Zero WasteDieser 30-Jährige kämpft mit Fliegen gegen Food-Waste
Um die wachsende Weltbevölkerung nachhaltig zu ernähren, setzt das Insekten-Start-up Nutrifly auf eine Fliegenzucht. Gründer Franco Bargetze möchte wöchentlich 100 Tonnen Food-Waste zu Insektenprotein verarbeiten – und nennt sich im Scherz schon mal den «grössten Viehzüchter der Schweiz».

Mit Insekten gegen Food-Waste: Franco Bargetze kämpft mit seiner Idee gegen Lebensmittelverschwendung.
Franco BargetzeDarum gehts:
Rund ein Drittel aller Lebensmittel landen in der Schweiz auf dem Müll.
Jungunternehmer Franco Bargetze möchte pro Woche 100 Tonnen dieses Food-Wastes zu Insektenproteinen verarbeiten – noch dazu Zero Waste. «Es kann klappen», ist er überzeugt. Die zweijährige Pilotphase seines Start-ups Nutrifly habe gezeigt, dass die Nachfrage da ist.
Gemäss Wissenschaftlern kann mit dem Prinzip von Nutrifly nicht nur Food-Waste reduziert, sondern auch der Überfischung der Meere und dem ausufernden Sojaanbau entgegengewirkt werden.
«Ich wusste schon immer, dass ich ein Unternehmen gründen und der Welt etwas Gutes tun möchte», sagt Franco Bargetze zu 20 Minuten. «Aber dass ich einmal mit Insekten zu tun haben würde, konnte ich nicht ahnen.» Dass es gleich Millionen davon sein werden, noch weniger.
Ein Freund war es, der den 30-Jährigen zu den Insekten führte. Er erzählte ihm von der Schwarzen Soldatenfliege und dass man mit dieser nicht nur die Welt verbessern, sondern auch noch Geld verdienen könne – «ein No-Brainer», sagt der Jungunternehmer. Im November 2020 gründete er das Unternehmen Nutrifly.
Insekten-Upcycling mit Zero Waste
Das Prinzip ist simpel: Jährlich landet in der Schweiz rund ein Drittel aller Lebensmittel auf dem Müll. Diese Abfälle aus der Landwirtschafts- und Lebensmittelindustrie sollen nicht mehr weggeschmissen werden, sondern im Futtertopf der Fliegen landen. Deren Larven wachsen in einer 30 Grad warmen Halle mit 70 Prozent Luftfeuchtigkeit heran, werden getrocknet und anschliessend zu Mehl, Fett und Dünger verarbeitet. Sprich: Der Food-Waste wird reduziert und es entsteht ein Produkt, das zu 100 Prozent wiederverwertbar ist – komplett Zero Waste. Mit Insektenmehl kann gemäss Wissenschaftlern zudem der Bedarf an Fisch- und Sojamehl massiv gesenkt und dadurch der Überfischung der Meere und dem ausufernden Sojaanbau entgegengewirkt werden.
Bargetze nennt die Lebensmittelabfälle «Nebenströme», das Prinzip «Upcycling» und sich selbst im Scherz schon mal den grössten Viehzüchter der Schweiz und Liechtensteins. «Rechtlich werden unsere Fliegen als Nutztiere angesehen», erklärt er und fragt mit einem Lachen: «Welcher andere Bauer hat Millionen von Tieren?»
100 Tonnen Food-Waste weniger
Trotz der Scherze: Der 30-Jährige meint es ernst. Bis 2050 wird die Weltbevölkerung 70 Prozent mehr Nahrung brauchen. «Es braucht alternative Proteine», sagt Bargetze. Nutrifly beendete soeben die zweijährige Pilotphase, in der pro Woche zwei Tonnen Lebensmittelabfälle verarbeitet wurden. Zukünftig möchte Bargetze auf 100 Tonnen pro Woche aufstocken – doch erst mal geht es darum, die passenden Investoren zu finden.
Pokert der Jungunternehmer zu hoch? Er gibt sich überzeugt: «Es kann funktionieren.» Die Pilotphase hätte gezeigt, dass die Nachfrage da sei. Möchte der Unternehmer seine Pläne verwirklichen, muss es funktionieren. Denn die Insekten sind für ihn nur der Startpunkt: «Irgendwann sollen auch Algen, Pilze und Mikroorganismen als alternative Proteinquellen genutzt werden.»
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