Sinkendes Royal-AnsehenDie Prinzessin und der Schamane – diese Romanze verärgert das norwegische Volk
Das Ansehen der norwegischen Königsfamilie ist beim Volk gesunken. Laut einer Umfrage ist die Ursache dafür hauptsächlich die Beziehung der ältesten Tochter.
Darum gehts
Eine Prinzessin, die mit Engeln kommuniziert, dazu ein Wunderheiler, der Medaillons gegen Corona-Erkrankungen verkauft: Die ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen der ältesten Tochter des norwegischen Königspaars, Märtha Louise, und Hollywood-Guru Durek Verrett begeistert die Medien, nicht aber die Bürger des Landes. Denn 17 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Umfrage gaben im vergangenen Monat an, dass das Königshaus in ihrem Ansehen gesunken sei – und fast alle nannten als Grund die Schlagzeilen um die 51-jährige Märtha Louise und ihren 47-jährigen Verlobten Verrett.
Die Romanze kommt in Norwegen nicht gut an, weil der «Schamane der sechsten Generation» in seinem Buch «Spirit Hacking» behauptet hat, dass Menschen selbst entscheiden, ob sie an Krebs erkranken. Und weil er auf seiner Website für 222 Dollar ein Medaillon namens «Spirit Optimizer» anbietet, das ihn von Covid-19 geheilt haben soll. «Er ist ein Hochstapler, ein Scharlatan und Quacksalber», sagt der Kolumnist und Humorist Dagfinn Nordbo über Verrett, zu dessen Anhängern Gwyneth Paltrow und Antonio Banderas gehören.
König Harald zeigt sich zurückhaltend
Die norwegische Monarchie geniesst bislang breite Unterstützung vom Volk. Das liegt vor allem an der Bodenständigkeit des Königspaars: Der selbst mit einer Bürgerlichen verheiratete 85-jährige König Harald ist bekannt dafür, dass er die gesellschaftlichen Entwicklungen in seinem fortschrittlichen Land stets mitträgt. Seiner Tochter hat er seinen Segen zur Verlobung gegeben. Ansonsten aber äussert er sich nur wenig zu ihrem Partner.
Einer der wenigen, die das Paar unterstützen, ist Oslos ehemaliger Bürgermeister Fabian Stang: Heilende Medaillons zu verkaufen, gehe zwar zu weit, «aber es ist schon seltsam, dass so viele von denen, die Durek hassen, nichts gegen den Snasa-Mann hatten», schrieb Stang auf Facebook unter Anspielung auf einen im vergangenen Jahr verstorbenen norwegischen Wunderheiler. Verrett selbst sagt, er verstehe, dass seine Überzeugungen manche Menschen beunruhigen könnten. Gleichzeitig sieht er sich als Opfer von Rassismus – ähnlich wie die Afroamerikanerin Meghan Markle nach ihrer Hochzeit mit Prinz Harry.
Er erhalte Hassbotschaften und Morddrohungen, weil Weisse «keinen Schwarzen in der königlichen Familie sehen wollen», sagte er nach seiner Verlobung im Juni in einem Instagram-Video. Märtha Louise zeigte sich «schockiert», wie Verrett und «Menschen mit dunkler Hautfarbe behandelt werden».
Das norwegische Volk gegen die Engelsflüsterin und den Schamanen
Märtha Louise ist die Nummer vier in der Thronfolge nach ihrem jüngeren Bruder, Kronprinz Haakon, und dessen beiden Kindern. Es ist nicht das erste Mal, dass sie für Kontroversen sorgt. Als Anhängerin alternativer Therapien behauptet sie, mit Engeln sprechen zu können, eine Gabe, die sie mit Büchern und Kursen vermarktet. Den Titel «Ihre Königliche Hoheit» gab sie bereits vor 20 Jahren auf, als sie sich von ihren königlichen Pflichten zurückzog, um Hellseherin zu werden. Und vor drei Jahren stimmte sie zu, ihren Prinzessinnentitel nicht für kommerzielle Zwecke zu verwenden.
Diesmal allerdings scheint den Bürgerinnen und Bürgern die Verschrobenheit der Prinzessin und ihres Verlobten zu weit zu gehen. «Die meisten Norweger verabscheuen es, wenn man mit dem Gütesiegel einer Prinzessin Geld mit Dingen verdient, die sie für Unsinn halten», sagt der Historiker Trond Noren Isaksen. «Etwas muss getan werden», fügt er hinzu. Mehr als die Hälfte der Norweger will inzwischen, dass die 51-Jährige ihren Prinzessinnentitel ganz aufgibt. Laut diversen nationalen Medien ging es bei «Krisentreffen» zwischen König Harald mit seiner Tochter und Kronprinz Haakon bereits genau um diese Frage.
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Rassismus betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Beratungsnetz für Rassismusopfer
GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
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