Snowden-DokumenteDieser Schweizer ist auf der NSA-Liste
Betreibt die NSA in der Schweiz Wirtschaftsspionage? Der Fall des ehemaligen Spitzendiplomaten Nicolas Imboden legt diesen Verdacht nahe.

Für Nicolas Imboden ist die NSA-Überwachung inakzeptabel.
Auf Edward Snowdens Spionage-Listen ist auch ein Schweizer Bürger vermerkt, berichtet die «Rundschau». Nicolas Imboden, ehemaliger Spitzendiplomat, fiel aus allen Wolken, als er davon erfuhr. «Ich konnte mir nicht vorstellen, warum ich auf eine solche Liste kam», sagte er dem «SRF». Grund dafür könnte Imbodens Arbeit sein. Beim Disput zwischen afrikanischen Staaten und den USA um Subventionierungen von Baumwollproduktionen beriet Imboden die Afrikaner. Möglicherweise wollten die USA wissen, wie es um die Verhandlungsposition des Schweizers stand.
Laut Imboden habe dies nichts mit Terrorbekämpfung, sondern mit Wirtschaftsspionage zu tun. «Das ist für mich inakzeptabel». Imboden meldete sich beim Nachrichtendienst des Bundes (NDB), zumal auch sein Laptop in der fraglichen Zeit auf mysteriöse Weise verschwand. Der Schweizer Geheimdienst konnte zwar keine Spähprogramme auf Imbodens Computern ausmachen. Allerdings könne der NDB auch nicht verhindern, dass Schweizer Bürger ausspioniert werden.
Bringt Snowden Klarheit?
Betreibt die NSA also Wirtschaftsspionage in der Schweiz? Für Rechtsanwalt Marcel Bosonnet könnte eine Befragung Snowdens Licht ins Dunkel bringen. Bosonnet, der als Schweizer Stimme des Whistleblowers gilt, sagte zur «Rundschau»: «Snowden kann über die Dokumente Auskunft geben. Ich denke, es führt kein Weg an einer Befragung vorbei, wenn man es wirklich aufklären will.»
Die Geschäftsprüfungsdelegation (GPDel) verzichtete auf eine Einladung Snowdens in die Schweiz. Der Bundesrat habe sich eingehend mit der NSA-Affäre auseinandergesetzt. Laut einem Insider sei die Akte Snowden aber sogar in einem geheimen Beschluss beiseite gelegt worden. Was die NSA in der Schweiz tue, werde nicht untersucht. Paul Niederberger, Präsident der GPDel, will dies nicht bestätigen. «Wir erhalten so viele Akten, ich kann nicht sagen, ob wir das tatsächlich sahen oder nicht.»
Mittels Brief hat der in Genf arbeitende Imhof bei der US-Mission protestiert. Ihm gehe es ums Prinzip, sagte er dem Sender. «Genf ist als Sitz internationaler Organisationen nicht sicher vor illegalen Abhör-Aktionen». Die Regierung müsse den Amerikanern klarmachen, dass die Schweiz so etwas nicht akzeptiere.