Keine Bestellungen «in letzter Minute»«Die Schweiz muss jetzt Impfstoff für die nächsten Jahre bestellen»
Israel hat bei Pfizer und Moderna Millionen von Impfdosen bestellt und sich damit die Versorgung mit Auffrischungsimpfungen ab 2022 gesichert. Nun müsse die Schweiz nachziehen, fordern Gesundheitsexperten.
Darum gehts
Israel hat sich bereits jetzt mehrere Millionen Impfdosen ab 2022 gesichert. Damit ist das Land vorbereitet, sollten allfällige Auffrischungsimpfungen notwendig werden.
Das Bundesamt für Gesundheit teilt mit, mit verschiedenen Impfstoffherstellern in Kontakt zu sein.
Mehrere Gesundheitsexperten warnen davor, mit einer Bestellung zu lange zuzuwarten.
Zu langsam, zu zögerlich, zu spät: Die Vorwürfe an das Bundesamt für Gesundheit (BAG) wegen der Impfstoffbeschaffung wurden zum Politikum. Dass die Schweiz im globalen Verteilkampf um Impfstoffe – im Vergleich zu anderen westlichen Staaten – spät Impfstoffe bestellte, rächte sich. So mussten in den letzten Wochen in zahlreichen Kantonen Impftermine verschoben werden, weil zu wenige Impfdosen verfügbar waren.
Nun droht sich das Szenario zu wiederholen: So hat etwa Israel sowohl mit Pfizer als auch mit Moderna bereits Verträge für Millionen von Auffrischungsimpfungen gegen allfällige Covid-19-Mutationen abgeschlossen. Ob auch die Schweiz vor einem entsprechenden Vertragsabschluss steht, ist nicht bekannt.
«Der Bund steht auch weiterhin mit verschiedenen Impfstoffherstellern in Kontakt, da die Entwicklung der Pandemie schwierig einzuschätzen ist», sagt eine BAG-Sprecherin auf Anfrage. Der Vertrag mit Moderna erlaube es dem BAG, einen Teil der Impfstoff-Lieferungen dem Bedarf anzupassen und erst in der ersten Jahreshälfte 2022 zu beziehen.
Bestellungen «in letzter Minute» verhindern
Die Schweiz müsse unbedingt bereits jetzt schon dem Beispiel Israels folgen und Verträge für Auffrischungsimpfungen ab 2022 abschliessen, fordert Christian Garzoni, klinischer Direktor und Infektiologe der Moncucco-Klinik in Lugano. «Da davon auszugehen ist, dass eine zusätzliche Behandlung mit einem weiterentwickelten Impfstoff nötig sein wird, sollte die Schweiz bereits jetzt genug Bestellungen aufgeben.» Die Impfstoffe seien das einzige Mittel, um aus der Corona-Krise herauszukommen. «Da können wir es uns nicht erlauben, die Bestellungen in letzter Minute aufzugeben.»
Der Gesundheitsexperte Felix Schneuwly von Comparis schliesst sich ihm an: «Die Schweizer Pandemiepolitik leidet an eklatanter Kurzsichtigkeit: Statt nur den nächsten Schritt sollte man sich auch den übernächsten Schritt überlegen.» Andere Länder wie Israel seien hier der Schweiz weit voraus. Nun gelte es, nicht wieder in Rückstand zu geraten und sich für alle möglichen Szenarien zu wappnen. «Dass jetzt verhandelt wird und Verträge abgeschlossen werden, ist extrem wichtig», sagt Schneuwly.
Vertrag mit Ausstiegsklausel
Es sei unabdingbar, dass die Schweiz dem Beispiel Israels folgt, sagt der Gesundheitsökonom Willy Oggier. «Da zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht absehbar ist, in welchem Umfang entsprechende Auffrischungsimpfungen überhaupt benötigt werden, muss der Vertrag flexibel sein.» So sollten etwa erst Gelder fliessen, wenn die Impfstoffe in der Schweiz zugelassen werden und explizit gegen allfällige neue Mutationen wirken. «Auch eine Ausstiegsklausel – wenn man gar keinen Impfstoff benötigt – muss enthalten sein», so Oggier.
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BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92
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