Die Schweiz bekommt ihre eigene Gen-Bank

Aktualisiert

Unispital LausanneDie Schweiz bekommt ihre eigene Gen-Bank

Das Unispital Lausanne sammelt in einer Biobank Blutproben von Patienten, um deren Erbinformationen zu entschlüsseln.

von
Santina Russo
Aus Blutproben sollen genetische Informationen gewonnen werden.

Aus Blutproben sollen genetische Informationen gewonnen werden.

Seit Anfang 2013 wird jeder stationäre Patient des Unispitals Lausanne dazu ermuntert, eine Blutprobe abzugeben und der Entschlüsselung seiner Erbsubstanz (DNA) zuzustimmen. Mehr als 15'000 Proben sind schon zusammengekommen, bis Ende 2017 sollen es 30'000 sein. Was mit diesen geschehen soll, sagt der Mediziner Vincent Mooser.

Wozu dienen die genetischen Daten?

Durch deren Entschlüsselung können wir künftig medizinische Diagnosen und Behandlungen genauer auf den einzelnen Patienten abstimmen. Denn vieles hängt von kleinsten Variationen im Erbgut ab. Beispielsweise wie hoch das Risiko ist, an einem bestimmten Leiden zu erkranken. Oder wie stark jemand auf Medikamente reagiert. Je mehr genetische Daten man von verschiedenen Menschen kennt, desto besser lassen sich solche Gen-Variationen identifizieren und später für Therapien nutzen.

In England gibt es bereits eine Biobank mit 500'000 Blutproben. Wieso braucht es eine weitere?

Eine Schweizer Biobank ist wichtig, um wissenschaftlich konkurrenzfähig und unabhängig zu bleiben. Durch die Anbindung ans Unispital haben wir zudem einen Vorteil: Wir können die genetischen Daten mit den dazugehörenden Krankengeschichten vergleichen. So lässt sich feststellen, welche Gene mit welchen Krankheiten in Verbindung stehen. Im Moment sind wir aber noch daran, möglichst viele Proben zu sammeln. Nächstes Jahr beginnen wir mit den ersten Gen-Analysen, in einigen Jahren mit der vollständigen Entschlüsselung.

Oft liest man von Bedenken gegenüber genetischen Datenbanken. Doch bei Ihnen stimmen rund 80 Prozent der Angefragten einer Entschlüsselung ihrer DNA zu. Wie erklären Sie sich das?

Vielen Menschen ist es offenbar wichtig, mehr über ihre eigenen Risikofaktoren für Krankheiten zu erfahren. Ob sie darüber informiert werden möchten, entscheiden die Spender selbst. Anderen ist es einfach ein Bedürfnis, die medizinische Forschung weiterzubringen.

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