Die kriminelle Laufbahn des Mordverdächtigen im Fall Maddie

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Vorbestrafter Christian B.Die kriminelle Laufbahn des Mordverdächtigen im Fall Maddie

Diebstähle, Drogendelikte, sexueller Missbrauch: Der Verdächtige im Fall Madeleine McCann, Christian B., ist kein unbeschriebenes Blatt.

Ist der 43 Jahre alte Christian B. der Mörder der 2007 an der Algarve verschwundenen dreijährigen Madeleine McCann?
Staatsanwaltschaft und Bundeskriminalamt (BKA) in Deutschland halten das für möglich. «Wir gehen davon aus, dass das Mädchen tot ist», sagte der Sprecher der Braunschweiger Staatsanwaltschaft.
Die Behörden ermitteln wegen Mordverdachts gegen den in Kiel hinter Gitter sitzenden Mann, der einige Vorstrafen hat.
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Ist der 43 Jahre alte Christian B. der Mörder der 2007 an der Algarve verschwundenen dreijährigen Madeleine McCann?

  • Der 43-jährige Verdächtige im Fall Maddie ist mehrfach wegen Sexualstraftaten auch an Kindern vorbestraft.

  • Christian B. lebte in Portugal mehrere Jahre von Gelegenheitsjobs, aber er beging auch Diebstähle in Hotelanlagen.

  • An der Algarve soll er eine 72-jährige US-Amerikanerin vergewaltigt haben.

  • Auch Drogendelikte sind bekannt.

Keine Zeugen und keine Leiche - trotzdem hoffen die deutschen Ermittlern, den mysteriösen Fall um die 2007 verschwundene Madeleine McCann diesmal endlich aufzuklären. Sie haben einen Tatverdächtigen im Visier: Christian B. aus Braunschweig. Der 43-Jährige hat eine lange kriminelle Karriere hinter sich – in Deutschland und auch in Portugal. Sie begann schon sehr früh, als B. erst 15 Jahre alt war:

1992: Der Teenager wird wegen Verdachts auf Einbruch in seiner bayerischen Heimatstadt Würzburg festgenommen.

1994: B. wird zu zwei Jahren Jugendstrafe verurteilt, weil er eine Minderjährige sexuell missbraucht hat.

1995: Im Alter von 18 Jahren reist Christian B. als Backpacker nach Portugal. Er arbeitet in Bars und Restaurants rund um Ferienorte wie Praia da Luz oder Lagos. Gleichzeitig beginnt er nach Angaben von Kollegen mit Drogen zu handeln.

September 2005: Mit einer Maske bricht B. in der Wohnung einer 72-jährigen US-amerikanischen Touristin ein. Der Deutsche fesselt und knebelt die Frau, verbindet ihr die Augen und schlägt mit einem Metallrohr auf ihr ein. Dann vergewaltigt er sie 15 Minuten lang. Bei der Befragung sagt die Frau, sie habe gemerkt, dass B. es genossen habe, sie vor der Vergewaltigung zu foltern.

April 2007: Christian B. zieht aus einem Bauernhaus in einen VW-Wohnmobil. Das Fahrzeug wurde mittlerweile von der deutschen Polizei beschlagnahmt. Im gemieteten Haus werden bei der Reinigung Perücken und «exotische Kleidung» gefunden.

3. Mai 2007: Madeleine McCann wird gegen 22 Uhr aus ihrem Bett in der Ferienanlage Ocean Club in Praia da Luz entführt, während ihre Eltern in einem nahegelegenen Restaurant mit Freunden essen. Christian B. telefoniert zwischen 19.32 und 20.02 Uhr mit einer portugiesischen Handynummer. Das Gespräch ist Teil der jetzigen Ermittlungen.

4. Mai 2007: Am Tag nach Maddies Verschwinden meldet B. sein zweites Fahrzeug, ein Jaguar Model XJR 6 mit deutschem Kennzeichen, auf einen neuen Halter in Deutschland registrieren, obwohl sich das Auto noch in Portugal befindet.

2008-2016: Christian B. kommt wegen Kinderpornografie, sexueller Missbrauch von Kindern, Vergewaltigung und Verstoss gegen das Betäubungsmittelgesetz mehrmals ins Gefängnis in Deutschland.

3. Mai 2017: Laut einem Freund sitzt B. in einer Bar und sieht zufällig eine TV-Sendung zum zehnjährigen Jubiläum von Maddies Verschwinden. Dem Freund soll er gesagt haben, dass er alles über diesen Fall wisse, dass er auch wisse, was mit dem Mädchen passiert sei. Der Freund geht mit diesem Hinweis zur Polizei.

Juni 2017: B. reist erneut nach Portugal. Wenig später wird er wieder nach Deutschland ausgeliefert. Grund dafür ist eine eine Verurteilung des Amtsgerichts Braunschweig zu 15 Monaten Haft wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes.

August 2018: Er wird aus der Haft entlassen, lebt für einige Wochen als Obdachloser.

September 2018: B. wird in Mailand festgenommen und an Deutschland ausgeliefert. Dort wird er wegen der Vergewaltigung im 2007 einer US-Touristin in Portugal vor Gericht gestellt, nachdem ein DNA-Test von am Tatort entdeckten Haaren positiv ist.

Dezember 2019: Er wird vor dem Braunschweiger Landgericht wegen Vergewaltigung und Erpressung zu einer siebenjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Das Urteil ist bislang nicht rechtskräftig. B. wirft der Justiz Rechtsfehler im Auslieferungsverfahren vor.

3./4. Juni 2020: Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt gegen Christian B. Bewiesen ist nichts. Doch für die deutschen Ermittler ist klar: «Wir gehen davon aus, dass das Mädchen tot ist», so Hans Christian Wolters, Sprecher der Braunschweiger Staatsanwaltschaft.

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