SecendDieser Onlineshop verkauft abgelaufenes Essen
Das Zürcher Start-up Secend verkauft günstig abgelaufene Lebensmittel und Kosmetika. Damit soll Food Waste verhindert werden. Rechtlich bewegt sich der Shop in einer Grauzone.
Darum gehts
Beim Onlineshop Secend gibt es Essen, Getränke und Kosmetika zu günstigen Preisen.
Denn die Produkte laufen bald ab oder sind schon abgelaufen.
Weil die Ware nur über dem Mindesthaltbarkeitsdatum liegt, ist der Verkauf legal.
Seife, Schokoriegel und Softdrinks zum halben Preis: Das Zürcher Start-up Secend verkauft Lebensmittel und Kosmetika zu Schnäppchenpreisen. Denn die meisten Produkte laufen bald ab oder liegen schon knapp über dem Mindesthaltbarkeitsdatum.
«Wir wollen verhindern, dass Lebensmittel von bester Qualität im Abfall landen», sagt Laurin Krausz. Er hat zusammen mit seiner Freundin Angeline Suppiger den Onlineshop ins Leben gerufen. Mit Secend wollen die beiden ihren Beitrag für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz leisten.
«Die meisten Lebensmittel sind nämlich viel länger haltbar, als das Haltbarkeitsdatum auf der Verpackung verspricht», so Krausz. Doch Grosshändler nehmen Produkte meist nur ins Sortiment auf, wenn diese mindestens drei bis neun Monate haltbar sind.
Durch Überproduktion und Qualitätsmangel landen so viele Lebensmittel im Müll, bevor sie überhaupt den Handel erreicht haben. Secend will das ändern. So finden sich auch viele Produkte mit Druckfehlern auf der Verpackung oder Formfehlern im Onlineshop.
Weiterverkauf mit Preisaufschlag
Bereits jetzt arbeiten fast 50 Produzenten und Händler mit Secend zusammen. Dabei ist der Shop Anfang September online gegangen. «Gleich von Anfang an haben wir bis zu zehn Kundenbestellungen pro Tag erhalten», sagt Krausz.
Secend erhält viele Produkte zum Einkaufspreis und verkauft diese dann mit einem Aufschlag weiter. Wie hoch dieser ist, verrät Secend nicht. Ziel sei es, später auch mit Grossverteilern zusammenarbeiten zu können. Zudem soll die Ware auch stationär verkauft werden: «Vielleicht können wir irgendwann eine Art Selecta-Automaten aufstellen.»
Die Produkte werden zurzeit in einer Lagerhalle von BBI Züri West aufbewahrt. Das soziale Unternehmen bereitet Lernende auf den Berufsalltag vor. «Die Logistik-Lernenden helfen uns beim Versand und packen Päckli ein», so Krausz.
Verkauf nach Mindesthaltbarkeitsdatum möglich
Rechtlich gesehen bewegt sich das Start-up in einer Grauzone. Denn Lebensmittel, die abgelaufen sind, dürfen in der Schweiz eigentlich nicht mehr verkauft werden, wie es vonseiten des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV heisst.
Doch das trifft nicht auf das Mindesthaltbarkeitsdatum zu: Bis zu diesem Datum garantiert der Hersteller den Erhalt der vollumfänglichen Qualität. «Beim Mindesthaltbarkeitsdatum geht es somit vor allem um Qualitätsaspekte», sagt eine Mediensprecherin vom BLV.
Es sei somit durchaus möglich, je nach Lebensmittelkategorie auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums Lebensmittel abzugeben – insofern Konsumentinnen und Konsumenten vor der Abgabe klar darüber informiert worden sind.
Nicht mehr als sechs Tage über Haltbarkeitsdatum
Das tut Secend: «Wir weisen die Kunden prominent darauf hin, dass unsere Lebensmittel teils über dem Mindesthaltbarkeitsdatum liegen», erklärt Krausz. Sollte ein Produkt tatsächlich einmal ungeniessbar sein, erhalten Kundinnen und Kunden ihr Geld zurück.
Auch dürfen Lebensmittel, die sechs Tage über dem Mindesthaltbarkeitsdatum liegen, nicht mehr gespendet werden. Damit stehe Secend nicht in Konkurrenz mit gemeinnützigen Organisationen, die abgelaufene Lebensmittel umsonst an bedürftige Menschen abgeben.
Pro Person landet Essen im Wert von 600 Franken jährlich im Müll
Jedes Jahr landen in der Schweiz rund eine Million Tonnen Lebensmittel im Müll. Dabei wird fast die Hälfte davon im normalen Kehricht entsorgt, wie das Bundesamt für Umwelt schreibt. Rund 170‘000 Tonnen der Lebensmittelabfälle werden separat gesammelt und zu Dünger oder Biogas verwertet. Knapp 350‘000 Tonnen werden entweder durch die Hauskompostierung entsorgt oder an Tiere verfüttert. Pro Person werden somit jährlich noch geniessbare Esswaren im Wert von über 600 Franken weggeworfen. Hauptgrund für die hohe Menge an Food Waste seien mangelndes Bewusstsein für den Wert von Nahrungsmitteln sowie unzureichendes Wissen über die Haltbarkeit und Lagerung.
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