Krim-KriseDie Sanktionen zeigen erste Wirkungen
Die Strafmassnahmen sind für die russische Wirtschaft bereits spürbar: Die Börse geht auf Talfahrt, Ratings sinken und Kreditkartenfirmen brechen Geschäfte mit russischen Banken ab.

Händler an der russischen Börse: Die Kurse reagierten mit einer Talfahrt auf die verschärften Sanktionen von USA und EU gegen Russland.
Die verschärften Sanktionen von USA und EU bewirkten an der russischen Börse starke Kursabgaben. Kurz nach Handelsbeginn fiel der russische Aktienindex RTS um über 3 Prozent. Damit verlor die Börse in Russland in diesem Monat bereits über zehn Prozent. Viele westliche Investoren ziehen ihr Geld aus Russland ab.
Angesichts der Spannungen zwischen Moskau und dem Westen aufgrund der Krim-Krise reagierten auch die Ratingagenturen. S&P senkte Russlands Ausblick auf «negativ». Die Perspektiven für Russlands Kreditwürdigkeit hatten sich nach Einschätzung der US-Ratingagentur eingetrübt. Kurz danach hat auch Konkurrent Fitch Russland schlechter eingestuft.
Die Strafmassnahmen zielen zudem auf das direkte Umfeld von Präsident Wladimir Putin. Zwölf teils sehr ranghohe Verantwortliche wurden mit Einreiseverboten und der Sperrung ihrer Konten in der EU bestraft.
Gerade noch rechtzeitig reagiert
Auf der US-Sanktionsliste steht seit Donnerstag auch der russische Oligarch Gennadi Timtschenko – laut dem US-Magazin «Forbes» der sechstreichste Mann Russlands. Dieser hatte gerade noch rechtzeitig reagiert: Tags zuvor verkaufte er seine Beteiligung am in der Schweiz ansässigen Ölhandelskonzern Gunvor. Mit der Aufnahme in die US-Sanktionsliste wird unter anderem das Vermögen der betroffenen Personen eingefroren.
Weiter teilten die Kreditkartenfirmen Visa und Mastercard mit, dass sie die Zahlungstransaktionen mit der Bank Rossija eingestellt hätten. Die russische Bank wurde am Donnerstag mit Sanktionen belegt. Rossija ist die persönliche Bank ranghoher Politiker in der Russischen Föderation. Einige der Aktionäre stammen aus Putins innerstem Machtzirkel. Die Bank teilte mit, man werde die Arbeit wie gewohnt fortsetzen. Allen Verpflichtungen gegenüber Kunden und Partnern werde nachgekommen.
Am Donnerstag erklärte der Bundesrat die Aussetzung der Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen der Schweiz mit Russland. Der Gewerbeverband kritisiert diesen Entscheid. «Das Aussetzen der Verhandlungen zum Freihandelsabkommen birgt wirtschaftliche und sicherheitspolitische Risiken», teilte der Schweizerische Gewerbeverband in einem Communiqué vom Freitag mit. (hoy/sda)
Liste der mit Sanktionen belegten Russen
Nachfolgend die wichtigsten Betroffenen, deren Konten in den USA eingefroren werden und die keine Geschäfte mehr mit Amerikanern machen dürfen:
- Sergej Iwanow, Stabschef Putins
- Arkadi und Boris Rotenberg, Kindheitsfreunde und ehemalige Judo-Sparringpartner Putins
- Gennadi Timtschenko, Gründer des Ölhandelsunternehmens Gunvor, an dem auch Putin Anteile hält
- Wladimir Jakunin, seit 2005 Chef der staatlichen russischen Eisenbahngesellschaft
- Sergej Mironow, Vorsitzender der Partei Gerechtes Russland
- Viktor Iwanow, Direktor der staatlichen Anti-Drogenbehörde und ehemaliger KGB-Offizier
- Sergej Narischkin, Vorsitzender der Staatsduma
- Igor Sergun, Chef des russischen Militärgeheimdienstes
- Alexej Gromow, Vize-Stabschef Putins, zuständig für die Kontrolle der Staatsmedien
- Andrej Fursenko, Berater Putins, von 2004 bis 2012 Bildungsminister und Mitgründer der Rossija Bank
- Juri Kowaltschuk, der grösste Einzelaktionär der Rossija Bank und persönlicher Banker für ranghohe Parlamentarier, und für Putin. (SDA)