Wer Daten nicht teilt, wird blockiert«Die Whatsapp-Regelung ist ein Pakt mit dem Teufel»
Whatsapp hat neue Regelungen angekündigt, nach welchen die Daten von Nutzern neu allesamt mit Facebook geteilt werden sollen. Anwalt Martin Steiger sieht darin Gefahren.
Darum gehts
Whatsapp hat neue Nutzungsbedingungen angekündigt.
Neu sollen die Informationen der User mit dem Facebook-Konzern geteilt werden dürfen.
Wer den neuen AGB nicht zustimmt, wird Whatsapp bald nicht mehr benutzen können.
Anwalt und IT-Experte Martin Steiger rät, sich die Zustimmung gut zu überlegen.
Whatsapp hat eine Änderung in seinen Nutzungsbedingungen angekündigt. Neu werden Whatsapp-User dazu aufgefordert, überarbeiteten AGB zuzustimmen, laut welchen die Daten von Business-Accounts neu mit dem Facebook-Konzern geteilt werden dürfen. Diese Regelung gilt ab dem 8. Februar. Wer ihr nicht zustimmt, wird die Whatsapp-Dienste ab diesem Datum nicht mehr benutzen können.
«Whatsapp setzt damit ein deutliches Ultimatum», sagt Martin Steiger, Anwalt und IT-Experte. «Nun schlägt Facebook, zu dem Whatsapp gehört, einen neuen Weg ein. Denn im Jahr 2016 konnten die Nutzerinnen und Nutzer noch ablehnen, dass Daten von Facebook verwendet werden durften. Jetzt ist es damit zu Ende.»
«Geteilt werden kann alles»
Welche Daten Whatsapp künftig genau mit Facebook teilen wird, ist schwierig herauszufinden. «Mich ärgert, dass es keine transparente Kommunikation gibt», so Steiger. «Klar ist allerdings, dass die Inhalte der versendeten Whatsapp-Nachrichten vorläufig privat bleiben, da diese Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind. Geteilt werden kann ab spätestens dem 8. Februar aber potenziell alles andere, von der Kontaktliste über Standort-Daten und bis hin zu Einzelheiten, wann man mit wem kommuniziert.»
Diese Daten werden bei Facebook für breite Zwecke genutzt. Zwar stelle Facebook bei der Ankündigung der neuen Regelung klar, dass die persönlichen Daten der Nutzerinnen und Nutzer nicht dazu genutzt würden, Werbung von Dritten anzeigen zu lassen. «Das ist aber irreführend, da Facebook dies sowieso nicht tut. Nach wie vor wird nur Werbung angezeigt, die ausschliesslich über Facebook läuft», erklärt Steiger.
User werden analysiert
Wie der Anwalt vermutet, hängen die neuen Regeln damit zusammen, dass Facebook schon seit längerem daran arbeitet, die Messaging-Dienste von Facebook, Whatsapp und Instagram, welches ebenfalls zu Facebook gehört, zusammenzulegen. «Nun müssen alle Nutzerinnen und Nutzer entscheiden, ob sie diese Zusammenlegung auch definitiv mitmachen möchten.»
Dies soll man sich laut Steiger aber gut überlegen. «Es ist ein Pakt mit dem Teufel. Man erhält im Tausch gegen Daten zwar viele Vorteile, weiss aber nicht, welchen Preis man im Ergebnis tatsächlich bezahlt.» So könne Facebook künftig Daten von Whatsapp dazu benutzen, seine User noch genauer zu analysieren und personalisierte Werbung auf verschiedensten Plattformen auszuspielen. «Was sonst noch alles mit den Daten passiert, wissen wir nicht, aber klar ist, dass sie alle in die USA fliessen», so Steiger.
Alternativen suchen
Faktisch werde sich für viele Nutzer allerdings nichts ändern. «Die meisten Personen benutzen bereits Facebook oder Instagram.» Ausserdem habe eine grosse Anzahl an Nutzern der Weitergabe ihrer Daten im Jahr 2016 nicht widersprochen, was bedeute, dass ihre Daten so oder so bereits vom Facebook-Konzern verwendet werden dürfen. «Für alle anderen, die sich grössere Sorgen über ihre Privatsphäre machen, ist es vielleicht an der Zeit, nach einer alternativen Chat-App wie Threema oder Signal zu suchen», meint Steiger.
Update 8. Januar: Nach der Ankündigung der neuen Regelungen hat sich einiges an Verwirrung im Netz breit gemacht, für wen und in welchen Regionen die neuen Regelungen gelten. Ein Sprecher von Facebook stellt klar: «Die neuen AGB gelten weltweit, allerdings gibt es Unterschiede zwischen Europa (inkl. Schweiz) und dem Rest der Welt. Zustimmen muss aber jeder bis 8. Februar, wenn er Whatsapp weiter nutzen möchte.» Wichtig sei, festzuhalten, dass die Änderungen Business-Profile und nicht Privatpersonen betreffen. «Das Update ändert nichts an den Daten-Regelungen in der europäischen Region. Whatsapp kann nach wie vor keine Daten von europäischen Nutzern mit Facebook teilen, um ihre Produkte oder Werbung zu verbessern.»
Anwalt Martin Steiger wendet jedoch ein: «Allein auf Äusserungen von Facebook-Sprechern würde ich mich aber nicht verlassen. Klar ist, dass Whatsapp mit Facebook-Unternehmen zusammenarbeitet und in diesem Rahmen auch Daten fliessen.»
Digital-Push
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