20 Jahre nach 9/11 - Diese Theorien zu den Terrorattacken haben sich bis heute gehalten

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20 Jahre nach 9/11Diese Theorien zu den Terrorattacken haben sich bis heute gehalten

Der Staub des eingestürzten World Trade Centers hatte sich noch nicht gelegt, da meldeten sich bereits die ersten, die an den offiziellen Erklärungen zweifelten. Einige dieser Verschwörungstheorien werden noch heute geglaubt – alle zu Unrecht.

So hat man die «Twin Towers», wie die Gebäude eins und zwei des New Yorker World Trade Centers (WTC) genannt wurden, zuletzt am Morgen des 11. Septembers 2001 gesehen. Sie stürzten ein, nachdem Terroristen zwei Passagierflugzeuge in sie hinein gesteuert hatten. Es waren nicht die einzigen Attacken an diesem Tag – ein Überblick.
New York, 8.46 Uhr (Ortszeit): Ein Passagierflugzeug (American-Airlines-Flug 11) rast in den Nordturm des World Trade Centers. Es trifft die Etagen 93 bis 99. Es kommt zu einer heftigen Explosion. Die Ursache ist zunächst unklar; es wird von einem Unfall ausgegangen.
New York, 9.03 Uhr (Ortszeit): Ein weiteres Flugzeug (United-Airlines-Flug 175) kracht in die Etagen 77 und 85 des Südturms des WTC. Nachdem TV-Stationen bereits ihre Kameras installiert hatten, geschieht die zweite Katastrophe vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Nun ist klar, dass die Gebäude und die Menschen darin, Opfer eines gezielten Terroranschlags geworden sind.
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So hat man die «Twin Towers», wie die Gebäude eins und zwei des New Yorker World Trade Centers (WTC) genannt wurden, zuletzt am Morgen des 11. Septembers 2001 gesehen. Sie stürzten ein, nachdem Terroristen zwei Passagierflugzeuge in sie hinein gesteuert hatten. Es waren nicht die einzigen Attacken an diesem Tag – ein Überblick.

REUTERS

Darum gehts

  • Die Terrorattacken vom 11. September 2001 jähren sich am Samstag zum 20. Mal.

  • Nicht alle Menschen glauben die offizielle Version zu den Geschehnissen.

  • Trotz der langen Zeit haben sich einige der damals aufgekommenen Verschwörungstheorien bis heute gehalten.

  • 20 Minuten hat sie unter die Lupe genommen.

Die Bilder vom 11. September 2001 haben sich ins Gedächtnis eingebrannt. Sie zeigen, wie um 8.46 Uhr Ortszeit ein Passagierflugzeug in den nördlichen Turm des World Trade Centers (WTC) rast und um 9.03 Uhr ein weiteres den Südturm trifft. Beide Türme werden später zusammenstürzen. Auch in der Hauptstadt der USA, Washington, kam es an jenem Dienstag zu Anschlägen. Dort traf ein weiteres Flugzeug das Pentagon und vor dem US-Aussenministerium explodierte eine Autobombe. In Pennsylvania stürzte nahe Pittsburgh eine Passagiermaschine ab - dies aufgrund von Kämpfen im Cockpit. Denn auch sie war von Terroristen gekapert worden, die sie mutmasslich ins Capitol oder ins Weisse Haus stürzen wollten.

Hinter den Angriffen steckten 19 Mitglieder des islamistischen Terrornetzwerks al-Qaida, rekrutiert und losgeschickt von von Osama Bin Laden. Mindestens 2977 Menschen verloren ihr Leben; noch mehr wurden verletzt. Zehntausende Überlebende sowie Helferinnen und Helfer starben in den Jahren danach oder leiden bis heute an den Folgen. Doch obwohl die Angriffe vom 11. September gut dokumentiert sind, gab und gibt es Zweifel an der offiziellen Version. In den USA gibt es seither eine eigene «Truther»-Bewegung, die die wahre Wahrheit kennen zu meint. Dass sie sich auch bezüglich dieser nicht einig sind, stört sie nicht.

Mitglieder der 9/11-Truth-Bewegung und Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretiker demonstrieren am 11. September 2011, dem zehnten Jahrestag der Anschläge vom 11. September, auf dem Broadway.

Mitglieder der 9/11-Truth-Bewegung und Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretiker demonstrieren am 11. September 2011, dem zehnten Jahrestag der Anschläge vom 11. September, auf dem Broadway.

Wikimedia Commons/Luigi Novi/CC BY 3.0

«Es war ein Inside-Job»

Viele «Truther» und laut Medienberichten jeder dritte Amerikaner beziehungsweise Amerikanerin glauben, dass es ein «Inside-Job» war. Sie glauben, dass die damalige Bush-Regierung die Anschläge bewusst geschehen liess. Andere gehen sogar noch einen Schritt weiter und behaupten, dass einige Personen innerhalb der US-Regierung die Attacken selbst geplant und mithilfe Dritter durchgeführt hat, um einen Vorwand zu schaffen, in Afghanistan und in den Irak einzumarschieren. Dabei sei es ihnen um Öl gegangen, so die Argumentation.

Beweise gibt es für diese Theorien schlicht keine. Wer sie verbreitet, bezieht sich in der Regel auf unscharfe Filmaufnahmen oder Widersprüche in der damaligen Live-Berichterstattung. Oder zieht Rückschlüsse daraus, dass die Regierung von George W. Bush nach den Anschlägen an Popularität gewann. Aber derartige Theorien haben Tradition: Schon beim Angriff der Japaner auf Pearl Harbor im Zweiten Weltkrieg gab es Gerüchte, die US-Regierung habe den Angriff absichtlich geschehen lassen, um sich den Rückhalt der Bevölkerung für einen Kriegseintritt zu sichern.

«Es ging um Insider-Deals an der Börse»

«Ungewöhnliches Verhalten» kurz vor den Anschlägen wollen Anhängerinnen und Anhänger dieser Verschwörungstheorie an den Aktienmärkten bemerkt haben. Etwa die Verkäufe von Anteilen grosser US-Fluglinien. Den Vertreterinnen und Vertretern dieser vermeintlichen Erklärung zufolge, wurden die Anschläge von einer geheimen Elite durchgeführt, die sich dadurch bereichert hat.

Daran ist jedoch nichts: Die 9/11-Untersuchungskommission kam nach Überprüfungen zum Schluss, dass in den Tagen vor den Anschlägen zwar tatsächlich überdurchschnittlich viele Verkaufsoptionen der betroffenen Fluglinien platziert wurden, allerdings nicht so viele, dass es sich um Insidergeschäfte handeln könne.

«Der Mossad wars»

Einer anderen Verschwörungstheorie zufolge soll nicht al-Qaida, sondern Israel hinter den Anschlägen gesteckt haben – wahlweise der israelische Geheimdienst Mossad und/oder die jüdische Bankiersfamilie Rothschild.

Auch dabei handelt es sich um eine Schuldzuweisung, die in der Vergangenheit immer wieder bemüht wurde, wie die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung schreibt: «Verschwörungstheorien über das sogenannte Weltfinanzjudentum dienten bereits im Dritten Reich der Volksaufhetzung.» Die Behauptung, unter den mehr als 3000 Opfern der Anschläge habe es keine Jüdinnen und Juden gegeben, weil diese vorab gewarnt worden seien und deshalb nicht in den Gebäuden waren, tauchte bereits Stunden nach den Anschlägen auf und wird seither immer wieder widerlegt. Schätzungen aufgrund der Namen gehen von 270 bis 400 jüdischen Todesopfern aus.

«Es gab überhaupt keine Flugzeuge»

Einige Verschwörungsgläubige sind davon überzeugt, dass überhaupt keine Flugzeuge ins World Trade Center geflogen sind. Auch dass eine Passagiermaschine ins Pentagon stürzte, wird bestritten. Selbst die Tatsache, dass es unzählige Fotos und Videos von dem Tag gibt, irritiert die Anhängerinnen und Anhänger dieser Theorie nicht. Ihre Erklärung: Die Bilder wurden von den Medien manipuliert und die Augenzeugenberichte stammen von Geheimagentinnen und -agenten der US-Behörden. Dagegen spricht jedoch, dass Menschen Angehörige und Freunde bei den Abstürzen verloren haben, die in den Maschinen sassen. Zudem bestätigen Passagierlisten der Flüge, dass die Terroristen an Bord der Flugzeuge waren.

Gordon Felt in der Gedenkstätte für Flug 93: Sein Bruder kam am 11. September 2001 im Flug 93 ums Leben. Das Flugzeug stürzte nahe Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania ab.

Gordon Felt in der Gedenkstätte für Flug 93: Sein Bruder kam am 11. September 2001 im Flug 93 ums Leben. Das Flugzeug stürzte nahe Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania ab.

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«Die Gebäude wurden gesprengt»

Dass Nord- und Südturm des WTC sowie das Pentagon von Flugzeugen getroffen wurden, bestreiten die Verfechterinnen und Verfechter dieser Verschwörungstheorie nicht. Aber sie glauben nicht, dass sie der Grund für die Einstürze der Zwillingstürme waren. Zum Beweis wird WTC 7, ein kleineres Nebengebäude der «Twin Towers» angeführt. Dieses stürzte ebenfalls ein – obwohl es selbst nicht von einem Flugzeug getroffen worden war.

Dafür gibt es allerdings eine ganz einfache Erklärung, die durch mehrere Studien und den Untersuchungsbericht der US-Bundesbehörde National Institute of Standards and Technology gestützt wird: Trümmerteile, die von den brennenden Zwillingstürmen, auf das deutlich kleinere WTC7 herabgefallen waren, lösten dort Brände aus. Diese führten zu einer Kettenreaktion, die schliesslich zum Einsturz führte.

«Die Grafik zeigt das Einknicken der Säule 79 des WTC 7 (eingekreister Bereich), das lokale Versagen, das als auslösendes Ereignis für den fortschreitenden Einsturz des Gebäudes identifiziert wurde», schreiben die Autoren des NIST-Untersuchungsberichts.
Der im National September 11 Memorial and Museum in Manhattan ausgestellte Stahlträger zeigt, wie stark sich die Stützen der WTC-Gebäude damals verbogen haben.
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«Die Grafik zeigt das Einknicken der Säule 79 des WTC 7 (eingekreister Bereich), das lokale Versagen, das als auslösendes Ereignis für den fortschreitenden Einsturz des Gebäudes identifiziert wurde», schreiben die Autoren des NIST-Untersuchungsberichts.

NIST Building and Fire Research Laboratory

Für die Sprengungen – auch die der Zwillingstürme – spricht laut den Anhängerinnen und Anhängern der Theorie auch, dass Flugzeugkerosin nicht heiss genug brennt, sodass die Stahlträger der Gebäude hätten schmelzen können. Das ist zwar richtig, allerdings lassen sie dabei ausser Acht, dass es für einen Einsturz schon reicht, wenn Stahlträger zwar nicht schmelzen, sich aber durch die Hitze verformen und einknicken. Und genau das ist in New York passiert.

«Religiöse Eiferer» und Rapper

Den Theorien gemeinsam ist, dass es für sie nach Ansicht von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern keine haltbaren Indizien gibt. Dass es derer dennoch so viele gibt, hat laut Tobias Jaecker einen einfachen Grund: Verschwörungstheorien «entstehen bei Krisen und Konflikten – immer dann, wenn etwas undurchschaubar erscheint oder einfach unfassbar ist», so der Experte für Antisemitismus, Antiamerikanismus und Verschwörungstheorien zu Tagesschau.de. Sie lieferten scheinbar schlüssigere Erklärungen. «Das macht sie so erfolgreich.»

Zudem haben sie in den USA eine Tradition, wie Garrett Graff, Historiker und Autor eines Buches mit Zeitzeugen-Berichten über den 11. September 2001, bei «SWR2» erklärt: «Die USA sind wie kaum ein anderes Land traditionell anfällig für religiöse Eiferer. Bis zu den Gründungsvätern der Vereinigten Staaten sind diese fanatischen Züge zurückzuverfolgen, die häufig zu Verschwörungstheorien geführt haben. Das können wir in allen Bereichen der Politik beobachten - über Generationen hinweg.»

Dass sich die Theorien, so absurd sie auch sein mögen, bis heute und selbst in unseren Breitengraden gehalten haben, ist auch Künstlerinnen und Künstlern geschuldet, die 9/11 immer wieder zum Thema machen. So rappt etwa Capital Bra in seinem Song «Feinde reden viel» die Zeile «Gangster, so fake wie der 11. September». Und Azad bezeichnet im Song «Hölle auf Erden» den 11. September als «nur ein Mittel zum Zweck».

Ein New Yorker Polizist erinnert sich in alten Aufnahmen: Als am 11. September 2001 zwei Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers rasten, war auch ein Helikopter der New Yorker Polizei in der Luft und fotografierte den gewaltigen Anschlag.

20min/Archiv

Nicht nur Nachrichtensprecher reagieren am 11. September 2001 mit Fassungslosigkeit auf die Bilder aus New York, sondern auch filmende Amateurinnen und Amateure. Aufnahmen von damals.

20min

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