Annabelle HutterDiese Jungunternehmerin will die Schweizer Textilbranche umkrempeln
Das Tatler-Magazin sieht sie als Führungskraft von morgen: Annabelle Hutter führt zwei Unternehmen und krempelt damit gerade die Textilbranche um. Nach Asien will sie jetzt auch in der Schweiz loslegen.
Darum gehts
Annabelle Hutter ist mit 27 Führungskraft bei zwei Firmen.
Mit Säntis Textiles beliefert sie grosse Modemarken.
Im Interview sagt sie, wie sie die Textilbranche verändern will.
Sie ist jung, leitet zwei Textilunternehmen, pendelt zwischen Bangkok und Zürich und hat bereits mehrere Auszeichnungen für Nachhaltigkeit erhalten. Kürzlich landete Annabelle Hutter auf der prestigeträchtigen Tatler-Liste der jungen asiatischen Führungskräfte von morgen.
Das Lifestyle-Magazin schreibt über die 27-jährige Schweizerin: Als Führungskraft im Familienunternehmen und Gründerin ihrer eigenen Firma sieht Annabelle Hutter die Schönheit im Abfall – vor allem in den Baumwollabfällen, die zu Stoffen für Patagonia, Calvin Klein, Tommy Hilfiger und andere Marken verarbeitet werden.
Im Interview mit 20 Minuten spricht die Jungunternehmerin über die Textilbranche, die Schweiz und sagt, warum sie zwei Firmen führt.
Wie verarbeiten Sie alte Kleider?
Annabelle Hutter (26): «Mein Vater hat die einzige Maschine erfunden, die Altkleider und andere Textilien wie Hotelhandtücher vollständig zu neuen Fasern recyceln kann. Unser Unternehmen verkauft die zu 100 Prozent recycelten Garne und Stoffe an globale Modemarken und auch an meine eigene Marke Born on Saturday. Bald werden wir die Maschine auch an andere Unternehmen verkaufen.»
Wie führen Sie Säntis Textiles?
«Ich möchte so weitermachen wie mein Vater und alle im Unternehmen wie Familienmitglieder behandeln. Er hat das Unternehmen von Grund auf aufgebaut. Werte wie harte Arbeit sind für ihn wichtig. Das hat er auch mir beigebracht. Die meisten Leute denken, ich hätte den Job einfach von ihm bekommen, aber ich musste hart dafür arbeiten. Er war erst von mir überzeugt, als ich grosse Marken wie Patagonia und Lacoste als Kunden gewinnen konnte.»
Und Ihre eigene Firma Born on Saturday?
«So authentisch und nachhaltig wie möglich, ich will kein grosses Wachstum. Ich will Schweizer Effizienz und Zuverlässigkeit, ich will junge Leute einstellen und so die alte Textilindustrie umkrempeln.»
Warum haben Sie zusätzlich zur CEO-Stelle eine eigene Firma gegründet?
«Das ist mein Nebenjob, eine kreative Arbeit, die mir gefällt. Mein Vater wollte das Unternehmen nicht finanziell unterstützen, weil es in Bangkok von Anfang an gut lief. Ich brauchte kein Geld für grosse Kampagnen. Jetzt möchte ich die Marke in der Schweiz unter dem Namen Sunday Athletic Club lancieren.»
Bleibt da noch Zeit für Freizeit?
«Leider ist es immer eine Herausforderung, mein soziales Leben und mein Arbeitsleben unter einen Hut zu bringen, aber ich priorisiere diese Balance, damit ich ein möglichst erfolgreiches Leben führen kann! Ich möchte mit meiner Arbeit etwas Gutes für den Planeten tun. Ausserdem mache ich Yoga, lese viel und fahre gerne Ski oder gehe in der Schweiz wandern. Ich liebe auch Kunst und fahre am Wochenende oft mit dem Zug in eine Stadt und gehe dort ins Museum. Ich lege auch Wert darauf, auf meinen Reisen so viele Menschen wie möglich zu treffen!»
Was ist speziell in der asiatischen Geschäftswelt?
«Ich erkenne keinen grossen Unterschied zur Schweiz oder Asien. Die Textilindustrie ist immer noch sehr männerdominiert. Aber ich schrecke nicht zurück, wenn ich mit acht Männern am Tisch sitze, mache meinen Standpunkt deutlich und respektiere gleichzeitig die Kulturen. Es ist nicht einfach, aber allein die Anwesenheit am Tisch macht schon einen Unterschied.»
Sie sind in Asien, Edinburgh und Paris aufgewachsen und zur Schule gegangen und haben in Bangkok gelebt. Wie viel Schweiz steckt noch in Ihnen?
«Immer noch sehr viel, ich bin in den Sommern hier aufgewachsen und letztes Jahr von Asien in die Schweiz gezogen, weil ich die Schweiz so sehr vermisst habe. Alles, was ich gelernt habe, um ein besserer Mensch zu sein, habe ich in der Schweiz gelernt. Ich mag die Schweizer Küche, liebe Rösti, St. Galler Bratwurst und Appenzeller Käse. Als ich nach Thailand ging, habe ich meinen Freunden immer Käse statt Schokolade mitgebracht.»
Was bedeuten Ihnen die vielen Auszeichnungen, die Sie erhielten?
«Die erste war spannend. Mein Vater ist froh, dass ich die Leitung übernommen habe und er nicht im Rampenlicht stehen muss. Ich will auch nicht berühmt werden, aber ich möchte, dass die Leute verstehen, was in der Textilindustrie gemacht wird und was recycelte Baumwolle bewirken kann.»
Die Textilindustrie hat einen schlechten Ruf. Ist ein positiver Wandel möglich?
«Es wird viel getan, zum Beispiel beim Wasserverbrauch. Im Vergleich zur Pharmaindustrie und anderen Branchen sind wir da schon viel weiter. Aber es gibt noch viel zu tun, zum Beispiel gegen Sklavenarbeit. Aber es gibt auch viele in der Branche, die einfach nur Greenwashing betreiben wollen, daher hoffe ich, dass wir durch Zusammenarbeit bald alle in die gleiche Richtung gehen können.»
Achtest du bei Kleidern auf Nachhaltigkeit?
Welche Tipps geben Sie jungen Firmengründerinnen?
«Mein Tipp ist, das zu tun, was Spass macht. Macht es in eurem eigenen Tempo, aber geht Risiken ein. Schätzt euch selbst, bleibt euch treu und hört auf euch selbst. Dann kann man alles erreichen.»
Das ist Annabelle Hutter:
Annabelle Hutter (27) ist die Gründerin der Bekleidungsmarke Born on Saturday und Geschäftsführerin des Textilunternehmens Säntis Textiles Schweiz, das von ihrem Vater Stefan Hutter gegründet wurde. Ihre Mutter ist Schwedisch-Thailänderin. Sie wuchs mit ihren Eltern in Taiwan, Malaysia, Singapur, China und Thailand auf und verbrachte die Sommer in der Schweiz in Roggwil (TG). Sie studierte in Edinburgh und Paris, lebte jahrelang in Bangkok und ist nun zurück in der Schweiz.
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