Klein, aber ohoDieser Roboter geht ins Auge
Wenn die Sehkraft nachlässt, ist die Behandlung schwierig. Denn die Ursache liegt meist hinter der Netzhaut versteckt. Künftig könnte ein Mini-Roboter helfen, die voranschreitende Erblindung zu verlangsamen oder ganz zu stoppen.
Einen halben bis zwei Millimeter – grösser ist der Roboter nicht, an dem die Forscher um Bradley Nelson vom Institut für Robotik und Intelligente Systeme an der ETH Zürich seit sechs Jahren tüfteln. Mit blos-sem Auge ist er nur schwer zu erkennen. Das Ziel des interdisziplinären Teams: Der winzige Roboter soll später beispielsweise Patienten mit einer altersbedingten Degeneration der Makula – die Stelle auf der Netzhaut mit den meisten Sehnerven – vor dem Erblinden bewahren, indem er die Medikamente direkt zur erkrankten Stelle transportiert. Bislang waren dafür komplizierte und riskante Operationen notwendig. Der Kleine aus Zürich hingegen kann dem Patienten ambulant, ohne Narkose und innerhalb weniger Minuten mit einer hauchdünnen Nadel direkt in den Augapfel gespritzt werden. Von dort aus steuern ihn die Mediziner mit Hilfe von Magnetfeldern durch die Flüssigkeit im Innern des Auges zu der erkrankten Stelle hinter der Netzhaut. Dort bleibt er bis zu sechs Monate lang und setzt in vorgegebenen Abständen die Medikamente frei, die er geladen hat.
Grosse Erwartungen an den Kleinen und eine grosse Herausforderung für die Forscher: «Mehr als einmal mussten wir wissenschaftliches Neuland betreten», sagt Projektleiter Nelson. Die Forscher mussten beispielsweise lernen, das Magnetfeld präzise zu steuern, denn jede unkontrollierte Bewegung des Roboters könnte die feinen Äderchen der Netzhaut beschädigen. Es hat sich gelohnt: Zwar liegt der Einsatz beim Menschen noch in der Ferne, aber Tests mit Schweineaugen haben bereits bewiesen, dass das Prinzip funktioniert. Nun gilt es, den Mini-Roboter weiter zu optimieren.