Amriswil TG«Dieses Tattoo sieht aus wie eine Kinderzeichnung»
Weil sie mit ihrem Tattoo überhaupt nicht zufrieden ist, will eine 20-Jährige einen Tätowierer aus dem Thurgau anzeigen. Dieser verteidigt sich.
«Ich wollte einen grossen Löwenschädel auf meinem Arm haben», sagt die 20-jährige Kristina Mihajlovic aus dem thurgauischen Erlen. Was nach der Prozedur vor rund zwei Monaten im Waikiki-Tattoo-Studio von Othmar Bissegger in Amriswil aber herauskam, erschüttert die junge Frau noch heute zutiefst. «Es ist überhaupt nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Es sieht aus wie eine Kinderzeichnung.» Sie schäme sich, so etwas auf dem Körper zu haben. Während des Stechens habe sie bereits gemerkt, dass es nicht so kommt, wie sie es sich wünscht. «Ich habe aber nicht abgebrochen, weil ich hoffte, dass es am Ende doch gut kommt», so Mihajlovic.
Cover-up mit Schmerzensgeld finanzieren
Einen ähnlichen Fall beim gleichen Tattoo-Studio erlebte eine 32-Jährige aus Steckborn. Sie wollte sich eine kleine Eule stechen lassen. Mit der Vorlage sei sie sehr zufrieden gewesen. «Doch vom richtigen Tattoo war ich sehr enttäuscht», so die Frau. Sie habe Bissegger dann darauf angesprochen. Dieser habe geantwortet, dass sich das Tattoo vielleicht durch eine Gewichtszunahme verändert habe.
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Mihajlovic will die Sache nicht auf sich sitzen lassen. Bereits via Facebook machte sie ihrem Ärger Luft. «Er hat sich nicht einmal bei mir entschuldigt», so Mihajlovic. Nun erwägt sie sogar, Anzeige zu erstatten. Sie wolle auch Schmerzensgeld, um damit ein Cover-up zu finanzieren.
Lösung angeboten
Tätowierer Bissegger räumt ein, dass das Löwenmotiv nicht sein bestes Werk ist. «Das Tattoo sieht schlimm aus, das gebe ich ehrlich zu.» Allerdings sei Mihajlovic direkt nach dem Stechen zufrieden gewesen und hätte die Kosten von 350 Franken in bar bezahlt. Zudem gibt er der 20-Jährigen eine Mitschuld. Sie habe den Heilungsprozess nicht unterstützt. «Dann kann es gut sein, dass die Haut gewisse Farben abstosse und das Tattoo entstellt aussieht», sagt Bissegger.
Er habe Mihajlovic deshalb angeboten, sie solle vorbeikommen um das Ganze zu besprechen. Man hätte bestimmt eine Lösung gefunden. «Doch sie hat dies strikt abgelehnt und droht mir nun mit dieser Anzeige. Es belastet mich, dass sie sich nicht helfen lassen wollte», so Bissegger weiter. Tätowierer seien keine Roboter und machen auch Fehler. Doch es gebe immer Lösungen, die man mit den Betroffenen finden kann, damit sie zufrieden sind.
Noch nie so ein schlimmer Fall gesehen
Mihajlovic selber wird sich im November ein Cover-up stechen lassen. «Dies werde ich in Konstanz bei Tattooair machen lassen», so die 20-Jährige. «Wir werden unser Bestes geben», sagt Eugenio Pentrelli von Tattooair. In der Regel mache er etwa zwei bis drei Cover-ups pro Woche. «Doch so einen Fall wie bei Kristina haben wir zum Glück nicht häufig», so Pentrelli.