«Die sollen nur kommen»

Aktualisiert

Nico Jung«Die sollen nur kommen»

Die Schweiz trifft heute um 18 Uhr im Beachsoccer-WM-Final auf den grossen Favoriten Brasilien. Im Mittelpunkt wird dabei auf jeden Fall auch der Schweizer Keeper Nico Jung stehen. 20 Minuten Online konnte sich kurz vor dem Endspiel mit ihm unterhalten.

von
Reto Fehr

20 Minuten Online: Nico Jung, wie fühlen Sie sich wenige Stunden vor dem grossen Endspiel?

Nico Jung: Es geht mir gut, ich freue mich riesig auf das Finale. Wir haben überhaupt nichts mehr zu verlieren.

Im gestrigen Halbfinale gegen Uruguay gab es einige heisse Szenen. Zum einen war da die Schauspiel-Einlage des Urus Oli. Was war da geschehen?

Die Emotionen gingen halt hoch. Ich hatte eine Diskussion mit Oli und plötzlich sackt er zusammen und hält sich im Gesicht. Dabei hatte ich ihn gar nicht berührt. Ich wusste nicht recht ob ich jetzt lachen soll. Es war sehr peinlich von ihm. Zum Glück hat der Schiedsrichter aber alles richtig gesehen und ist nicht darauf hereingefallen.

Kurz darauf habt ihr das 1:3 kassiert. Danach haben Sie sich Mitspieler Kaspar Jaeggy zur Brust genommen. Was war der Grund dafür?

Wir haben beim Gegentor geschlafen. Das darf einfach nicht passieren. Vor allem bei Standards nicht. Ich bin einen Moment ausgetickt, das tut mir leid. Ich habe mich dafür auch bei Kaspar entschuldigt. So sind Goalies halt.

Ja, es ist bekannt, dass Torhüter spezielle Typen sein müssen. Wieso haben Sie sich für den Job im Kasten entschieden?

Ich war schon im Fussball Goalie. Eine gewisse Erfahrung war sehr hilfreich. Wie im Fussball ist der Torhüter auch im Beachsoccer halt eigenlich ein Einzelkämpfer im Team.

Trotzdem ist der Goalie im Beachsoccer nicht ganz mit demjenigen im Fussball zu vergleichen.

Ja, das stimmt. Man hat mehr Aktionen und kann sich öfter auszeichnen. Zudem hat der Torhüter im Beachsoccer mehr Einfluss aufs Spiel, man kann beispielsweise den Rhythmus besser mitbestimmen. Ich finde das sehr spannend.

Aber ist es nicht auch frustrierend, wenn die Bälle vom unebenen Boden abgelenkt plötzlich eine ganz andere Richtung einschlagen?

Doch, das ist schon so. Man muss halt auf alles gefasst sein und versuchen so lange wie möglich stehen zu bleiben. Aber auch dann ist es immer noch extrem schwierig.

Was braucht ein Keeper im Abwehrverhalten besonders?

Es hat sehr viel mit Antizipation und Reaktion zu tun. Zudem braucht man starke Nerven, um nicht zu früh zu agieren.

Gegen den zwölffachen Weltmeister Brasilien werden Sie wohl im Mittelpunkt stehen. Gefällt Ihnen das?

Ja, damit habe ich keine Probleme. Ich hoffe, dass ich mich dadurch auch immer wieder auszeichnen kann. Wir werden sehen was im Spiel passiert. Wir versuchen ihnen Paroli zu bieten.

Im Gruppenspiel klappte dies beim 2:4 nicht schlecht. Damals stand aber Valentin Jaeggy im Tor. Ist das ein Vorteil, weil die Brasilianer sie nicht gut kennen und Sie im Gegenzug Ihre Gegner von aussen beobachten konnten?

Nein, das hat keinen grossen Einfluss. Grundsätzlich kennen wir uns gut und wissen ziemlich alles voneinander. Wir spielen mindestens einmal pro Jahr gegeneinander. Aber es war spannend, das Ganze von aussen zu verfolgen. Valentin zeigte eine hervorragende Leistung.

Was könnte den Ausschlag für die Schweiz geben?

Brasilien muss gewinnen, wir dürfen gewinnen. Das ist eine historische Sache: Das Mutterland des Beachsoccers trifft im WM-Endspiel auf das Binnenland Schweiz. Das ist doch eine super Affiche! Ich freue mich riesig.

Brasilien ist seit 24 Spielen an der WM ungeschlagen. Habt Ihr auch ein bisschen Angst vor diesen Stars?

Nein, Angst haben wir keine. Wir haben vor allen Spielern gleich viel Respekt. Die sollen nur kommen.

20 Minuten Online ist beim Endspiel um 18 Uhr live dabei!

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