BaselDieser Arzt erkennt einen Herzinfarkt in Rekordzeit
Jedes Jahr erleiden tausende Menschen in der Schweiz einen Herzinfarkt. Die Diagnose dieser lebensbedrohlichen Durchblutungstörung dauerte mehrere Stunden – bis jetzt.
Laut dem Bundesamt für Statistik erlitten im Jahr 2016 in der Schweiz 14'792 Personen einen Herzinfarkt. Betroffen waren 9757 Männer und 5035 Frauen. Raphael Twerenbold, Kardiologe an der Universität Basel, hat einen Test entwickelt, mit dem das Leiden in nur einer statt in sechs Stunden festgestellt werden kann.
Weil bei einem Herzinfarkt das lebenswichtige Organ nicht mehr richtig durchblutet wird und abzusterben beginnt, zählt bei der Diagnose und der Behandlung jede Sekunde. Twerenbolds Methode ermöglicht es, bereits kleinste Mengen einer Substanz im Blut der Patienten zu entdecken, die beim Absterben von Teilen des Herzmuskels in den Kreislauf gelangen.
Dafür wurde der Basler Arzt am Donnerstag, 16. Mai in Zürich mit dem Forschungspreis der Schweizerischen Herzstiftung ausgezeichnet. «Die Schnelltests sind für uns eine grosse Unterstützung. Wir können dank ihnen viel früher als bisher einen Herzinfarkt ausschliessen oder nachweisen», sagt er.
Weniger Ungewissheit
Eine Stunde klingt bei einem so akuten medizinischen Problem lange, ist aber beträchtlich schneller, als die bisherigen Methoden. Denn allein die elektrischen Signale des Herzens und Schmerzbeschreibungen durch die Patienten sind oft nicht genug.
Das vom sterbenden Herzmuskelgewebe abgesonderte Protein (Troponin) musste bisher in bis zu sechsstündigen Tests ermittelt werden. Dies bedeutete für Patienten, Ärzte und Pflegende auf den Notfallstationen eine lange Zeit der Ungewissheit. Damit sollte nun Schluss sein.
Methode wurde angezweifelt
Kritiker bezweifelten zunächst, dass die neue Methode zuverlässig ist. In einer Studie mit 4368 Patienten konnte Twerenbold aber den Gegenbeweis antreten.
«Die gross angelegte Studie von Raphael Twerenbold hat Zweifel ausgeräumt und hilft uns, die Diagnose des Herzinfarkts weiter zu verbessern», sagt Thomas Lüscher, Vorsitzender der Kommission Forschung der Schweizerischen Herzstiftung. (las/sda)