Tiktoker wegen Kommentaren zu Schweizer Nati verurteilt: 2700 Fr. Busse

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DiskriminierungFussballnati zeigt Tiktoker an und bekommt recht – 2700 Fr. Busse

Der Tiktoker Bireweich wurde wegen Diskriminierung verurteilt. Er selbst betont, dass seine Inhalte witzig gemeint und keine Hassrede seien. Der SFV spricht hingegen von einem wegweisenden Urteil.

Der SFV zeigte den Tiktoker Bireweich wegen Diskriminierung und Aufruf zu Hass an.
Die Gründe für die Anzeige waren seine Äusserungen in der Tiktok-Reihe «Singkontrolle». Nun wurde der Familienvater verurteilt.
«Jeder, der sich meinen Content für fünf Minuten anschaut, weiss, dass solche Aussagen witzig und nicht ernst gemeint sind. Ich distanziere mich entschieden von jeder Form von Rassismus», so Mirco.
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Der SFV zeigte den Tiktoker Bireweich wegen Diskriminierung und Aufruf zu Hass an.

Privat

Darum gehts

  • Der Schweizer Fussballverband (SFV) hat den Tiktoker Bireweich wegen Videos angezeigt, in denen er das Verhalten der Nati-Spieler, während dem Singen der Hymne, kommentiert.

  • Die Staatsanwaltschaft Schaffhausen sprach ihn der Diskriminierung und dem Aufruf zu Hass schuldig und verhängte eine bedingte Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu 180 Franken (10'800 Franken) sowie eine Busse von 2700 Franken.

  • Der Tiktoker betont, seine Inhalte seien Satire und seine Aussagen nicht ernst gemeint.

  • Der SFV nennt das Urteil wegweisend und ein starkes Zeichen.

Anfang Jahr hat der Schweizerische Fussballverband (SFV) den Tiktoker Bireweich wegen Diskriminierung und Aufruf zu Hass angezeigt. Der Grund waren seine sogenannten «Singkontrollen». In den Videos machte sich der Familienvater darüber lustig, dass einige Spieler der Schweizer Nati bei der Hymne vor den Länderspielen nicht mitsingen. Einige Aussagen zu Spielern mit Migrationshintergrund wie Jordan Lotomba und Xherdan Shaqiri fand nicht nur der SFV, sondern auch die Staatsanwaltschaft des Kantons Schaffhausen problematisch.

Diese hat ihn nun der Diskriminierung und dem Aufruf zu Hass schuldig gesprochen. Er wurde zu einer bedingten Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu 180 Franken, total 10'800 Franken, und zu einer Busse von 2700 Franken verurteilt. Hinzu kommen Verfahrenskosten von 400 Franken.

Im Strafbefehl, der 20 Minuten vorliegt, hält die Staatsanwaltschaft fest: «Der Beschuldigte wusste oder hätte wissen müssen, dass er durch die erwähnten Äusserungen gewisse Spieler als Einzelpersonen sowie Gruppen von Personen wegen ihrer Rasse oder Ethnie als minderwertig darstellte und sie damit in gegen die Menschenwürde verstossender Weise herabsetzte und diskriminierte.»

«Jeder, der meinen Content anschaut, weiss, das ist nicht ernst gemeint»

Das Urteil kann der Zürcher kaum fassen: «Dass ich als Rassist dargestellt werde, ist unglaublich», sagt Mirco (38) aka Bireweich zu 20 Minuten. Dass die Anzeige des SFV wirklich zu einer Verurteilung führt, hätte der Familienvater nicht gedacht. «Was mir vorgeworfen wurde, ist lächerlich.» Der Tiktoker betont, wie auch schon Anfang Jahr, dass seine Videos Satire seien. «Jeder, der sich meinen Content für fünf Minuten anschaut, weiss, dass solche Aussagen witzig und nicht ernst gemeint sind. Ich distanziere mich entschieden von jeder Form von Rassismus.»

«Dass ich als Rassist dargestellt werde, ist unglaublich.»

Mirco

Die Idee für die Videoreihe stammt laut Mirco von einem Video, welches ein Schweizer Meme-Account vor längerer Zeit veröffentlichte. «Dort äussert sich ein Schweizer tatsächlich sehr problematisch über die Spieler. Ich fand es witzig und machte es darum nach», sagte er im Januar.

Laut Mirco hat der SFV im letzten Jahr nie das Gespräch zu ihm gesucht: «Ich hatte weder zu einem Vertreter noch zu einem der Spieler, die ich im Video anspreche, je Kontakt.» Das Urteil wolle er voraussichtlich nicht weiterziehen, sagt der Tiktoker zu 20 Minuten.

SFV spricht von wegweisendem Urteil

Der SFV spricht auf Anfrage von einem wegweisenden Urteil. Man nehme es «mit Genugtuung» zur Kenntnis. In der Schweiz soll und dürfe niemand wegen seiner familiären Herkunft, wegen seiner Hautfarbe oder wegen seiner Wurzeln rassistisch beleidigt, erniedrigt oder diffamiert werden, betont Medienchef Adrian Arnold. «Es ist ein starkes Zeichen, dass die Justiz unsere Nationalspieler, die Personen des öffentlichen Lebens sind, vor solchen, vor allem in den sozialen Medien, zunehmenden verbalen Erniedrigungen, schützt.»

Stört es dich, dass nicht alle Nati-Spieler bei der Hymne singen?

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Rassismus betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Beratungsnetz für Rassismusopfer

GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

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