Wolodimir Selenski«Die Welt wird das Butscha-Massaker als Genozid anerkennen»
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat die Stadt Butscha besucht und sich vor Ort an das kriegführende Russland gewandt. Die weiteren Verhandlungen seien angesichts der Gräueltaten schwierig geworden.
Darum gehts
Nach Bekanntwerden eines Massakers an Zivilisten und Zivilistinnen ist der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski in die zerstörte Stadt Butscha gereist. In Butscha seien Kriegsverbrechen begangen worden, sagte Selenski am Montag vor Journalistinnen und Journalisten in der kleinen Stadt rund 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kiew. «Die Welt wird das als Genozid anerkennen.» Selenski trat in dunkelgrünem Pullover und einer Militärweste in Tarnmuster auf und machte sich in Begleitung von bewaffneten Sicherheitskräften ein Bild von den Zerstörungen.
«Gespräche mit Russland sind schwierig geworden»
Russland müsse sich beeilen, um eine Vereinbarung über ein Ende des Krieges auszuhandeln, sagte er. Bei seinem Besuch in Butscha, wo nach dem Rückzug russischer Truppen Hunderte Leichen von Zivilistinnen und Zivilisten gefunden worden waren, sagte Selenski, die Belege für Gräueltaten machten es schwer, Gespräche mit Russland abzuhalten.
«Es ist sehr schwierig, Verhandlungen zu führen, wenn man sieht, was sie hier getan haben», sagte er. In Butscha und an anderen Orten seien Tote in «Fässern, Kellern, erwürgt, gefoltert» vorgefunden worden. Er forderte, die russische Führung müsse «schneller denken, wenn sie etwas zu denken hat».
Kritik an der Ablehnung eines Nato-Beitritts
Er fügte hinzu: «Je länger die Russische Föderation es hinauszögert, desto schlimmer wird sie ihre eigene Situation und diesen Krieg verschärfen.» Selenski bekräftigte seine Kritik an der Ablehnung eines Nato-Beitritts der Ukraine durch die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie und andere westliche Staats- und Regierungschefs, die sich dagegen gewandt hätten, sollten nach Butscha kommen, um zu «sehen, wohin das Flirten mit der Russischen Föderation führt», sagte er.
Derweil reagiert Litauen und fährt aufgrund des Kriegs in der Ukraine und der Enthüllungen der schweren Gräueltaten seine diplomatischen Beziehungen zu Russland zurück. Das Aussenministerium in Vilnius wies am Montag den russischen Botschafter an, das baltische EU- und Nato-Land zu verlassen. Auch das russische Konsulat in der Hafenstadt Klaipeda müsse schliessen, sagte Aussenminister Gabrielius Landsbergis. Er kündigte zudem an, dass der litauische Botschafter in Moskau in Kürze nach Vilnius zurückkehren werde.
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