekauft.»

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